Kommentar
09:35 Uhr, 25.04.2023

Die meisten Unternehmensanleihen sind für Privatanleger nicht handelbar, ausgerechnet Porsche ist eine Ausnahme!

In Stuttgart sind sagenhafte 10.500 Corporate Bonds handelbar, nur gut 15% davon sind für Private zugänglich in Stückelungen unter 100 TSD EUR.

Erwähnte Instrumente

  • Porsche Automobil Holding 28 - WKN: A351ML - ISIN: XS2615940215 - Kurs: 100,59 € (Frankfurt)

Damit bleibt ein großes Anlageuniversum den privaten Anlegern verschlossen, gerade in einer Zeit, in der es wieder Zinsen gibt. Sehr ärgerlich. Da tröstet es sicherlich wenige, dass es natürlich auch etliche Privatanleger gibt, die sich diese Stückelung leisten können.

Es gibt vor allem zwei Gründe, die das Problem ausmachen

1. Die "PRIIP-Verordnung" (Packaged retail investment and insurance products)
stuft Unternehmensanleihen als "verpacktes Anlageinstrument" ein, als seien es zum Beispiel Anlagezertifikate. Für solche Produkte ist ein Basisinformationsblatt nötig, das ständig aktuell gehalten werden muss. Der Aufwand erscheint vielen Unternehmen zu hoch, zumal die Privatanleger für sie keine wichtige Rolle spielen.

2. Bei einer Stückelung unter 100 TSD EUR ist ein Wertpapierprospekt nötig, der recht aufwendig ist. Wenn man aber eh keine Privatanlager braucht oder in seinen Anleihen haben will, tätigt man den Aufwand eben nicht.

Status quo ist also: Entweder man kann als Privatanleger gar nicht handeln, oder erst ab 100 TSD EUR. Nur eine kleine Minderheit der Anleihen ist für alle handelbar, meist sind das Unternehmen, die eben schon auf Privatanleger angewiesen sind, und leider handelt es sich häufig um Anleihen minderer Qualität, da die emittierenden Unternehmen keine guten Schuldner sind.

Für das erste Problem, die PRIIP-Verordnung, naht eine Lösung. Im Mai will die EU-Kommission die PRIIP-Regulierung überarbeiten. Es ist gut möglich, dass dann Unternehmensanleihen nicht mehr unter diese Regulierung fallen.

Das alleine wird aber nicht reichen, die 100 TSD EUR Hürde muss auch fallen, dazu müsste das Prospektrecht überarbeitet werden. Immerhin ist das Problem erkannt und es besteht Hoffnung.

Eine der Ausnahmen ist brandneu am Markt: Porsche Holding!

Die Porsche Automobil Holding hat kürzlich eine Anleihe begeben, die bei Investoren auf reges Interesse traf.

Der Zinskupon beträgt 4,5 % p.a., die Anleihe läuft bis 2028. Platziert wurde sie bei Investoren zu 99,65 % des Nennwerts, aktuell notiert sie zu 100,8 %.

Die Porsche Automobilholding hält vor allem Anteile an Volkswagen und der Porsche AG. Der Kauf der Anteile an letzterem Unternehmen ist auch der Grund für die Begebung der Anleihe. Sie ist Teil eines Finanzierungsmixes - davor war die Porsche Holding komplett schuldenfrei. Angesichts der bilanziellen Situation muss man sich um die Rückzahlung keine Sorgen machen - da müssten schon VW und Porsche AG bis 2028 in die Pleite marschieren.

Zumindest an schwachen Tagen sollte man sich die Anleihe anschauen. Die Rendite ist durchaus attraktiv, auch wenn der Aufschlag zu 100 % sicheren deutschen Staatsanleihen nicht riesig ist, aber eben doch um die 1,5 % p.a. Achte darauf, ob sich die Investition rechnet, wenn man die Gebühren bei Kauf und Verkauf berücksichtigt! Das kann bei sehr kleinen Stückelungen ein Gegenargument sein, auch abhängig von den Kosten beim Broker.

Es ist schon erstaunlich, dass ausgerechnet eine Firma mit dem Namen Porsche eine Anleihe begibt, die auch Privatanleger kaufen können.

Lesetipp: PORSCHE SE - Aktie der Holding mit gigantischem Abschlag

Porsche Automobil Holding 28
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