Kommentar
17:38 Uhr, 07.11.2007

Die Istanbuler Börse trotzt bisher der PKK-Krise

Wegen dem beabsichtigten Einmarsch in den Nordirak zur Bekämpfung der dort stationierten PKK-Kämpfer produziert die Türkei schon seit Wochen negative Schlagzeilen. Aber auch sonst läuft es außenpolitisch gesehen momentan alles andere als rund. Kritik kommt auch von der EU-Kommission. Sie wirft dem Land in dem anstehenden jährlichen Strategiepapier zur EU-Erweiterung weitgehende Stagnation bei der Umsetzung demokratischer Reformen vor.

An der Börse werden diese Probleme zwar ebenfalls intensiv diskutiert, auf die Kurse haben sie sich aber noch nicht negativ ausgewirkt. Der ISE-100 Index notiert auf Tuchfühlung zu dem erst Mitte Oktober markierten Rekordhoch und insgesamt steht in diesem Jahr schon ein Plus von 46,7 Prozent zu Buche. Auf Dollar-Basis gerechnet sind es wegen der festen türkischen Lira sogar rund 76 Prozent.

Zinssenkungshoffnungen und Gewinnperspektiven stützen

Schwerer als die erwähnten politischen Probleme wiegen zumindest derzeit noch positive Faktoren wie die Aussicht auf weitere Zinssenkungen und hohe Gewinnzuwächse. In dieser Hinsicht wird den Anlegern in der Türkei tatsächlich einiges geboten. „Bei den acht Banken und 29 Industriewerten, die wir analysieren, rechnen wir nach neun Monaten des laufenden Jahres im Schnitt mit Gewinnsteigerungen von 61 und 39 Prozent“, erklärt Erkan Savran, Head of Research beim Broker AK Securities. Das sind Zuwachsraten, die Börsianerherzen höher schlagen lassen. Zumal gleichzeitig nach Angaben des Brokers Oyak Securities das Markt-KGV (unter Ausklammerung der Holdings) für 2007 auf 13,9 und für 2008 auf 12,7 zu veranschlagen ist. Gemessen am Gewinnwachstum ist das moderat.

Günstig auf die Anlegerstimmung wirkt sich auch der begonnene Zinssenkungszyklus aus. Die Notenbank hat die Leitzinsen zuletzt bereits zwei Mal gesenkt und weil sich die Inflation über weite Strecken des Jahres auf dem Rückzug befindet, prognostizieren Beobachter einheitlich weitere Zinssenkungen. Gestritten wird lediglich darüber, wie aggressiv das Vorgehen sein wird. Die Notenbank selbst stellt zwar niedrigere Zinsen in Aussicht, warnt aber gleichzeitig vor allzu großen Erwartungen in dieser Hinsicht. Optimisten sagen aber dennoch in den nächsten zwölf Monaten Zinssenkungen von bis zu 350 Basispunkten voraus. Selbst vorsichtigere Analysten wie Ali Riza Incekara vom Broker Raymond Securities rechnen noch mit einem Leitzinsrückgang von 150 Basispunkten. Auf dieser Basis wird bei Raymond Securities dem ISE-100 Index auf Jahressicht ein Potenzial von zehn Prozent auf 62.300 Punkten zugebilligt. „Wenn die Notenbank sogar um 350 Basispunkte senken würde, dann würde das weiteres Kurspotenzial von rund 20 Prozent eröffnen“, rechnet Incekara vor.

Quelle: Ostbörsen-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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