Die Inflation überschreitet den Zenit - jedenfalls in China
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Für Verbraucher ist Inflation inzwischen mehr als nur ein Ärgernis. Das gilt zwar fast überall auf der Welt, allerdings steigen die Löhne in Europa nur sehr langsam. Kaum in einer anderen Region sind die Reallohnverluste so hoch wie hier. Verbrauchern geht es dabei im Vergleich zu Produzenten noch gut.
Erzeugerpreisanstiege im zweistelligen Bereich sind eine Normalität. In Griechenland ist ein Preisanstieg von 50 % auf Jahressicht in greifbarer Nähe (Grafik 1). In vielen anderen europäischen Ländern sind 30 % keine Seltenheit mehr. Lediglich die Schweiz zeigt einen noch verhältnismäßig geringen Anstieg. Eine Aufwertung des Franken hat dabei geholfen.
In vielen europäischen Ländern liegt der Erzeugerpreisanstieg nun auf dem Niveau, welches die Türkei Ende 2021 auswies. Zugegeben, inzwischen liegen die Erzeugerpreise in der Türkei im dreistelligen Bereich (+114 % auf Jahressicht), doch noch vor wenigen Monaten hielt man es für undenkbar, dass es in Westeuropa Zustände wie in der Türkei geben würde. Nun sind sie da.
Deutschland weist den mit Abstand höchsten Preisanstieg der Nachkriegsgeschichte aus (Grafik 2). Dass die zögerliche Haltung der EZB da Kopfschütteln verursacht, ist nachvollziehbar. Man kann die Preisentwicklung auch nicht nur auf explodierende Kohle- und Gaspreise schieben.
Die Inflation, die ihren Ausgangspunkt bei Energie- und anderen Rohstoffen nahm, hat sich längst ausgedehnt. Die Kernrate der Erzeugerpreise liegt in Deutschland ebenfalls im zweistelligen Bereich (Grafik 3). Inflation ist sehr viel mehr als ein Nischenproblem, welches sich auf Energierohstoffe schieben lässt. Preise steigen überall, ob bei Gütern oder Dienstleistungen.
Notenbanken rechneten nicht damit, dass die Inflation auf alle Bereiche der Wirtschaft übergreifen würde. Genau das ist geschehen. Umso schwieriger ist es eigentlich, sie wieder loszuwerden. Da kommt ein Trend aus China sehr gelegen. In China steigen die Erzeugerpreise immer langsamer (Grafik 4).
Im Normalfall sind Erzeugerpreise in Europa und China eng miteinander verknüpft. Einerseits fließen natürlich die gleichen Rohstoffpreise in die Berechnung mit ein. Andererseits stellen beide Regionen füreinander wichtige Vorleistungsgüter her. Steigen die Preise in China immer langsamer oder sinken sogar, wirkt sich das auch positiv auf Europa und den Rest der Welt aus.
Die Trendumkehr haben wir unter anderem neuen Lockdowns zu verdanken. Die Binnennachfrage in China ist schwach. Die Nachfrage aus dem Ausland kann diese Schwäche nicht kompensieren. Zu hohe Kapazität und zu wenig Binnennachfrage wirkt bei der Preisentwicklung Wunder.
Wegen der Wachstumsschwäche in China wertet auch der Yuan ab. Es wird billiger, in China einzukaufen. Da viele Güter aus China importiert werden, wirkt dies positiv. Chinas Wachstumsschwäche allein kann unser Inflationsproblem nicht lösen. Es wird den Preisanstieg jedoch etwas nach unten drücken.
Clemens Schmale
Tipp: Als Abonnent von Godmode PLUS sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und Godmode PLUS inclusive. Analysen aus Godmode PLUS werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!
Lernen, traden, gewinnen
– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.