Kommentar
10:12 Uhr, 09.03.2012

Die Iden des März

Die Wahrscheinlichkeit, dass die seit Jahresbeginn ruhige und stetige Aufwärtsbewegung der Aktienmärkte im März in eine nervösere und volatilere Phase übergeht war hoch. Der März hat sich als Überraschungsmonat in den letzten Jahren einen Namen gemacht. So erreichte die “Dotcom-Blase“ im März 2000 ihren Höhepunkt, der DAX fand nach dreijähriger Baisse im März 2003 sein Tief, das Ende der Finanzkrise wurde im März 2009 eingeläutet und zuletzt setzten die Ereignisse um Fukushima am 11. März 2011 die Märkte unter Druck. Die Metapher für bevorstehendes Unheil, die auf die Ermordung Julius Cäsars zurückgeht, lässt sich in der Neuzeit durchaus für die Finanzmärkte anwenden.

Dabei verzeichneten nahezu alle Asset-Klassen in den ersten beiden Monaten dieses Jahres einen Traumstart: Der DAX stieg um 18 Prozent, Rohstoffe in Summe um 7 Prozent, Öl um 10 Prozent und selbst Deutsche Staatsanleihen, die sich ja normalerweise als Korrektiv zu Risiko-Investments verhalten, legten um gut 1 Prozent zu. Die Gründe liegen vor allem darin, dass die befürchtete globale Rezession nicht eintrat, die Euro-Krise sich zu Jahresbeginn beruhigte, die Unternehmen anhaltend gute Ergebnisse liefern und die Notenbanken die Märkte mit einer überbordenden Liquidität versorgen. Dennoch bedarf dieser Traumstart nach allen Regeln der Markttechnik einer Korrektur, bevor es weiter aufwärts gehen kann.

Es gibt aber auch handfeste Termine, die Anlass zu verstärkter Wachsamkeit beziehungsweise Nervosität geben. So wird sich in diesen Tagen endlich herausstellen, wie viele private Gläubiger Griechenlands sich an dem freiwilligen oder vielmehr zwangsweisen Forderungsverzicht beteiligen werden. Gleichzeitig wird entschieden, wie die Modalitäten für diejenigen gestaltet werden, die sich nicht beteiligen wollen. Wir gehen davon aus, dass der Schuldentausch erfolgreich verläuft und sich über 75 Prozent beteiligen. Der Rest dürfte durch Einführung der Collective Action Clauses (CAC) zwangsweise zum Umtausch gezwungen werden. Der Tag der Entscheidung ist am 20. März, wenn eine griechische Anleihe über 15 Milliarden Euro fällig wird.

Chancen überwiegen Risiken

Im März wird sich aber auch zeigen, wie sich die für das positive Marktumfeld wichtigen Parameter – extrem hohe Liquidität der Notenbanken, besser als erwartete Konjunkturentwicklung und stabile Inflation – weiter entwickeln. Die positiven Überraschungen der amerikanischen Konjunkturdaten wurden zuletzt weniger, China vermeldete ein niedrigeres Wachstumsziel von 7,5 Prozent für 2012 und der Ölpreis ist Haupttreiber für die Inflationsentwicklung. Die Liquiditätsversorgung wird aus unserer Sicht hoch bleiben und sogar weiter steigen. Die europäische Zentralbank (EZB) wird nach Ausgabe der 3-Jahres-Tender zunächst abwarten, ob die Maßnahmen Wirkung zeigen. Wir gehen aber davon aus, dass die amerikanische Notenbank FED noch einiges im Köcher hat, falls die US-Konjunkturdaten sich wider Erwarten verschlechtern, insbesondere im Hinblick auf die Präsidentschaftswahl im Herbst. Die chinesische Wachstumsprognose ist zwar geringer als im letzten Jahr, jedoch wurde diese rückblickend meist übertroffen. Die chinesische Administration wird eher zu geldpolitischen Lockerungen neigen, als eine harte Landung der Konjunktur zu riskieren.

Als Hauptrisikofaktor werten wir eine Eskalation geopolitischer Natur. Sollte es zu Angriffen von Israel auf den Iran kommen, um das Atomprogramm zu behindern, wären unkalkulierbare Auswirkungen auf den Ölpreis und somit auf die Weltkonjunktur und die Inflation die Folge. Dieses Szenario ist allerdings nur sehr schwer zu prognostizieren. Gleiches gilt für den Syrien-Konflikt. Hier scheinen sich grundsätzlich unterschiedliche Interessenlagen der früheren Blöcke – der Westen auf der einen, Russland und China auf der anderen Seite – zu manifestieren, mit kaum vorhersehbarem geopolitischen Konfliktpotenzial.

Korrekturen zum Einstieg nutzen

Im aktuellen Umfeld ist es sinnvoll Anlagebausteine im Portfolio zu haben, die von einem Volatilitätsanstieg profitieren. So eignet sich zum Beispiel eine Put-Option auf den DAX, um die Abwärtsentwicklung des deutschen Aktienmarktes abzufedern. Eine Korrektur zwischen 5 und 10 Prozent maximal werten wir als Luftholen der Märkte. Damit würden sich gleichzeitig gute Chancen bieten, die Aktienquoten weiter zu erhöhen. Wir gehen davon aus, dass die wichtigsten Indizes ihre runden Marken übertreffen (DAX 7.000, Dow Jones 13.000, Nikkei 10.000, Nasdaq 3.000). Dies würde mit einem weiteren Anstieg der Rohstoffpreise sowie einem in der Tendenz starken Euro korrelieren. Wichtige Marken, die es zu überwinden gilt, sind: 1.800 US-Dollar für den Goldpreis, 127 US-Dollar für Öl der Sorte Brent und einem Euro-Dollar-Kurs von 1,35.

Quelle: GECAM

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