Die getarnte Rückkehr amerikanischer Privatanleger
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Erwähnte Instrumente
- S&P 500Kursstand: 1.973,61 Punkte (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
- S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 1.973,61 Punkte (Chicago Mercantile Exchange)
Amerikanische Privatinvestoren profitieren von der Rally an den Aktienmärkten – ganz im Gegensatz zu den Deutschen. In den Staaten wuchs der Anteil der Vermögen der privaten Haushalte, die in Aktien und Unternehmensanleihen investiert waren, auf Fünfjahresfrist um 25 %. Zum Ende des zweiten Quartals waren 13,3 Billionen USD so investiert, 7,7 Billionen USD davon sind in Aktienfonds veranlagt.
Das ist eine Abkehr davon, was die amerikanischen Privatanleger in der letzten Krise nach dem Platzen der Internetblase taten: Damals gingen sie in US-Staatsanleihen und Gold, begannen zu sparen und haben sich sturmsicher aufgestellt, um auf die nächste Krise vorbereitet zu sein. Das ist nicht mehr der Fall.
35 % der Finanzaktiva der amerikanischen Haushalte sind heute in Wertpapieren von Unternehmen (Anleihen, Aktien) investiert und damit dem Risiko von Kursschwankungen oder Firmenpleiten ausgesetzt. Das ist der höchste Anteil seit dem dritten Quartal 2007 (34 %), es ist auch höher als 1968 (31 %), aber tiefer als im ersten Quartal des Jahres 2000 (43 %). Merke: 1966 bis 1982 tauchten US-Aktien in einen Bärenmarkt ein, ebenso von 2000 bis 2002 und auch von 2007 bis 2009. Jetzt wieder?
Die Zahl ist durch die Nullzinspolitik der Zentralbanken verzerrt, wie so gut wie alle Preise in diesen Tagen. Auch ist anzumerken, dass die Altersvorsorge in den USA in den vergangenen Jahrzehnten und auch Jahren immer stärker auf das Sparen in Aktien ausgerichtet worden ist. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Partizipation der amerikanischen Privathaushalte am Aktienmarkt bisherige historische Höchststände erneut erreicht hat.
Wenn ein Unternehmen von dieser Entwicklung profitieren konnte dann ist es Vanguard. Der Fondsanbieter vereint ein Gesamtvermögen von drei Billionen USD unter seinem Firmendach, vor fünf Jahren waren es nur 1,2 Billionen USD. 1,8 Billionen USD sind heute außerdem in passive Indexfonds, also ETFs, veranlagt. Die Hälfte davon, schätzt PricewaterhouseCoopers, wird von Privatanlegern gehalten. BlackRocks iShares verwaltet alleine eine Billion USD in ETFs, das ist mehr als die Branchenzweiten und –dritten (State Street und Vanguard) zusammen. Auf Fünfjahresfrist beträgt das Wachstum aktiv verwalteter ETFs 60 %, macht aber nur 1 % der gesamten in ETFs verwalteten Vermögen aus.
Privatanleger wenden sich in den USA immer stärker an einzelne Investmentberater und gehen nicht mehr in große Banken, um sich dort beraten zu lassen. Erstmals rutschte zuletzt der Anteil des Investmentgeschäfts bei den großen Wall-Street-Banken unter 50 %. Ein neuer Trend macht in den USA die Runde: So genannte Registered Investment Advisors, kurz RIAs, finden rasanten Zulauf. RIAs verwalten in den USA 364 Milliarden USD in passiven ETFs, die vier großen Wall-Street-Banken haben für ihre Kunden lediglich 311 Milliarden USD in ETFs geparkt.
Fünf Jahre und sieben Monate Bullenmarkt und amerikanische Anleger setzen immer noch auf passiv verwaltete, konservative Produkte, lassen sich im Stillen beraten, es gibt keine neuen Investment-Gurus, die dieser Bullenmarkt geboren hat. Die Bewertungen von Finanznachrichtensendern in den USA sind auf den tiefsten Stand seit zwei Jahrzehnten gesunken, obwohl der Anteil der Aktieninvestments durch Privatanleger auf 15-Jahreshochs stieg.
Die Menschen kommen mit Widerwillen an die Aktienmärkte zurück, als hätten sie Angst, dass es jemand mitbekommen könnte, dass hier wieder Geld zu verdienen ist.
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