Kommentar
12:36 Uhr, 20.04.2009

Die Finanzkrise 2008/2009 – hat sie ihr Ende schon gesehen ?

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Die Finanzkrise 2008/2009 – hat sie ihr Ende schon gesehen, jedenfalls was die Transformation der fundamentalen Lage in Börsenkurse angeht? Wie bereits beim letzten großen Kurstief im Jahr 2003 (dem ein fast 3jähriger Bärenmarkt vorausging) entpuppte sich der März als Wendemonat. Insbesondere Bankwerte haben sich seitdem massiv erholt, was an sich auch nicht verwunderlich ist: Denn auch wenn viele die Qualität der vermeldeten Gewinne in 2009 bemängeln, so steht doch fest dass es operativ – wenn man also die Abschreibungen auf kritische Papiere ausnimmt – eine historisch einmalig gute Ausgangslage gibt. Die Refinanzierungskosten bei den Notenbanken liegen extrem niedrig, die Banken können sich außerdem weiterhin unbegrenzt Liquidität verschaffen (so weit die Sicherheiten reichen), und die vereinnahmten Zinsen sind relativ hoch. Im Prinzip ist das ein staatlich geschaffenes Banken-Eldorado. Natürlich hört das Jammern nicht auf. Erstens sind die Grundprobleme in den Bankbilanzen noch nicht gelöst, und zweitens will natürlich jeder dass die Säuberungskosten der Staat trägt. ..

Jetzt so zu tun, also sei alles wieder im Lot ist natürlich albern. Aber die Welt geht nicht unter, das System ist nicht tot (auch wenn viele es als krank bezeichnen, was es dann aber schon immer war). Die Frage ist, war überhaupt in diesem System jemals etwas im Lot, im Sinne der Kritiker?

Nach den massivsten Einbrüchen in der Industrie seit Jahrzehnten ist es sogar nicht mal vermessen, für 2010 eine deutliche Gegenbewegung, analog zu den Aktienkursen, zu erwarten. Dass sich die Kreditpyramide nun weiter aufbaut ist richtig, aber ich möchte bei allen Systemkritikern endlich mal eine vernünftige Alternative lesen. Außer Massen an Pamphleten, die die Schlechtigkeit des Kapitalismus und des Geldsystems predigen sowie abstrusen Forderungen bzgl. der Rückkehr zur Bezahlung mit Goldmünzen (oder alternativ des Tauschhandels) ist wenig zu vernehmen. Gerne wird übersehen, dass das moderne Geldsystem – trotz all seiner Mängel – dauerhaft hohe Wachstumsraten begünstigt und dies auch eindrucksvoll belegt hat. Wie bei einem schönen Alkoholrausch gibt es allerdings ab und zu einen gewaltigen Kater. Ob die Party mit dem bisherigen Gesöff weitergehen kann, ist vor allem eine Frage des Vertrauens. Wenn dieses wiederkehrt, können wir noch Jahrzehnte überdauern. Alles Gerede um Währungsreformen etc. ist kontraproduktiv. Es steigert die Angst der Menschen vor dem Wertverfall ihrer Geldscheine. Die ist insbesondere in Deutschland sehr wichtig, vor dem Hintergrund der historischen Erfahrungen. In den USA dagegen, das in seiner Geschichte nie einen Staatsbankrott oder eine Hyperinflation erlebt hat, sieht man die Währungsstabilität recht locker. Vielleicht regt man sich deswegen dort auch weniger über die wundersame Geldvermehrung der Fed auf. Kurzfristig jedenfalls scheint die Medizin zu helfen, und das ist doch völlig im Sinne des derzeit wieder allseits gefeierten John Maynard Keynes. Sein berühmtestes Zitat: in the long run, we are all dead!

Daniel Kühn - Redaktionsleitung http://www.tradersjournal.de und CFD&Forex-Report

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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