Kommentar
10:44 Uhr, 08.04.2020

Die EZB akzeptiert künftig auch "Schrott" als Sicherheit

Die EZB verwandelt künftig alles in Geld, was sich irgendwie in Geld verwandeln lässt: Auch ausfallgefährdete griechische Staatsanleihen oder Krisenkredite dürfen von den Banken jetzt bei der EZB als Sicherheit hinterlegt werden.

Diese Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat es in sich: Um ihre Krisenbekämpfungsmaßnahmen wirkungsvoller zu machen, hat die EZB ihre Bestimmungen für Sicherheiten, die Banken für Zentralbankgeld hinterlegen müssen, gelockert.

Konkret beschloss die EZB am Dienstag ein ganzes Maßnahmenbündel. Die wichtigsten Entscheidungen der EZB:

  • Griechische Staatsanleihen können künftig bei der EZB als Sicherheit hinterlegt werden, auch wenn sie von den Ratingagenturen nicht als "Investment Grade" eingestuft werden. Das soll es griechischen Banken leichter machen, an EZB-Geld zu kommen, zum Beispiel im Rahmen der längerfristigen Refinanzierungsoperationen der EZB. Denn griechische Banken haben naturgemäß viele griechische Staatsanleihen in der Bilanz, die sie nun bei der EZB in Liquidität verwandeln können.
  • Staatlich garantierte Kredite an Unternehmen, Selbständige und Haushalte können von den Banken nun ebenfalls bei der EZB als Sicherheit hinterlegt werden. Damit können die Banken die staatlich garantierten Corona-Krisenkredite gleich in neues Geld verwandeln, indem sie diese Kredite als Sicherheit bei der EZB hinterlegen.
  • Sogenannte "Haircuts", also Wertabschläge auf die bei der EZB hinterlegten Sicherheiten, werden temporär um 20 Prozent verringert. Die Banken erhalten also mehr Geld für die bei der EZB hinterlegten Sicherheiten. Neben dieser temporären Veränderungen wurden auch die Haircut-Parameter dauerhaft verändert, was im Schnitt einer weiteren Reduktion der Haircuts um 20 Prozent gleichkommt, wie die EZB mitteilte.

Daneben beschloss die EZB weitere Detailveränderungen, die es den Banken leichter machen sollen, an EZB-Liquidität zu kommen. So können künftig auch Kleinstkredite bei der EZB als Sicherheit hinterlegt werden, die Banken können einfacher ihre eigenen Kredit-Bewertungssysteme zur Bewertung der zu hinterlegenden Kredite einsetzen und die Berichtspflichten wurden reduziert, damit die Banken ihre Kredite auch dann schon in frisches Zentralbankgeld verwandeln können, wenn die erforderliche Berichtsinfrastruktur noch gar nicht eingerichtet ist.

Die EZB betont, dass alle Veränderungen (bis auf die dauerhafte Anpassung der Haircut-Parameter) nur vorübergehend gelten sollen. Die Veränderungen seien temporärer Natur für die Dauer der Coronavirus-Pandemie und seien an das Pandemie-Kaufprogramm PEPP geknüpft. Noch vor dem Jahresende 2020 sollten die Maßnahmen überprüft werden, wobei es gleichzeitig die Möglichkeit einer Verlängerung gebe, "um sicherzustellen, dass die Beteiligung der Gegenparteien des Eurosystems an den Liquiditätsbereitstellungsgeschäften nicht beeinträchtigt wird."

Die EZB könnte aber noch einen Schritt weitergehen und künftig generall auch Anleihen als Sicherheiten akzeptieren, die von den Ratingagenturen in Folge der Coronavirus-Pandemie nicht mehr als "Investment Grade", sondern als "Schrottanleihen" eingestuft werden. Denn wie es weiter heißt, hat der EZB-Rat "die Ausschüsse des Eurosystems beauftragt, Maßnahmen zu bewerten, um die Auswirkungen von Rating-Herabstufungen aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus auf die Verfügbarkeit von Sicherheiten der Gegenparteien vorübergehend zu verringern und gleichzeitig die Angemessenheit der Sicherheiten sicherzustellen". Auf deutsch heißt das: Die EZB könnte künftig vorübergehend bei ihr hinterlegte Wertpapiere weiter als Sicherheit akzeptieren, wenn die in Folge der Coronavirus-Krise von den Ratingagenturen herabgestuft wurden und ihr "Investment Grade"-Rating verloren haben, also zum Beispiel Unternehmensanleihen, bei denen die Ratingagenturen nun eine deutlich höhere Ausfallwahrscheinlichkeit sehen. Dafür dürfte es großen Bedarf geben, denn zahlreiche Anleihe-Emittenten könnten wegen der Pandemie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und ihr Investment-Grade-Rating verlieren. Anleihen dieser Emittenten dürfte die EZB dann aber eigentlich nicht mehr als Sicherheiten akzeptieren, was nun offenbar geändert werden soll.

Fazit: Die EZB lässt die Banken künftig so gut wie alles zu Geld machen, was sich irgendwie zu Geld machen lässt, bis hin zu staatlich garantierten Kleinstkrediten oder ausfallgefährdeten griechischen Staatsanleihen. Die Banken können praktisch sämtliche Vermögenswerte in der Bilanz als Sicherheit für EZB-Kredite hinterlegen, künftig wohl sogar Anleihen, die ihr Investment-Grade-Rating in Folge der Corona-Epidemie verloren haben.


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  • member01
    member01

    Sehr geehrter Herr Baron,

    bedanke mich für Ihre fundamental orientierten Beiträge zusätzlich zu den charttechnischen Beiträgen Ihrer Trader-Kollegen. Leider wird Ihre (lobenswerterweise) immer noch offene "Kommentar-Funktion" m.E. zunehmend als "private chatroom" missbraucht / zugemüllt, was dem Wert Ihrer Beiträge in keiner Weise gerecht wird. Obwohl ich mich bzgl Zensur sachlich unbequemer Kommentare seitens godmode-trader (insbesondere seitens "Chef-Etage") schon oft ärgern musste, kann ich Ihnen nur raten. diese Flut privater Chat-Comments ohne klaren Bezug zu Ihrem jeweiligen Artikel automatisch eliminieren zu lassen um rein artikelbezogene Diskussionen zu ermöglichen - was doch wohl der Sinn Ihrer Arbeit sein sollte !?! Andernfalls geht der Sinn Ihrer Beiträge in der Flut irrelevanter private-chats verloren.

    16:10 Uhr, 09.04.2020
    1 Antwort anzeigen
  • trend-x
    trend-x

    Ich verabschiede mich mit meinem Dow/HangSeng Straddle (+1.120 Punkte) ins WE. Schöne Ostern allerseits.

    16:04 Uhr, 09.04.2020
  • trend-x
    trend-x

    Dow TP1 696 (+104)

    15:35 Uhr, 09.04.2020
  • trend-x
    trend-x

    Dax TP2 10.500. Dow short bei 23.800 aufgenommen

    15:10 Uhr, 09.04.2020
    1 Antwort anzeigen
  • trend-x
    trend-x

    Habe eben inoffizielle Infos zu Firmenschliessungen und der Auftragslage aus China erhalten. Wenn das so anhält, wird es nicht lustig, was da auch auf uns als Exportweltmeister zukommt 🤔😱

    15:02 Uhr, 09.04.2020
    1 Antwort anzeigen
  • trend-x
    trend-x

    so TP1 10.480 erreicht, Rest läuft mit TS

    14:58 Uhr, 09.04.2020
  • KT173
    KT173

    Eine Schrottinstitution akzeptiert Schrott, natürlich wie immer zeitlich begrenzt. Fassungslos bin ich nur über die Ahnungslosigkeit der Massen. Die Leute, die Krall, Otte und diverse andere als Panikmacher kritisieren, werden sich noch wundern was bei den ach so sicheren Kreditinstituten und dem Euro noch passieren wird. Ich vermute, dann wird man sich statt um Toilettenpapier um dieses gelbe nichts abwerfende Stück Metall namens Gold streiten. Wenn man denn irgendwo welches kaufen kann. Fazit: Es geht abwärts und das schneller als die Pessimisten vorausgesagt haben.

    13:57 Uhr, 09.04.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    ICH HASSE DIE DICKE ANNA....

    11:37 Uhr, 09.04.2020
  • daxe
    daxe

    so war genug

    bis heut nachmittag

    11:29 Uhr, 09.04.2020
    3 Antworten anzeigen
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    aaaah gääääähn...guud morning inse morning...kann man schon long

    11:19 Uhr, 09.04.2020
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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