Kommentar
11:38 Uhr, 23.07.2012

Die Eurozone muss und wird kleiner werden

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Der Euro befindet sich im Tiefflug. Heute markierte die Einheitswährung ein Zweijahrestief bei unter 1,21 USD. Kann man den Märkten den Abverkauf übel nehmen? Sicher nicht! Die Eurozone gibt ein jämmerliches Bild ab – von Einheit keine Spur. Die Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern sind unüberbrückbar groß und vertiefen sich weiter. Eine Verkleinerung der Eurozone, eine Fokussierung ist unumgänglich. Mit den Statements des IWF vom Wochenende bezüglich Griechenland ist das erste Mitglied nun mehr oder weniger offen zum Abschuss freigegeben worden. Es war nie ein Herzensanliegen, die Griechen im Euro zu halten. Lediglich die Furcht vor den Folgen eines Austritts veranlasste die EU, ein Hilfspaket nach dem anderen aufzulegen. Inzwischen ist man sich in der Eurozone offenbar sicher, die Ansteckungsgefahren im Griff zu haben. Das ist umso bemerkenswerter, als der Start des ESM mindestens bis Mitte September aufgeschoben ist, wenn das Bundesverfassungsgericht über die Klagen gegen den Stabilitätsmechanismus entscheidet. Und ohne ESM als zentrales Bollwerk der Eurorettung sieht es etwas eng aus.

Man kann aber davon ausgehen, dass es immer mehrere Alternativszenarien gibt – völlig untätig sind unsere Politiker nicht. Angenommen Griechenland erklärt am Wochenende den Austritt aus der Eurozone, dann steht am Montag in der Früh die EZB mit ihrer gesamten geldpolitischen Artillerie bereit. Und nicht nur diese, die wichtigsten weltweiten Zentralbanken ebenso. Unterschätzen Sie niemals die Macht und Entschlossenheit dieser Institutionen, auch wenn es zwischendurch so aussieht, als würden die Notenbanker nicht alles mit sich machen lassen. Der Euro wird nicht einfach so fallengelassen, auch wenn sich das viele wünschen – vom einfachen Bürger über den Wirtschaftswissenschaftler bis zum Politiker. Aber die Eurozone wird in der aktuellen Zusammensetzung nicht erhalten bleiben. Sie wird kleiner werden. Das ist für die Stabilität der Gemeinschaftswährung aber das Beste, was passieren kann. Sie werden es nach dem möglichen Austritt Griechenlands beobachten können – eine Schrecksekunde ist drin, Euro und Aktienmärkte werden danach einen großen Satz nach oben machen. Nicht ausschließen kann man, dass unmittelbar darauf noch ein weiteres Land oder sogar zwei geopfert werden. Um die Kernzone herum wird es aber einen Sperrriegel geben müssen, der den Märkten unmissverständlich klarmacht: Diese Länder bleiben definitiv im Euro. Ob dazu auch Spanien und Portugal zählen, ist sicherlich zumindest fraglich.

Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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