Die EU-Strategie der Krypto-Börse OKX – Europa-Chef im Interview
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Die Krypto-Börse OKX hat die MiCA-Lizenz erhalten und darf nun vollumfänglich seine Dienstleistungen in der EU und für einzelne EWR-Staaten anbieten. Dass sich das internationale Schwergewicht als einer der ersten ausländischen Player so schnell in Stellung bringen konnte, ist vor allem Erald Ghoos, dem Europa-Chef der Krypto-Börse zu verdanken. Im Interview mit BTC-ECHO hat er mehr über die nächsten Schritte und seine Auffassung vom Kryptomarkt gesprochen.
Das Interview wurde auf Englisch geführt und anschließend ins Deutsche übersetzt.
BTC-ECHO: Glückwunsch zur MiCA-Lizenz, war es schwer für euch, sie zu erhalten?
Erald Ghoos: Wir haben bereits seit über einem Jahr an der Erlangung unserer MiCA-Lizenz gearbeitet. Dabei haben wir alle erforderlichen Dokumente vorbereitet, unsere Richtlinien aktualisiert, die richtige Teamstruktur aufgebaut und sichergestellt, dass die erforderlichen Gremien und Ausschüsse ordnungsgemäß besetzt sind, um den MiCA-Anforderungen zu entsprechen. Für uns war der zusätzliche Aufwand relativ gering, da wir uns bereits an die Standards der Malta MFSA gehalten haben, die weitgehend mit den MiCA-Anforderungen übereinstimmen. Einige Kriterien der maltesischen VASP-Registrierung mussten wir unter MiCA nicht mehr erfüllen.
Seit dem 27. Januar haben wir offiziell die volle MiCA-Lizenz erhalten. Zuvor gab es eine Vorabgenehmigung seitens der MFSA, unserer Heimatregulierungsbehörde in Malta. Sie stellte uns einige Bedingungen, die wir innerhalb einer Woche erfüllt haben. Daraufhin wurde diese Vorabgenehmigung in eine vollständige MiCA-Lizenz umgewandelt.
Damit ihr in den einzelnen EU-Staaten aktiv sein könnt, müsst ihr eure MiCA-Lizenz in die jeweiligen Mitgliedsländer passporten, also übertragen. Kannst du uns mehr zu diesem Prozess erzählen?
Anschließend haben wir mit unseren lokalen Beratern und der MFSA zusammengearbeitet, um den sogenannten Passporting-Prozess zu starten. Innerhalb der EU ist dieser Prozess sehr klar und einfach: Man informiert die einzelnen Mitgliedstaaten darüber, dass man lizenzierte Aktivitäten in ihren Markt bringt, und nach einer bestimmten Frist gelten diese als genehmigt.
Bei den drei EWR-Staaten, die nicht Teil der EU sind, verläuft das Verfahren etwas anders. Hier dauert es länger als die üblichen 15 Werktage innerhalb der EU. In Liechtenstein verlief der Prozess jedoch sehr schnell, vermutlich, weil sie sehr agil und in Sachen MiCA-Regulierung fortschrittlich sind.
Was ist die Strategie von OKX für den EU-Markt?
Seit 2018 haben wir eine Präsenz in Malta mit einem starken Backoffice für Compliance, Kundensupport und Produktentwicklung. Wir haben im November 2021 eine Lizenz in Malta erhalten und seither an der MiCA-Lizenz gearbeitet. Ein wichtiger Fokus war die Lokalisierung unseres Produkts für die jeweiligen Länder. Früher hatten wir einen One-Size-Fits-All-Ansatz, aber mit der Regulierung in verschiedenen Ländern haben wir Produkte entfernt, die nicht in die erwarteten Lizenzanforderungen passten.
Mit MiCA werden wir weiterhin stark auf Lokalisierung setzen: Wir bieten lokale Währungen wie den polnischen Zloty, die tschechische Krone oder den bulgarischen Lew an. Auch lokale Zahlungsmethoden wie iDEAL in den Niederlanden oder Bancontact in Belgien sind bereits integriert. Weitere lokale Zahlungsmethoden im EWR werden wir schrittweise hinzufügen.
Zudem setzen wir verstärkt auf E-Governance, etwa durch die Integration von E-ID-Lösungen, sodass Kunden keine Scans ihrer Ausweise oder Rechnungen mehr hochladen müssen. Wir haben dies bereits in Belgien implementiert und werden es auf weitere Länder ausweiten.
Auch unser Kundensupport wird lokalisiert. Wir werden Support in Deutsch, Polnisch, Italienisch, Spanisch, Französisch und weiteren Sprachen anbieten.
Gibt es Länder mit besonderer Priorität für OKX?
Natürlich konzentrieren wir uns auf die größten Volkswirtschaften wie Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Spanien und Italien. Wir haben Europa in drei Regionen unterteilt – Westeuropa, Mitteleuropa und Osteuropa –, die jeweils von regionalen Managern geleitet werden.
Gibt es Pläne für Büros in der DACH-Region?
Momentan haben wir nur in Malta ein Büro. Aber wir prüfen den Aufbau lokaler Support-Zentren, um ein besseres Kundenerlebnis zu bieten.
Aufgrund von MiCA steigt der Wettbewerb. Werden niedrigere Gebühren ein Thema?
Unsere globale Orderbuchstruktur bietet bereits wettbewerbsfähige Preise. Sollten Konkurrenten einen Preiskampf starten, sind wir darauf vorbereitet. Wir beobachten jedoch eine Konsolidierung, da kleinere Akteure sich schwerer tun und sich an größere Marktteilnehmer wie uns wenden, um Übernahmen zu besprechen.
Erwartest du also mehr M&A-Deals in Europa?
Ja, wir haben bereits mehrere Anfragen erhalten und gehen davon aus, dass dieser Trend anhält.
Gibt es dieses Jahr besondere Meilensteine oder Innovationen?
Wir setzen unseren Fokus auf Lokalisierung, Sicherheit und die Einhaltung regulatorischer Standards. Zudem prüfen wir neue Lizenzmöglichkeiten, um unser Angebot zu erweitern.
Wie wichtig sind institutionelle Kunden für OKX?
Wir sehen steigendes Interesse von institutionellen Kunden, vor allem für Spot-Produkte und Derivate. Bisher waren wir aufgrund regulatorischer Einschränkungen nicht aktiv in der Kundenakquise, aber mit der MiCA-Lizenz können wir nun aktiv Marketing betreiben und institutionelle Kunden ansprechen.
Was sind die größten Herausforderungen für den Kryptomarkt in Europa?
Eine mögliche Gefahr ist Überregulierung. MiCA ist bisher ausgewogen, aber wir müssen sicherstellen, dass Europa wettbewerbsfähig bleibt.
Was ist deine persönliche Marktprognose für 2025?
Ich bin optimistisch. Die MiCA-Regulierung betrifft 400 bis 450 Millionen Menschen, was ein riesiges Potenzial darstellt. Zudem gibt es in den USA eine potenziell krypto-freundlichere Regierung. Michael Saylor spricht von 2024 bis 2034 als “Goldrausch” für Bitcoin – bis 2034 sind 99 Prozent der BTC gemined. Institutionen und Länder werden zunehmend Bitcoin kaufen, um noch zu akzeptablen Preisen einzusteigen.
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