Kommentar
09:13 Uhr, 20.01.2017

Die ersten 100 Tage Trump

Einlassungen Donald Trumps gleichen dem Griff in eine Wundertüte – man weiß im Vorfeld nie, was man erhält. Sicherlich gilt, dass die USA nicht Nordkorea sind und es dort Kammern gibt – Trump kann nicht eigenständig und im Alleingang regieren.

Die Normativität des Faktischen spielt bei Donald Trump aber eine große Rolle. Der neue Präsident der Vereinigten Staaten besitzt für die Geschäftswelt eine derart hohe Strahlkraft, dass er das schaffte, was Ben Bernanke, Janet Yellen, Mario Draghi, Angela Merkel und Barrack Obama nicht geschafft haben: Dass die kleinen, mittelständischen und großen Unternehmen wieder Zuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung von morgen fassen. Das äußert sich in Rekordmittelzuflüssen in US-Aktienfonds und ETFs nach der Wahl Donald Trumps. Es äußert sich in drastischen Anstiegen der weltweiten Inflationserwartungen, die darauf hindeuten, dass die Märkte erwarten, dass die immensen Liquiditätsmengen, die durch verschiedenste Zentralbanken in den vergangenen Jahren in die Märkte gepumpt wurden, endlich in Bewegung kommen könnten.

In den USA gab es im Jahr 2015 das erste Mal seit der HIV-Epidemie der 90er Jahre eine rückläufige Lebenserwartung und eine steigende Säuglingssterblichkeit. Die Lebenserwartung der oberen zehn Prozent der Einkommensleiter liegt um 14 Jahre höher als die der unteren zehn Prozent. Früher oder später musste diese Einkommensungleichheit zu politischen Folgen führen und diese Folgen sehen wir jetzt mit Donald Trump, dem Brexit, einem Rechtsruck in Europa. Die weltweite politische und wirtschaftliche Ordnung steht zur Disposition und deswegen ist es zu kurz gegriffen zu fragen, ob Donald Trump liefern wird, was er versprach. Als der chinesische Präsident Xi Jinping in Davos seine erstaunliche Rede hielt und als Führer eines kommunistischen Landes entschieden für den liberalen Welthandel und Freiheit eintrat hatte er damit Donald Trump im Auge, der Mauern bauen will.

Egal, ob Trump liefert oder nicht, es ist klar, dass die Zinsen nicht noch tiefer sinken können, und es ist klar, dass die Zentralbanken an den Rand ihrer Möglichkeiten angelangt sind. Der weltweite Kuchen des Wirtschaftswachstums wächst nicht mehr wie einst und es fehlt auch an Ideen, den neuen Normalzustand zu überwinden aus tiefem Wachstum, tiefen Zinsen, tiefer Inflation. Die Trump-Regierung erkennt den neuen Normalzustand nicht an. Sie hält ihn für künstlich erschaffen, durch eine unfähige Politik und falsche Handelsabkommen.

Die Globalisierung hat dazu geführt, dass die Ungleichheit in der Welt in den vergangenen 40 Jahren drastisch verringert werden konnte. Sie hat aber gleichzeitig dafür gesorgt, dass die Ungleichheit innerhalb der Nationalstaaten immer größer, schier unerträglich geworden ist. Das haben die Politiker der G20-Staaten im September in China auch erkannt gehabt, als sie Fiskalprogramme versprachen, um das Wachstum anzukurbeln. Niemand hat gehandelt. Jene, die nicht handelten und nur Versprechungen machten sollten zumindest in dieser Hinsicht den Finger nicht auf Trump zeigen, sondern eher in die eigene Richtung. Trump erreichte in dieser Hinsicht schon vor Amtsantritt mehr als viele dieser Personen während ihrer gesamten Amtszeit.

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2 Kommentare

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  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    So ist es!! Trump macht das schon...

    04:46 Uhr, 21.01.2017
  • P_44
    P_44

    Ehrlich, die USA machen mir derzeit mehr Angst als Nordkorea, und wenn ich mich für einen Urlaub in einem der Länder entscheiden müsste, wäre das (wieder) Nordkorea.

    18:48 Uhr, 20.01.2017

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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