Die erste Krise ohne Kreditklemme
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Die Corona-Wirtschaftskrise läuft im Zeitraffer ab. Das unterscheidet die jetzige Krise maßgeblich von früheren Rezessionen. Im Normalfall trübt sich der Ausblick lange vor Beginn der eigentlichen Rezession ein. Vor der Finanzkrise, obwohl diese als Schock gesehen wird, war das nicht anders. Bereits 2006 waren die ersten Ansätze einer Krise zu erkennen. Banken waren nicht untätig und begannen 2007 die Kreditvergabekriterien zu verschärfen. Ende 2008 war kaum noch an Kredit zu kommen. Banken handeln stark prozyklisch. Wenn die Wirtschaft gut läuft, vergeben sie gerne Kredit. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kredit wieder zurückgezahlt werden kann, ist hoch. Steigt die Arbeitslosigkeit und steigen die Firmeninsolvenzen, ist die Wahrscheinlichkeit geringer. Weniger Kredit wird vergeben, obwohl gerade jetzt Kredit benötigt wird.
Erst wenn sich der Ausblick wieder verbessert fließt auch Kredit wieder. Der Prozess nimmt im Normalfall Jahre in Anspruch. In dieser Krise sind es Monate. Im zweiten Quartal wurden die Kriterien verschärft. Bereits im dritten Quartal wurden sie wieder stark gelockert (Grafik 1). Selbst für Subprime Hypotheken gibt es eine Lockerung. Dabei sind Subprime Kredite per Definition riskant.
Eine Kreditklemme gibt es in dieser Krise daher nicht. Natürlich hilft es nicht, wenn man Kredit bekommen kann, aber niemand Kredit nachfragt. Auch das ist derzeit anders. Alles, was mit Konsum zu tun hat (Konsumkredite, Kreditkarten, Autokredite), wird vermehrt nachgefragt (Grafik 2).
Unternehmen hingegen fragen weniger Kredit nach. Das liegt daran, dass Unternehmen zu Beginn der Krise viel Kredit aufnahmen und nun tendenziell zurückzahlen. Kleine Unternehmen profitieren teilweise noch vom Paycheck Protection Programme des US-Staates. Die Nachfrage dürfte erst im kommenden Jahr wieder steigen.
Der ganze Prozess von der Verschärfung der Kriterien bis hin zur Lockerung wird in dieser Krise innerhalb eines Jahres komplett abgearbeitet. Das ist im Vergleich zu früheren Krisen wirklich sehr schnell. Das lässt auf eine Fortsetzung der Erholung hoffen.
Die zweite Coronawelle läuft zwar, doch nicht nur Anleger blicken durch diese Welle hindurch. Auch Konsumenten tun das. In einer Krise steigt die Sparquote reflexartig an. Man weiß ja nicht, ob man seinen Job behalten kann. Rücklagen schaden da nicht.
In dieser Krise geht die Sparquote sehr schnell wieder zurück. Es wird wieder konsumiert. Verbraucher empfinden die Krise also nicht als Dauerzustand und gehen davon aus, dass es bald wieder einen Normalzustand geben wird.
Das lässt darauf hoffen, dass die Erholung auch nach der zweiten Welle schnell gehen wird. Für Anleger bleibt es daher bei dem Motto: Rücksetzer sind Kaufgelegenheiten.
Clemens Schmale
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