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10:56 Uhr, 15.11.2012

Die Entwicklung der Finanzierungsmittel in Europa

Frankfurt (BoerseGo.de) - Seit Beginn der Finanzkrise bemühen sich europäische Unternehmen, ihre Finanzierung neu zu strukturieren. So stammten früher etwa zwei Drittel der Fremdfinanzierung von Banken, und nur ein Drittel wurde auf dem Kapitalmarkt aufgenommen. In den USA ist das Verhältnis traditionell genau umgekehrt – und dem nähern sich auch immer mehr europäische Unternehmen an. Grund: Infolge der restriktiven Kreditvergabe der Banken in den letzten Jahren rückt nun zunehmend der Kapitalmarkt ins Blickfeld.

Doch durch die Krise von 2008 seien die Unternehmen sensibler geworden, schreibt Pierre Ciret, Ökonom bei Edmond de Rothschild Asset Management, in seinem aktuellen Kommentar. Aufgrund dessen seien sie bei ihren Finanzentscheidungen immer noch sehr vorsichtig. Die Unternehmen legten besonders großen Wert darauf, so flexibel wie möglich zu bleiben sowie sich das Maximum an Optionen und vielfältigen Instrumenten offenzuhalten. Neben der Ergreifung von günstigen Gelegenheiten, infolge der extrem günstigen Konditionen würden die Unternehmen ihre Finanzierungen am Kapitalmarkt ausbauen, heißt es.

„Für die Unternehmen werden die Banken weiterhin Vorteile bieten: Ihre Analysemethoden sind bekannt und sie zeichnen sich durch ihre Kontinuität aus. Mit ihnen sind ein rationaler Dialog und Verhandlungen möglich, während das Verhalten der Anleger unvorhersehbar bleibt. Die Finanzkrise hat jedoch gezeigt, dass ein Unternehmen das Risiko einschätzen können muss, das mit seinem Kundenstatus als Einleger oder aber auch als Schuldner bei einer Bank verbunden ist. Einigen Unternehmen wurde in der Tat die Verlängerung einer Kreditlinie beispielsweise aufgrund von Schwierigkeiten der Bank verweigert. Dessen ungeachtet wird ein großer Teil der Wirtschaftstätigkeit weiterhin von den Banken finanziert werden, da sich weder die Privathaushalte (Konsum- und Wohnungskredite) noch die KMU an den Kapitalmärkten finanzieren können und auf die Bankkredite angewiesen bleiben werden. Andererseits werden die Unternehmen, die es können, ihre Finanzierungsmittel weiter außerhalb des Banksystems suchen“, so Ciret.

Dabei gehe es um die Mobilisierung der Ersparnisse zur langfristigen Finanzierung der Unternehmen. „Die derzeitige Situation ist günstig für eine weitere Disintermediation, aber davon profitiert nur ein Teil der Unternehmen. Es müssen sich vermutlich neue Finanzierungskanäle entwickeln, die das Angebot und die Sparwünsche zusammenbringen. Auch die Versicherungsgesellschaften werden eine alternative Geldquelle sein. Unternehmen, die sich nicht des Kapitalmarkts bedienen können und die ihre Finanzierungsquellen diversifizieren möchten, könnten sich über langfristige Instrumente mit Anleihecharakter, die sich von den klassischen Anleihen unterscheiden, finanzieren“, so Ciret.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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