Kommentar
13:40 Uhr, 31.03.2006

Die "Dell des Ostens": Turnaround-Story im Nebenwertebereich

Erinnern Sie sich noch an die guten alten Zeiten des Neuen Marktes? Wenn ja dann kennen Sie noch die »Dell des Ostens«, namentlich die Lintec AG aus Taucha bei Leipzig. Nun, die Großmachtsträume sind verflogen, geblieben ist eine harte Realität die beinahe in die Insolvenz führte.

Im Hintergrundgespräch mit [Link "www.BetaFaktor.de" auf www.betafaktor.de/... nicht mehr verfügbar] gibt sich CEO Thomas Goletz zuversichtlich, endlich den Durchbruch auf der Ertragsseite geschafft zu haben: »Das erste Quartal ist noch nicht ganz vorbei, aber wenn man die Anlaufkosten für den kürzlich vermeldeten Gericom-Auftrag herausrechnet, sollten wir eine schwarze Null schaffen.« Die Umsätze dürften ungefähr bei 3 Mio. EUR landen. Das mag für Sie nicht nach viel klingen, aber wenn Sie die Vorjahreszahlen bedenken: 7,58 Mio. EUR Umsatz bei einem Verlust von 1,86 Mio. EUR sieht es schon wieder anders aus.

Im Gesamtjahr 2006 sieht die vorsichtige Planung rund 12 Mio. EUR Umsatz vor mit einem leicht positiven Ergebnis. Die aggressive Variante geht bis über 20 Mio. EUR und rund 1 Mio. EUR Gewinn. Doch schauen wir zunächst näher an, was Lintec macht und warum es aufwärts gehen soll.

Das Geschäft gliedert sich in die Bereiche Handel und Dienstleistungen. Im Segment Handel verkauft Lintec sowohl eigene PCs als auch innovative neue Produkte. Aktuell z.B. mobile Fernseher und Zubehör für Apples »iPod«. »Wir haben eine Handvoll neuer Produkte in der Pipeline, die wir bald ankündigen«, sagt Goletz. Mittelfristig soll der Handel mit trendigen, margenstarken Produkten auch den eigenen PC ganz ersetzen. Das Problem mit dem Lintec-PC: Die hohen Stückzahlen (größer 100.000), die man für günstige Einkaufskonditionen braucht, kann das Unternehmen nicht mehr absetzen. Und der Unterschied in der Marge gegenüber der Konkurrenz ist damit so hoch, dass er fast den gesamten Ertrag in dieser mörderischen Branche auffrisst.

Im Segment Dienstleistungen fertigt Lintec im Auftrag des Kunden PCs, Monitore etc. Und Goletz ist zuversichtlich, auch hier in andere Bereiche vorzustoßen: »Wir evaluieren derzeit, was wir noch alles anbieten könnten.« Platz hat der CEO genug zu bieten: Das firmeneigene Gebäude in Taucha wurde für weit dreistellige Umsatzgrößen konzipiert. Und günstige Konditionen kann er auch bieten. Denn das Lohnniveau im Osten ist erbärmlich niedrig: Nur rund 1.100 EUR brutto verdient ein Angestellter im Schnitt. Und in weniger als 30 Minuten ist ein PC zusammengeschraubt. So kommt es, dass selbst bei Zusammenschrauberpreisen von rund 10 EUR/PC noch etwas bei Lintec hängen bleibt. Da kann man natürlich nur hoffen, dass sich die immer wieder angedachten Pläne eines Mindestlohns nie konkretisieren. Zusätzliche Ertragspotenziale sieht Goletz darin, anderen Kunden auch Reparaturdienste anzubieten. Also eine Art Mini-Teleplan.

Trotz aller Probleme in der Vergangenheit und einer eher mageren Eigenkapitalausstattung (rund 3 Mio. EUR) bietet Lintec Fantasie. Ein Deal wie Gericom kann jederzeit wieder kommen, der Vertrieb wird derzeit neu aufgebaut, und ein steuerlicher Verlustvortrag von 50 Mio. EUR sorgt dafür, dass der Fiskus kaum etwas abbekommt. Nicht zuletzt kann man auf das Know-how des neuen Großaktionärs Navigator Equity Solutions (NL0000419398; 0,30 EUR, Anteil knapp unter 30%) bauen. Das Team um Vorstand Florian Pfingsten, Michael Hasenstab und Robert Käß ist sanierungserfahren und verfügt über beste Kontakte.

Momentan wiegt Lintec an der Börse knapp 11 Mio. EUR. Realistisch dürfte für dieses Jahr rund 0,5 Mio. EUR Gewinn sein, also ca. ein 20er KGV.Sieht auf den ersten Blick nicht sehr billig aus. Nach oben ist aber im Prinzip viel Luft, und je besser die Auslastung desto höher die Gewinnmarge. Fazit: Bei Kursen um 2 EUR herum erste Positionen aufbauen.

Auszug aus dem Betafaktor-Börsenbrief. Als Abonnent des Betafaktor-Börsenbriefs erhalten sie wöchentlich neue Insiderinformationen und Analysten von interessanten Nebenwerten. Lassen Sie sich überzeugen! Weitere Informationen unter [Link "http://www.betafaktor.de/" auf www.betafaktor.de/... nicht mehr verfügbar]

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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