Kommentar
12:21 Uhr, 03.06.2007

Die besten Dividendenstrategien – simplified

Jeder von uns hat schon mal einen Chart gesehen, auf dem die Entwicklung verschiedener Werte im Laufe der letzten etwa 100 Jahre abgebildet ist, wobei alle Werte zum Startdatum auf 100 % gesetzt werden, also eine objektive Betrachtung garantiert ist. Hier wird die Performance kurz-, mittel- und langfristiger Anleihen mit der Entwicklung von klein-, mittel-, oder stark kapitalisierten Aktien verglichen. Wie die Entwicklung genau aussieht, ist nicht unbedingt von Relevanz. Die Quintessenz liegt darin, dass Aktien Anleihen langfristig mehr als deutlich outperformed haben. Und zwar die gering kapitalisierten noch wesentlich stärker als die so genannten Blue Chips. Nichtsdestotrotz sind die Investoren von heute sehr risikoscheu. Das ist an sich nicht schlechtes, denn wenn man sich dem Risiko von gewissen Investments bewusst ist, dann kann man auch über die Chancen nachdenken. Ist einem eine Chance ein gewisses Risiko wert, dann ist das Risiko „gerechtfertigt“. Wenn man etwas vom Nobelpreisträger Harry M. Markowitz und seiner Modern Portfolio Theorie mitnehmen kann, dann folgendes: Für ein gewisses Maß an Risiko, sollte man den maximalen Return erzielen können. Wie man das Risiko einschätzt, ist theoretisch ganz klar beschreibbar. Man überlegt, wie viel Geld man mit einer einzelnen Position maximal zu verlieren bereit ist. Man definiert also den Stopp-Loss. In der Praxis ist das disziplinierte Einhalten dieses Stopps jedoch mehr als schwierig.

In seinem Werk „Die besten Dividendenstrategien“ erklärt Georg Pröbstl, wie man ein konservativer Anleger bleiben kann, aber dennoch in Aktien investiert und hohe Returns verwirklichen kann. Der Autor, Jahrgang 1966, beschäftigt sich mittlerweile seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Börse. Hat also so ziemlich alles erlebt, was es an der Börse zu erleben gibt. Als freier Journalist ist er unter anderem für Euro am Sonntag sowie Euro/Finanzen tätig und ist weiters Autor verschiedener Börsendienste.

Das man mit Dividendenstrategien richtig Geld verdienen kann, belegt Pröbstl gleich im Vorwort. Mit einer sehr einfachen Einstiegsstrategie war in den letzten 45 Jahren im DAX ein jährliches durchschnittliches Plus von 9,6 % zu realisieren. Der DAX selbst hingegen weißt eine durchschnittliche Jahresperformance von lediglich 4,9 % auf. In den USA sind die Zahlen sogar noch beeindruckender. Zwischen 1973 und 2002 konnte man ein jährliches Plus von 17,7 % verdienen. Der Dow-Jones hingegen machte „lediglich“ 11,9 % pro Jahr. Dennoch werden Dividenden von den meisten Anlegern unterschätzt bzw. gar nicht erst wahrgenommen.

Und auch die Steuerkomponente darf nicht vergessen werden. Die Ausschüttungen deutscher Aktiengesellschaften sind nämlich zur Hälfte steuerfrei. Dies unterscheidet Dividenden grundsätzlich von Anleihen und anderen Festverzinslichen Produkten. Und auch in der Altersvorsorge spielen Dividenden eine immer gewichtigere Rolle, vor allem in den USA.
Doch wie sehen diese vielversprechenden Strategien aus? Neben einer Menge interessanter Rechenbeispiele, die hauptsächlich vom Effekt des Zinseszinses leben, erläutert der Autor ganze 10 Dividendenstrategien, die wie bereits von Ihnen vermutet, sowohl in Deutschland als auch im Ausland angewandt werden können.

Widmen wir uns nun der vierten Strategie. Diese heißt „Die Vorzugsstrategie“. An den internationalen Märkten gibt es ja bekanntlich nichts, was unkompliziert wäre, und daher gibt es auch eine Menge verschiedener Aktienarten. Zwei davon sollte jeder Investor kennen. Und zwar Stammaktien und Vorzugsaktien. Wo deren Stärken und Schwächen liegen, kann einen bedeutenden Unterschied in der Performance am Ende des Jahres ausmachen. Wie Sie wissen, verbrief eine Aktie einen Anteil an einem Unternehmen und der Halter der Aktie hat einige Rechte. Zwei dieser Rechte sind das Recht auf Dividende, sowie ein Stimmrecht auf der Hauptversammlung. Bei Vorzugsaktien verhält sich dies jedoch anders. Das (in vielen Fällen für Privatanlegern) nicht ausgenutzte Stimmrecht bei der Hauptversammlung fällt weg. Als Kompensation erhält der Halter dieser Aktie jedoch eine erhöhte Dividende. Das macht die ganze Sache natürlich schon wieder wesentlich attraktiver. Dies hat zur Folge, dass der Kurs der Vorzugsaktie meist etwas unter jenem der Stammaktie notiert. Grund dafür ist die schwächere Nachfrage von Seiten der institutionellen Investoren, für die das Stimmrecht von großer Bedeutung ist. Für Sie als Kleinaktionär sind Vorzugsaktien jedoch in den meisten Fällen von Vorteil. Oftmals regelt die Satzung der Kapitalgesellschaft sogar eine gewisse Mindestdividende für Vorzugsaktionäre. Bezahlt ein Unternehmen in einem Jahr also keine Dividende, erhalten Sie im Folgejahr die garantierte Dividende zusätzlich zur Dividende, die in diesem Geschäftsjahr fällig wird.

Von Vorzugsaktien können Sie gleich auf mehrere Arten profitieren. Zum einen, wenn Unternehmen Vorzugsaktien und Stammaktien zur selben Gattung verschmelzen um formal gesehen eine höhere Marktkapitalisierung zu erreichen. Zum anderen aber auch, wenn die zu Grunde liegende Kapitalgesellschaft in einen Index aufgenommen bzw. aus einem gestrichen wird. Profite durch die Streichung aus einem Index? Ja das ist möglich. Angeführt wird ein Beispiel eines Herstellers von Farben und Dämmmaterial für Gebäudefassaden in Baden-Würtemberg, der seit 1992 börsennotiert war. Zu diesem Zeitpunkt fanden nur die Vorzugsaktien den Weg auf den geregelten Markt in Frankfurt und Stuttgart. Die Stammaktien blieben fast gänzlich in Besitz der Gründerfamilie und wurden somit nicht an der Börse eingeführt. Trotz guter fundamentaler Daten und attraktiver Dividendenrenditen lag das Papier die längste Zeit im Tiefschlaf. Die Umsätze waren oft tagelang mehr als dünn, und so beschlossen die Eigentümer die eigenen Aktien zu einem Pries zu kaufen der über dem aktuellen Marktpreis lag. Nach erfolgter Übernahme verschwand die Aktie vom Kurszettel und die Anleger konnten einen schönen Profit einstreichen.

Abschließen kann man sagen, dass einem das Buch „Die besten Dividendenstrategien – simplified“ einen mehr als interessanten Einstieg in die Welt von Dividenden gibt. Wer hätte schon geahnt, dass sowohl in Deutschland als auch in den USA mit verschiedenen Dividendenstrategien eine derartige Outperformance gegenüber dem Index möglich ist. Georg Pröbstl gibt in seinem Werk Informationen, Statistiken und Grafiken über zahlreiche Strategien, die für den Anleger von heute eine wirklich attraktive Alternative darstellen. Und das auch, wenn man risikoscheu eingestellt ist.

TJ-Fazit

Dividendenstrategien können zu einer signifikanten langfristigen Outperformance gegenüber einem Vergleichsindex führen.

Viele Dividendenstrategien sind sehr unkompliziert. Das Risiko wird reduziert und der tägliche Blick auf den Kurszettel kann entfallen.

Der Verzicht auf das Stimmrecht auf der Hauptversammlung führt in den meisten Fällen zu höheren Dividenden. Versuchen Sie es mit Vorzugsaktien.

Quelle: www.tradersjournal.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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