Kommentar
09:53 Uhr, 04.05.2017

Die Angst der Notenbanker vor den Zähnen

Mancher Marktbeobachter wünscht sich, dass die Notenbanker den Finanzmärkten wieder mehr Freiheit einräumen und dadurch die verzerrende Nachfrage eingedämmt würde. Dies wird auf absehbare Zeit nur bedingt geschehen. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte man auf der Pressekonferenz von Mario Draghi vergeblich nach irgendwelchen Hinweisen gesucht, welche Rückschlüsse auf ein baldiges Ende der ultralockeren Geldpolitik zugelassen hätten. Die Sturheit von Super-Mario ist auf der einen Seite bewundernswert, da er seine Linie konsequent verfolgt. Auf der anderen Seite wird allerdings erkennbar, dass man sich seitens der Europäischen Notenbank (EZB) sehr enge Fesseln angelegt hat. Doch wie sagte schon Baloo der Bär im Dschungelbuch, als er den Tiger Shere Khan am Schwanz festhielt und ihm einer der „freundlichen“ Geier zurief, er solle doch endlich den Schwanz loslassen: „Bist Du zu retten, der hat Zähne am anderen Ende“.

Diese Erkenntnis hat sich inzwischen auch bei den EZB-Bankern eingestellt und die Angst vor den Folgen des Loslassens wird von Tag zu Tag größer. Dies verdeutlicht auch die Tatsache, dass die Inflation als wichtiger Einflussfaktor auf die Zinsentwicklung immer wieder in unterschiedlicher Art und Weise interpretiert wird. Das eine Mal ist nur die Kerninflation so hoch, und deshalb bleiben die Zinsen auch weiterhin niedrig. Und ein anderes Mal wurde die negative Kerninflation aufgrund der gesunkenen Energiepreise als Argument für Zinssenkungen herangezogen. Doch auch die Ratsmitglieder der Bank of Japan (BoJ) halten schon seit Jahren an der Geldpolitik des billigen Geldes fest und sehen die Zeit für eine Wende in Richtung Zinserhöhung noch nicht für gekommen an.

Bei der US-Notenbank ist man schon einen Schritt weiter und hat die Zinswende bereits eingeläutet. Doch stellt sich in diesem Zusammenhang immer wieder die Frage wie man in naher Zukunft das Bilanzvolumen der amerikanischen Notenbank Fed von aktuell über 4 Bill. USD auf das Niveau vor der Krise von weniger als 1 Bill. USD reduzieren kann. Dies wird nach Meinung aller Finanzmarktakteure eine noch größere Herausforderung als der vollzogene Aufbau der Positionen werden. Bereits eine Bilanzsumme von ca. 2 Bill. USD wird inzwischen schon als Erfolg angesehen. Die Bilanzverkürzung sowie die zukünftigen Zinsschritte waren auf der gestrigen Fed-Sitzung die beherrschenden Themen. Aber ein genauer Zeitplan hierzu wurde nicht bekanntgegeben und man ließ sich nicht in die Karten schauen. Die Zinsen verharren zwar nach der einstimmigen Entscheidung auf dem bisherigen Niveau, aber das moderate Wirtschaftswachstum erfordert nach Meinung der Fed-Chefin Janet Yellen schrittweise Zinserhöhungen. Deshalb werden in nächster Zeit alle wirtschaftlichen Fundamentaldaten und alle Aussagen der Board-Mitglieder unter diesem Gesichtspunkt zu analysieren sein.

Trump liebäugelt mit Trennbankensystem

Folgt für die US-amerikanische Bankenwelt nun ein Zurück in die Zukunft der 30er Jahre? „D. T., der Unberechenbare“ liebäugelt nämlich neuerdings damit, Großbanken zerschlagen zu wollen. Wie der US-Präsident sagte, wolle er dies prüfen lassen. Trump bezieht sich damit auf ein Gesetz aus den 30er Jahren, das unter dem Namen „Glass-Stegall-Act“ bekannt geworden ist. Es diente dazu, Banken durch Trennung von solidem Privatkundengeschäft und risikobehaftetem Investmentbanking vor der Pleite zu bewahren. Erst 1999 wurde das Gesetz unter dem damaligen Präsidenten Bill Clinton wieder abgeschafft, nachdem die Wall Street Banken kräftig Druck gemacht hatten. Kritiker sehen darin zumindest eine Ursache der Finanzkrise 2008. Unter anderem macht sich der linksliberale Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz dafür stark, es wieder einzuführen.

Umso erstaunlicher ist es nun, dass ausgerechnet der Republikaner Trump zusammen mit seinem Wirtschaftsberater Gary Cohn, der aktives Vorstandsmitglied von Goldman Sachs ist, das Trennbankensystem ins Gespräch bringt. Denn auch die Regierung Trump hat ein Interesse daran, dass Banken nicht noch einmal mit Steuergeldern saniert werden müssen. Und das Trennbankensystem gilt nun einmal als eine Vorsichtsmaßnahme, die zum Schutz der Steuerzahler beitragen soll.

Doch die Wiedereinführung des Trennbankensystems könnte nur die eine Seite der Medaille sein. Denn nachdem Trump vornehmlich im Wahlkampf gegen die Wall Street gewettert hat, ist er auf deren Seite geschwenkt und hat einer Deregulierung der Finanzbranche das Wort geredet. So hat er inzwischen versprochen, Barack Obamas Wall-Street-Reform rückgängig machen zu wollen. Diese unter dem Namen Dodd-Frank bekannten Maßnahmen sehen als Reaktion auf die Finanzmarktkrise eine strengere Aufsicht und höhere Eigenkapitalanforderungen vor, was den Wall Street Bankern wie Spitzgras vorkommt. Daher könnte die Annullierung der Dodd-Frank-Regelung, wovon Cohns Arbeitgeber Goldman Sachs am meisten profitieren würde, die andere Seite sein, die von der Wiedereinführung des Trennbankensystems kaschiert werden soll.

Auch bei den von Trump verteufelten Handelsdeals probt er inzwischen die Rolle rückwärts. Dies gilt für das NAFTA-Abkommen mit Kanada und Mexiko genauso wie für das bilaterale Handelsabkommen mit Südkorea oder das transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen den USA und der EU. Trump hat ein neues Dekret angekündigt, das die Handelsabkommen auf den Prüfstand stellen soll, was Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu veranlasst hat, neue TTIP-Verhandlungen mit den USA für möglich zu halten. Der hochrangige Republikaner Paul Ryan hatte gesagt, dass die US-Regierung Freihandelsabkommen nicht ablehne. Dies gilt als deutliches Zeichen dafür, dass TTIP vor einer Auferstehung stehen soll.

Ebenso könnte die Einführung der gefürchteten US-Importsteuer für deutsche Waren, die Trump angedroht hat, wieder von der Agenda verschwinden. So hat Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries nach eigenen Worten Signale aus den Vereinigten Staaten vernommen, dass die Border Adjustment Tax „wohl nicht kommen wird".

Wenn Trump darüber redet, heißt dies noch lange nicht, dass er eine solche Idee auch umsetzt. Zu oft hat man bei ihm schon eine große Sprunghaftigkeit seiner Aussagen beobachten müssen. Beliebigkeit ist eben Trump(f).

Indessen ist die Gefahr eines so genannten Government Shutdowns fast abgewendet. Republikaner und Demokraten haben sich im Kongress auf einen Haushalt über 1 Bill. USD bis zum 1. Oktober geeinigt. Das Durchwinken bis diesen Freitag um Mitternacht scheint nur noch reine Formsache zu sein. Allerdings dürfte sich Trump darüber nicht besonders freuen, denn dadurch wird kein Geld für sein Lieblingsprojekt, eine Grenzmauer zu Mexiko, zur Verfügung gestellt.

Frankreich vor der Stichwahl

Die europäische Schicksalswahl in Frankreich geht am Sonntag in die zweite und entscheidende Runde. In einer Stichwahl entscheiden die Franzosen darüber, ob künftig die rechtsextreme Europa-Gegnerin Marine Le Pen oder der sozialliberale Emmanuel Macron in den Elysée-Palast einziehen wird. Und obwohl er die hohen deutschen Exportüberschüsse kritisiert hat, würde Angela Merkel Macron wählen, wäre sie Französin.

Für den Fall eines Wahlsiegs von Macron fordert der deutsche Bundesaußenminister Sigmar Gabriel auch eine europapolitische Kursänderung in Berlin. Deutschland müsse wieder mehr ein „ehrlicher Vermittler" in den großen europäischen Streitfragen werden, schrieb Gabriel in der Zeitung „Le Monde". „Unsere Europapolitik muss sich von der Tradition eines Helmut Schmidt, eines Helmut Kohl und eines Gerhard Schröder inspirieren lassen und sich jeglicher schulmeisterlicher Arroganz enthalten“, so der SPD-Politiker. Damit versucht er dem Unbehagen mancher Franzosen entgegen zu wirken, die Paris am Gängelband von Berlin sehen. Le Pen hatte Macron gar vorgeworfen, er würde Frankreich - im Falle eines Wahlsiegs - Deutschland unterwerfen.

Dabei hat sie selbst mit ihrer neuen Euro-Position für Unklarheiten auch bei dem eigenen Anhang gesorgt. So hat die Kandidatin des Front National ihre Forderung nach einem Euro-Ausstieg Frankreichs abgeschwächt. Die europäische Währungsunion zu verlassen, sei nicht mehr ihre erste Priorität, so Le Pen. Vielmehr plant sie nicht mehr die komplette Ersetzung des Euro durch einen neuen Franc, sondern stellt sich ein Modell von zwei Parallelwährungen vor. Mit dieser aufgeweichten Haltung wirft sich Le Pen Sparern und älteren Franzosen an den Hals, die eine Abwertung ihrer Vermögen befürchten, zumal der Front National selbst mit einer 20 %-igen Abwertung einer wiedereingeführten französischen Währung rechnet. Zudem gibt es eine klare Mehrheit der Franzosen, die gegen den Ausstieg aus Euro und EU ist.
Nach Le Pens neuen Vorstellungen sollen die Franzosen im Alltag künftig wieder in Franc bezahlen, große Unternehmen mit grenzüberschreitendem Geschäft rechnen weiterhin in Euro ab. Und wie bezahlen die Firmen dann ihre Mitarbeiter? Mit einem abgewerteten Franc, der zum Euro schwanken soll? Der Plan einer Parallelwährung scheint dem reinen Wahlkalkül geschuldet, durchdacht ist er wohl nicht.

Aber auch wenn die aufgeweichte Anti-Euro-Position von Le Pen eine unklare ist und Macron in Umfragen vorne zu liegen scheint, ist das Rennen noch längst nicht gelaufen. Zumal die Wahlbeteiligung am kommenden Sonntag weit unter der von vor zwei Wochen liegen dürfte. Vielleicht ist es ja gerade die Siegeszuversicht, die manchen seiner Anhänger zu Hause bleiben lässt. Während man davon ausgehen kann, dass die Unterstützer von Le Pen nahezu geschlossen, in die Wahlkabinen strömen werden. Daher sind wir in unserem Nachbarland auch vor negativen Überraschungen nicht gefeit – siehe Brexit und Trump.

Der Brexit wirft seine Schatten voraus

Dass die Rechnung für den Austritt Großbritanniens eine gesalzene sein werde, hatte man in Brüssel immer wieder betont. So hat Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker früh eine Summe von 60 Mrd. € ins Spiel gebracht, die man London für den Brexit in Rechnung stellen wolle. Nun haben Deutschland und Frankreich mit 100 Mrd. € noch eine deutlich höhere Summe lanciert, wie die „Financial Times“ schreibt. Offenbar haben die EU-Verhandlungsführer in Reaktion auf Anfragen von mehreren EU-Mitgliedsländern ihre ursprünglichen Kalkulationen überarbeitet und dabei die maximalen Forderungen erstellt. Kein Wunder, wenn sich die britische Premierministerin Theresa May seit dem jüngsten Brexit-Sondergipfel der EU auf harte Verhandlungen mit Brüssel einstellt.

Bei den Zahlungen geht es um die Schlussrechnung für Großbritannien zu Verpflichtungen nach über 40 Jahren EU-Mitgliedschaft. Dazu zählen Haushaltsverpflichtungen, Zusagen gegenüber EU-Institutionen sowie Pensionskosten für Beamte.

Indessen spürt die britische Wirtschaft zunehmend die Folgen des Brexit-Votums. So hat sich das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) Anfang 2017 mehr als halbiert. Der Zuwachs lag im 1. Quartal 2017 im Vergleich zum Vorquartal überraschend nur bei 0,3 %. Dies ist der geringste Anstieg seit einem Jahr. Diese Nachrichten kommen für May ungelegen, zumal sie sich im Juni bei Neuwahlen ein klares Votum für die Brexit-Verhandlungen besorgen will.

Verschärfend kommt eine weiterhin pessimistische Bonitätseinstufung Großbritanniens durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hinzu, denn diese bestätigte unlängst das Rating bei AA und den negativen Ausblick. Das Votum der Briten, die EU zu verlassen, stelle weiterhin ein signifikantes Risiko für die Wirtschaft des Landes dar, schreibt S&P, insbesondere für den großen Finanzdienstleistungssektor.

Überdies hat nach Auffassung der Ratingagentur die überraschende Ankündigung von Neuwahlen gezeigt, dass das Brexit-Votum den institutionellen und politischen Rahmen weniger stabil und vorhersehbar gemacht hat. Der negative Ausblick sei den Unsicherheiten im Zusammenhang mit den Brexit-Verhandlungen geschuldet. Damit wirft der EU-Austritt immer mehr seine Schatten für Großbritannien voraus.

IWF bremst bei Einigung mit Athen

Eine bevorstehende Einigung zwischen den internationalen Geldgebern und Athen über neue Finanzhilfen wird derzeit noch vom Internationalen Währungsfonds (IWF) blockiert. Eine Beteiligung an den Finanzhilfen für Griechenland kommt für den Fonds nur infrage, wenn die Gläubiger zuvor auf einen Großteil ihrer Forderungen gegenüber dem überschuldeten Mitglied der Eurozone verzichten.

Zunächst hatten sowohl der Euro-Rettungsfonds (ESM) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Verhandlungen mit der griechischen Regierung als abgeschlossen bezeichnet. Diese, wie der IWF sagt, „vorläufige Einigung“, die mit zusätzlichen Reformen einhergeht, werde zwar begrüßt. Jedoch seien „spezifische Maßnahmen zur Schuldenerleichterung" notwendig, wenn sich der IWF an dem Hilfsprogramm finanziell beteiligen solle.

Fest steht, dass Athen im Juli 6 Mrd. € an seine Gläubiger zurückzahlen muss, weshalb sich die Regierungspartei Syriza auf ein erneutes Reformpaket aus Rentenkürzungen, Privatisierungen und Steuererhöhungen eingelassen hat. Damit ist eine neue, dringend benötigte Tranche aus dem 86 Mrd. € schweren Hilfspaket in Reichweite gerückt – zumindest vorläufig, wie man aus Berlin vernehmen kann. Denn in trockenen Tüchern ist der Deal noch lange nicht, zumal die Regierung von Alexis Tsipras ein entsprechendes Gesetz noch durchs Parlament bringen muss – und das bei nur einer Zweistimmen-Mehrheit.

Versprochen hat die griechische Regierung den Geldgebern, dass 2019 und 2020, also wohlgemerkt nach Abschluss des 3. Hilfspakets, ein Sparprogramm über 3,6 Mrd. € greifen soll. Dafür sollen nochmals die Renten reduziert werden und die Griechen mehr Steuern zahlen. Diese Vorgehensweise kommt einem dann doch wie ein Déjà-vu vor. Probleme und ihre vermeintlichen Lösungen werden in die Zukunft geschoben. Das Papier, auf dem die Einigung steht, erweist sich als geduldig und das hat bei den Griechen schon Tradition.

Heta-Gläubiger kommen besser davon

Die Abwicklung der österreichischen Krisenbank Heta bringt aufgrund eines höheren Barvermögens mehr ein als zunächst geplant. So erwartet die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA), dass die Heta nach dem Verkauf von Vermögensteilen bis zum Jahr 2023 über Barreserven von 8,6 Mrd. € verfügen wird. Dies teilte die für die Abwicklung verantwortliche Behörde mit. Bisher war mit ca. 6,3 Mrd. € gerechnet worden.

Die Ursache liegt darin, dass die Heta beim Verkauf ihrer Unternehmensteile besser voran kommt als ursprünglich geplant, was wiederum den Gläubigern zu Gute kommt. So hat die FMA entschieden, den Schuldenschnitt zu senken. Damit reduziert sich der Forderungsverzicht von Besitzern vorrangiger Anleihen von 53,98 % auf 35,6 %.

Wiener Städtische Versicherung erfreut Privatanleger

In dieser Berichtswoche erfreute eine Neuemission des österreichischen Versicherers Wiener Städtische Versicherung die Privatanleger, da sie mit einer Mindeststückelung von 1.000 € begeben wurde. Am ersten Handelstag in Deutschland konnten direkt ca. 2,5 Mio. € umgesetzt werden. Aber auch institutionelle Investoren kamen bei den Emissionen von Travelex, Netflix und Senvion voll auf Ihre Kosten. Diese Titel haben jeweils eine Mindeststückelung von 100.000 €.

Die größte Einzelgesellschaft des Versicherungskonzerns Vienna Insurance Group platzierte erfolgreich 250 Mio. € am Markt. Der Bond (A19G0B) der Wiener Städtischen Versicherung zahlt seinen Investoren einen jährlichen Zins von 3,5 % und ist am 11.05.2027 endfällig. Die Anleihe wurde zu pari begeben, was einem Emissionsspread von +271 bps über Mid Swap gleichkam.

Ebenfalls gute Umsätze waren in den ersten Handelstagen bei Netflix zu verzeichnen. Das US-amerikanische Unternehmen aus dem Bereich Internet und Medien konnte mit einem 10-jährigen Bond (A19G1J) überzeugen, der am 15.05.2027 fällig ist. Die 1,3 Mrd. € schwere Anleihe ist mit einem Zins von 3,625 % ausgestattet, der im Mai und November eines jeden Jahres zur Auszahlung kommt. Emittiert wurde zu pari (+327 bps über Bund).

Als dritter im Bunde legte das Finanzierungsunternehmen Travelex Financing PLC einen 5-jährigen Bond (A19G1U) mit einem Emissionsvolumen von 360 Mio. € auf. Der Finanzdienstleister mit Sitz in London zahlt für die Aufnahme des Kredits am Bondmarkt bis zur Fälligkeit am 15.05.2022 jährlich 8 % Zinsen an die Investoren. Der Kupon wird halbjährlich ausgezahlt. Der Emissionspreis belief sich auf 100 %, was +836 bps über Bund bedeutete.

Der aktuellen Flaute im Energiesektor zum Trotz besorgte sich das im Bereich der erneuerbaren Energien tätige Unternehmen Senvion erfolgreich 400. Mio. € am Kapitalmarkt. Fällig wird die Anleihe (A2E4E2 ) am 25.10.2022. Der Bond ist mit einem Zins von 3,875 %, der halbjährlich gezahlt wird, ausgestattet und der Emissionspreis betrug 100 %, was einem Spread von +420 bps über Bund entsprach. Sowohl Senvion als auch Netflix und Travelex haben sich jeweils eine Make Whole Option in die Anleihebedingungen aufnehmen lassen.

Warten auf Macron

Der Monat Mai wird an den Börsen immer mit dem Spruch: „Sell in May and go away“ in Verbindung gebracht. Ob das auch in diesem Jahr die richtige Marschroute sein wird, kann jetzt noch nicht gesagt werden. Und auch auf welche Assetklasse dies anzuwenden wäre, ist noch offen.

Grundsätzlich kann man allerdings aus Sicht der Aktien sagen, dass aufgrund der erreichten Höchststände die „Gefahr“ der Richtigkeit dieses Satzes nicht gänzlich von der Hand zu weisen ist. Zumal weiterhin sehr viele Unsicherheitsfaktoren an den Börsen das Geschehen beeinflussen können. Andererseits fehlt es an sinnvollen Alternativen und die möglichen Zinserhöhungen in den USA werfen bereits ihre Schatten voraus. Daher wäre sogar im Falle einer kräftigeren Korrektur bei den Aktienkursen infolge politischer Ereignisse nicht unbedingt von dem klassischen spiegelbildlichen Verhalten zwischen Aktien- und Rentenmärkten auszugehen.

Doch noch gehen auch die Rentenhändler von einem Sieg Macrons aus und erst zum Wochenbeginn gilt es, die neuen Erkenntnisse an den Märkten einzubringen. Das nach dem ersten Wahldurchgang in Frankreich entstandene Gap (zwischen 161,63 % und 162,49 %) konnte bisher nur zum Teil geschlossen werden. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich dies auch in naher Zukunft nicht ändern wird. Denn im Falle eines Wahlsieg Macrons wird die Diskussion über das Tapering bei der EZB in den Mittelpunkt der Überlegungen rücken.

Charttechnisch verläuft momentan bei ca. 162,15 % eine Widerstandslinie (Hoch vom 27.04.) und ein Test der psychologischen Marke bei 161 % ist nur noch eine Frage der Zeit. Aktuell notiert der Euro-Bund-Future bei 161,22 %.

Aktuelle Marktentwicklung

Deutschland:

Der Juni-Kontrakt des richtungsweisenden Euro-Bund-Future schloss gestern mit einem gehandelten Volumen von 0,532 Mio. Kontrakten bei 161,69 % (Vw.: 161,27 %).

Die Trading-Range lag im Berichtszeitraum zwischen 161,02 % und 162,15 % (Vw.: 160,64 % und 163,99 %).
Der Euro-Buxl-Future (Range: 167,86 % und 170,26 %) schloss bei 168,86 % (Vw.: 168,98 %),
der Euro-Bobl-Future (Range: 131,44 % und 131,94 %) bei 131,76 % (Vw.: 131,57 %)
und der Euro-Schatz-Future (Range: 112,13 % und 112,275 %) bei 112,21 % (Vw.: 112,165 %).

Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe (110241) lag im gestrigen Bundesbankfixing bei +0,324 % (Vb.: +0,363 %).

USA:

Zweijährige US-Treasuries rentieren bei 1,310 % (Vw.: 1,281 %),
fünfjährige Anleihen bei 1,867 % (Vb.: 1,842 %),
die richtungsweisenden zehnjährigen Anleihen 2,332 % (Vb.: bei 2,313 %)
und Longbonds mit 30 Jahren Laufzeit bei 2,978 % (Vb.: 2,965 %).

Die Entwicklung der wichtigsten Credit Indizes spiegelt im Vergleich zur Vorwoche eine Verengung der Spreads wider, was auf eine verminderte Risikoeinschätzung seitens der Anleger hinweist. Steigende Anleihekurse führten zu einer Reduzierung der Rendite und somit verringerte sich der I-Traxx-Main für Unternehmensanleihen guter Qualität um 2,5 auf 65 Punkte. Der I-Traxx-Crossover für High Yield Anleihen fiel um 11,5 auf 259 Punkte.

Die I-Traxx-Indizes bilden derivative Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) ab, mit denen Investoren den möglichen Default von Unternehmensanleihen absichern.

USA nimmt nur kurze Gelder auf

In dieser Handelswoche wurden in den USA lediglich Geldmarktpapiere mit den üblichen Laufzeiten von 4 Wochen sowie 3 und 6 Monaten aufgelegt. Doch damit wurden insgesamt 127 Mrd. USD refinanziert und für die kommende Woche stehen zusätzlich Bonds mit Fälligkeiten in 2020, 2027 und 2047 auf der Agenda.

In der Eurozone wurde in der feiertagsbedingt verkürzten Handelswoche zur Wochenmitte die aktuelle 10-jährige Anleihe der Bundesrepublik Deutschland (110241 ) um 3 Mrd. € auf insgesamt 20 Mrd. € aufgestockt. Die Zuteilung der ca. 1,3-fach gezeichneten Anleihe erfolgte bei einer Durchschnittsrendite von 0,33 %, wobei ca. 568 Mio. € zur Marktpflege eingebucht wurden. Weiterhin werden heute bei mehreren Altemissionen Frankreichs (A19FUW / 2027  ; A1ZHSU / 2030  ; A18Z4K / 2036 ) und Spaniens (A18YPG / 2021  ; A19B40 / 2022  ; A1VQCB / 2026  ; A19DZD / 2033 ) die Emissionsvolumen erhöht. Insgesamt werden über diese Maßnahmen der „großen“ Drei ca. 15 Mrd. € aufgenommen.

Die Türkei ist immer für eine Überraschung gut

Das Referendum in der Türkei ist mittlerweile einige Tage her und so ist es um die türkische Regierung und Präsident Erdogan etwas ruhiger geworden. Doch ganz aus den Schlagzeilen ist die Türkei keineswegs. So überraschte die türkische Notenbank vergangene Woche die Marktteilnehmer, indem sie den Zinssatz für Notkredite, die sogenannten Late-Liquidity-Lending Rate, um 50 Basispunkte auf nun 12,25 % anhob. Den Leitzins beließ sie unverändert bei 8 %.

Mit diesem Schritt will die Notenbank der höchsten Inflation der vergangenen 8 Jahre von aktuell über 11 % entgegenwirken und die heimische Währung stützen. In der Folge konnte die Lira tatsächlich davon profitieren und handelte zum Euro zeitweise bei 3,84 TRY, nachdem sie zuvor noch bei 3,9325 TRY notierte. Zum US-Dollar konnte sie gar ein neues Jahreshoch bei 3,5196 TRY markieren.

Es könnte jedoch langfristig schwierig werden, die Währung zu stärken, wenn die eigene Bevölkerung wohl selbst nicht an die Lira glaubt. So sollen in den Tagen nach dem Referendum Privatleute und kleinere Unternehmen massenhaft türkische Lira in Euro und Greenback gewechselt haben. Lokalen Bankern zufolge sollen dabei Umschichtungen von umgerechnet rund 2 Mrd. USD vorgenommen worden sein. Laut Bloomberg halten die Türken 157 Mrd. USD in harten Devisen, denn ca. 40 % der Einlagen lauten auf Euro oder US-Dollar. Dies dürfte Präsident Erdogan gar nicht gefallen.

Das Devisenpaar Euro/US-Dollar handelte hingegen in der vergangenen Berichtswoche wenig verändert. Die Tradingrange lag zwischen 1,0852 USD und 1,0947 USD. Zur Stunde und nach der gestrigen Fed-Sitzung handelt die Gemeinschaftswährung bei ca. 1,0885 USD.

In einer verkürzten Handelswoche zählten Währungsanleihen lautend auf türkische Lira, brasilianische Real, südafrikanische Rand sowie US-Dollar zu den Favoriten.

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten der Baader Bank

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:

http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/

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