Kommentar
17:58 Uhr, 10.02.2022

Die „Alles-Blase“: Wo kann man Zuflucht suchen?

Wenn alles überbewertet ist, wo kann man sein Geld dann noch anlegen und es vor Korrekturen schützen?

Man kann immer wieder von der „Alles-Blase“ lesen. Es soll zum Ausdruck bringen, dass derzeit einfach alles hoch bewertet ist. Es fängt bei Aktien an, hört dort aber nicht auf. Betroffen sind auch Immobilien, Anleihen, Rohstoffe, Kunst und Sammlerstücke und je nachdem, wen man fragt, auch Kryptos.

Wie das konkret aussieht, zeigen die Grafiken. Die erste Grafik zeigt die Bewertung des Aktienmarktes. Ein Wert von 100 % bedeutet, dass der Markt so hoch bewertet ist wie noch nie in seiner eigenen Historie. Ein Wert von 0 % bedeutet, dass der Markt nie billiger war. Bei Aktien ist der Wert derzeit hoch und liegt je nach genauem Kursstand bei 99 %. 99 % der Zeit war der Aktienmarkt günstiger bewertet als heute. Das kann man durchaus als ziemlich teuer bezeichnen.

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Eine hohe Bewertung bei Aktien kann man auch anhand der Dividendenrendite bestimmen (Grafik 2). Hier liegt der Wert bei 98 %. Selten gab es eine so niedrige Dividendenrendite wie heute. Auf Anleihen für Zinseinkommen kann man nicht ausweichen. Hier erhielt man in 99 % der letzten 150 Jahre mehr Rendite als jetzt.

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Selbst Rohstoffe sind nicht billig. Persönlich favorisiere ich schon länger Rohstoffaktien. Nüchtern betrachtet sind allerdings auch Rohstoffe teuer. Hier liegt der Wert bei 93 % (Grafik 3). Das ist nicht so schlimm wie bei Aktien, aber keineswegs ein Schnäppchen. Bei Gold sieht es nicht besser aus, eher schlechter. Im Verhältnis zum Anstieg der Verbraucherpreise ist Gold teuer, auch wenn es bei der aktuell hohen Inflation vielleicht nicht so wirkt.

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Die Liste lässt sich beliebig fortführen. Immobilienpreise lassen sich z.B. anhand des Vergleichs zu den Einkommen messen. Auch dieser Vergleich führt zu der Schlussfolgerung: Immobilien werden zu Wucherpreisen verkauft.

Die Alles-Blase erscheint real. An der Betrachtungsweise gibt es jedoch mehrere Probleme. Ein Problem ist der Vergleich mit der Preishistorie. Man braucht viele Datenpunkte, um überhaupt aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. Je mehr Daten man verwendet und je weiter man in die Vergangenheit blickt, desto größer sind die Unterschiede im Umfeld. Die Welt von 1945 war eine ganz andere als die heutige. Trotzdem ist 1945 Teil des Vergleichs.

Das vermutlich größere Problem ist die Pauschalisierung. Die einzelnen Anlageklassen mögen im Durchschnitt bzw. Gesamthaft überbewertet sein, doch im Einzelnen gilt das nicht. Immer wieder habe ich darauf hingewiesen, dass z.B. Small Caps der Überbewertung größtenteils entkommen sind. Sie sind weltweit attraktiv.

Ebenso sind einzelne Rohstoffe nach wie interessant, weil sich etwas Fundamentales verändert hat. Die zunehmende Elektrifizierung hat die Umstände grundlegend verändert. Damit ist die Preishistorie nicht unbedingt geeignet, um das Bewertungsniveau festzustellen.

Vieles ist überbewertet. In jeder Anlageklasse lassen sich jedoch Werte und Segmente finden, die noch interessant sind. Die Alles-Blase vermittelt den Eindruck, dass man sich nirgends verstecken kann. Das ist falsch.

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2 Kommentare

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  • sepper
    sepper

    Schon mehrere Male versuchte ich auf den Seiten von MSCI und S&P eine Bestätigung der Ansicht, Small Caps seien billig. Leider sind auch in diesem Bereich durchschnittlich hohe Bewertungen festzustellen. Schön wäre es, wenns nicht so wäre.

    21:03 Uhr, 10.02. 2022
  • mariahellwig
    mariahellwig

    Das Rohstoffe zu teuer sind, ist nicht nachvollziehbar. Und Edelmetalle schon garnicht, die Preise stagnieren seit gut 10 Jahren. Aller Inflation zum Trotz. Frage nich was die Grafik ausdrücken soll..

    18:09 Uhr, 10.02. 2022

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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