Kommentar
09:42 Uhr, 15.07.2009

Devisenmärkte weiter "lauwarm" - Heißt es "Goldman Sachs" oder "Government Sachs"?

Erwähnte Instrumente

Der Euro eröffnet heute (07.25 Uhr) bei 1.3980, nachdem gestern im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3913 markiert wurden. USD-JPY notiert derzeit bei 93.50. In der Folge stellt sich EUR-JPY auf 130.75, während EUR-CHF bei 1.5210 oszilliert.

Goldman Sachs hat gestern mit einem spektakulären Quartalsergebnis Furore gemacht. Mit 4,93 USD pro Aktie wurde die ohnehin optimistisch ausgeprägte Konsensusprognose von 3,65 USD deutlich übertroffen. Gegenüber dem Vorjahr entsprach das einem Anstieg um 65%. Zunächst muß es hier heißen: "Chapeau!" Wir freuen uns grundsätzlich über Erfolge!

Für eine Bank, die vor wenigen Atemzügen noch den Status einer Investmentbank aufgeben mußte, um zu überleben und die sich den Armen der Staatsunterstützung zunächst nicht entziehen konnte, stellt dieses Ergebnis fraglos einen Quantensprung dar.

Für eine Bank, die ohne das "Bailout" von AIG voraussichtlich existentiell bedroht wäre, ist dieses Ergebnis spektakulär, weil dieses Ergebnis nur möglich war, indem zusätzliche Risiken eingegangen wurden (Quelle Bloomberg).

Mit anderen Worten wurde systemisches Risiko aggressiv gekauft, obwohl man kurz zuvor genau an diesem Risiko nahezu gescheitert wäre. Hoppla, was für eine Lernkurve! Das wirft mehr Fragen auf, als daß dieses Ergebnis Antworten geben kann!

Andere Banken, beispielsweise Morgan Stanley, haben systemisches Risiko eingedämmt, was bezüglich einer natürlich ausgeprägten Risikoaversion in der schwersten Finanzkrise seit 1929 auch fraglos rational ist. War das Verhalten von GS damit aber irrational?

Die Ausprägung der Risikoneigung, die hier bei Goldman Sachs erkennbar ist, muß entweder als eine Negierung der jüngsten Erfahrungswerte und damit einer Spielermentalität verstanden werden oder aber ist Ausfluß der Position, die Goldman Sachs im Bereich der internationalen Zentralbanken und der Politik spielt.

Die Politik und die Zentralbanken bedienen sich in der Besetzung von Spitzenpositionen extrem häufig bei Goldman Sachs. Das GS-Netzwerk ist damit äußerst engmaschig. Keine andere Finanzinstitution kommt hier ansatzweise an GS heran.

Wir verweisen auf den ehemaligen US-Finanzminister Hank Paulson und seine enge Zusammenarbeit mit den Geschäftsbanken im Rahmen der "Working Group on Financial Markets" oder besser ausgedrückt dem Interventionsarm der US-Regierung, dem "Plunge Protection Team" (Siehe "Endlich Klartext", FinanzBuchverlag, Seite 58 ff.).

Das gilt aber nicht nur für die USA. Nein, dieses GS-Netzwerk ist international engmaschig.

Gekoppelt mit Computerhandelsprogrammen (gerade abhanden gekommen, siehe Tagespresse), die selbst laut GS Manipulation ermöglichen (und bisher weder NYSE und SEC beschäftigt haben …), ergibt sich also bei GS die Frage, ob die Bezeichnung "Goldman Sachs" noch angemessen ist und nicht vielmehr "Government Sachs" sachgerechter wäre.

Mit anderen Worten ist die Wahrscheinlichkeit, daß erhöhte Spielfreude der wesentliche Katalysator des Ergebnisses ist, tendenziell gering.

Übrigens wirft dieser Status von GS Fragen bezüglich Kartellbildung auf. Die SEC hat viel zu tun, oder? Dieser Status von GS wirft aber auch Fragen über die Qualität unsere Demokratie und dem System von "Checks (und nicht Schecks) and Balances" auf!

Der deutsche ZEW-Index enttäuschte gestern die vom Konsensus gesteuerten Marktteilnehmer. Per Juli sank der Sentimentindex von zuvor 44,8 auf 39,5 Punkte (Prognose 47,8). Die Bewertung der aktuellen Lage legte insignifikant von -89,7 auf 89,3 zu. Seit dem Tiefstwert per Mai bei -92,8 Punkten stellte sich hier nun der zweite Anstieg in Folge ein.

Es stellt sich die Frage, ob der aktuelle Sentimentindexwert bei 39,5 Ausdruck von wirklicher Schwäche ist, oder ob es sich hier um eine sinnvolle Relativierung der Sichtweise der befragten Finanzexperten handelt. Hier hilft der Blick auf den Chart. Der Chart belegt, daß das Sentiment sich auf historisch gesehen hohem Niveau bewegt!

Wer aus diesem Sentimentindex ein negatives Wachstum von 6% ableiten will, dem sei das gestattet. Wir halten uns bei dieser Übung vornehm zurück!

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Die Industrieproduktion der Eurozone legte per Mai um 0,5% im Monatsvergleich zu. Die Prognose war bei +1,2% angesiedelt. Der Vormonatswert wurde von -1,9% auf -1,4% revidiert.

In der Folge ergab sich im Jahresvergleich ein Rückgang um "nur" 17,0% (Prognose -17,7%) nach zuvor -20,5% (revidiert von -21,6%).

Per 2. Quartal zeichnet sich damit eine Stabilisierung in diesem Sektor der Wirtschaft der Eurozone ab.

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Die US-Erzeugerpreise legten deutlicher als unterstellt per Juni um 1,8% im Monatsvergleich zu. Die Prognose war bei +0,9% angesiedelt. Entscheidend waren Energie- und Rohstoffpreise. Im Jahresvergleich ergab sich damit ein Rückgang um -4,2% nach zuvor -4,7%. Die Veröffentlichung hat keine wesentliche Marktwirkung.

Die US-Einzelhandelsumsätze verzeichneten per Juni einen Anstieg im Monatsvergleich um +0,6% nach zuvor +0,5%. Damit kam es zum zweiten Anstieg in Folge.

Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -9,0% nach zuvor -9,8% und -10,0% per April. Mithin ist hier eine Stabilisierung, aber auch ein Potential zu einer Trendwende erkennbar.

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Die US-Lagerbestände sanken per Mai um 1,0% im Monatsvergleich. Hier kam es zum neunten Rückgang in Folge. Mit anderen Worten setzt sich die Lageranpassung weiter fort. Wir erwarten diese Tendenz auch noch per Juni. Sie wird sich jedoch nicht im zweiten Halbjahr nachhaltig fortsetzen. Im Gegenteil ergibt sich im Zuge der Reflationierung der Weltwirtschaft Potential für eine Lageraufstockung.

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Bezüglich der heute anstehenden Daten verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Wir werden uns morgen dezidiert mit den Ergebnissen auseinandersetzen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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