Deutschland: Produktion im Juli - Industrierezession
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1. Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe ist im Juli – nach einem kurzen Zwischenstopp im Juni – abermals eingebrochen. Sie sank um 1,8 % mom. Dies war für die meisten Konjunkturbeobachter eine klare Enttäuschung (Bloomberg-Median: -0,5 % mom; DekaBank: -0,2 % mom). Dabei nahm die Ausbringung in der Industrie und beim Bau um je 2,0 % mom ab, während die Energieerzeugung mit einem Plus von 1,2 % mom sogar noch stützend wirkte.
2. Die aktuelle Produktionsschwäche zeigt sich auch an der Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat. Diese war erstmals seit 2003 mit -0,6 % für das produzierende Gewerbe wieder negativ. Ferner sendeten die Investitionsgüterhersteller beunruhigende Signale: Hier schrumpfte der Output um 3,6 % mom, d.h. wiederholt ungewohnt kräftig (Konsumgüter: -1,7 % mom; Vorleistungsgüter: -0,6 % mom). Damit schwindet offensichtlich zunehmend die Zuversicht der Unternehmer in die Konjunktur.
3. Die gestern veröffentlichten Juli-Daten zum Auftragseingang der Industrie hatten – mit ihrem achten Rückgang im Vormonatsvergleich hintereinander – ebenfalls enttäuscht. Sie gingen um 1,7 % mom zurück. Diese Zahl schmeichelt aber noch dem zugrunde liegenden Trend, denn sie war durch außerordentliche Großorders bei Airbus (im Rahmen der Luftfahrtmesse in Farnborough) nach oben verzerrt. Das ließ sich an der Unterscheidung nach Inlands- und Auslandsorders erkennen: Während die heimischen Aufträge mit 3,6 % mom abstürzten, konnten die von außerhalb leicht um 0,3 % mom zulegen.
4. Es ist damit eindeutig, dass sich die Industrie in einer Rezession befindet. Denn selbst wenn das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, das die Daten veröffentlicht, darauf hinweist, dass die Produktionsdaten durch die frühen Ferien im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen nach unten verzerrt sind, kommt das produzierende Gewerbe im laufenden Quartal auf keinen grünen Zweig mehr. Hierfür sind die jüngsten Entwicklungen des ifo Geschäftsklimas und des Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes zu schlecht.
5. Unterstellte man für August und September dasselbe Produktionsniveau wie im Juli, wäre der Output des produzierenden Gewerbes um gut 2,4 % qoq gesunken. Und auch mit etwas optimistischeren Prognosen kommt man kaum mehr über ein Minus von rund 2 % qoq hinaus. Nach einer Schrumpfung um 1,7 % qoq im zweiten Vierteljahr wäre damit die Bedingung für eine „technische Rezession“ erfüllt. Zu überdies unterausgelasteten Kapazitäten wird es nach momentanem Stand der Dinge dann wohl gegen Jahresende kommen. Denn bisher ist keine Besserung von Seiten des Auftragseingangs in Sicht.
6. Die Produktionszahlen stützen uns in unserer Erwartung, dass (nach einer Kontraktion um 0,5 % qoq im zweiten Vierteljahr) auch im dritten Quartal das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands geschrumpft sein wird.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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