Deutschland: Produktion – Ferientageeffekt und Aufträge entfalten ihre positive Wirkung
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1. Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe stieg im August deutlich um 1,7 % mom an (Bloomberg-Median: 1,8 % mom, DekaBank: 2,0 % mom). Das Vorjahresniveau wird damit kalender- und saisonbereinigt um 17,4 % unterschritten.
2. Erwartungsgemäß kräftig fiel der Produktionsanstieg in der Industrie aus (2,0% mom). Dieser ist zwar durch einen positiven Ferientageeffekt leicht überzeichnet, die Grundtendenz ist dennoch merklich nach oben gerichtet. So stehen in der Industrie bislang im dritten Quartal mehr als 8% qoq neue Aufträge in den Büchern. Das wird der stärkste Anstieg in der gesamtdeutschen Geschichte werden. Diese Aufträge wurden anfangs zum Teil noch durch Lagerverkäufe bedient, doch mehr und mehr ist dieser Prozess abgeschlossen, sodass neue Waren produziert werden müssen.
3. Besonders erfreulich entwickelt sich derzeit die Vorleistungsgüterindustrie. Deren Produkte gehen in die Produktion anderer Güter ein, weshalb dieser Branche eine Vorlaufindikatorfunktion zukommt. Mit einem Auftragsplus im dritten Quartal von bislang über 10% qoq, zeigt sich hier die konjunkturelle Erholung besonders deutlich. In der Krise hatten die Unternehmen Aufträge storniert und ihre Lager geräumt – „Schotten dicht und Ballast über Bord“ war das Motto. Nun müssen die Vormateriallager wieder aufgefüllt werden, um die Produktionsmaschinerie wieder in Gang zu setzen. So legte die Produktion dieser Güter im August um 3,4 % mom erneut spürbar zu.
4. Die Investitionsgüterindustrie dehnte ihre Erzeugung um 1,5 % mom aus. Zu dieser Hauptgruppe zählt auch die Automobilindustrie, deren Produktion um 2,2 % mom zunahm. Verglichen mit dem Plus bei den Auftragseingängen um 15 % mom ist das noch bescheiden und lässt auf mehr hoffen. Die Konsumgüterindustrie schließlich stagnierte nahezu (0,1% mom). Das lag an der Verbrauchsgüterproduktion (vor allem Nahrungsmittel und Pharma), deren Produktion um 0,4 % zurückging. Dagegen spiegelt sich die robuste Konsumentenstimmung in der Gebrauchsgüterproduktion wider, die nicht nur im Monats-, sondern auch im Quartalsvergleich angestiegen ist.
5. Neben der Industrie zählen das Bauhauptgewerbe und die Energieproduktion zum produzierenden Gewerbe. Nach vier Monaten rückläufiger Bautätigkeit brachte der August ein deutliches Plus von 4,2 %. Sollten sich hier die positiven Zahlen in den kommenden Monaten verfestigen, dürfte man das wohl den Konjunkturpaketen zuschreiben. Dass für das produzierende Gewerbe insgesamt nicht mehr drin war, lag alleine an der Energieproduktion, die um 2,6 % mom zurückging.
6. Die deutsche Konjunktur federt zurück. Auf Rekordrückgänge folgen nun Rekordanstiege zumindest bei den Aufträgen. In der Produktion nähert sich das Quartalsplus von derzeit 2,2 % qoq dem Rekord von 2,9 % qoq (viertes Quartal 1994) an. Dabei ist für den September Stagnation unterstellt – eine sehr pessimistische Annahme, wenn man die Auftragslage bedenkt oder auf die schon vorab veröffentlichte Stahlproduktion schaut, die im September um 2,5 % mom zunahm. Es bleibt bei der Feststellung, dass das zweite Halbjahr 2009 ein gutes wird. Danach aber dürfte sich die deutsche Konjunktur wie die besagte Feder auspendeln. Oder mit anderen Worten: Dieses Tempo ist nicht durchzuhalten. Denn der Weg zurück zur konjunkturellen Normalität ist noch mit Schlaglöchern versehen.
Quelle: DekaBank
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