Kommentar
12:00 Uhr, 29.05.2008

Deutschland: Nochmals Schub für den Arbeitsmarkt

1. Der Mai brachte einen weiteren Schub für den deutschen Arbeitsmarkt. Die Anzahl der nichtsaisonbereinigten Arbeitslosen ist weiter auf 3,283 Millionen zurückgegangen. Das ist der niedrigste Stand seit Juli 1993. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr um über eine halbe Million Arbeitslose zeigt sich immer noch stark, doch die Triebkraft verlangsamt sich. Die Faktoren, die zu einer Belastung für den deutschen Arbeitsmarkt werden können, nehmen zu. Mit der Abarbeitung der Auftragsbestände, die nicht in gleicher Weise wieder aufgefüllt werden, werden die Unternehmen ihre Einstellungspraxis überdenken und entsprechend anpassen. Die wirtschaftliche Dynamik in den wichtigsten Handelspartnerländern lässt spürbar nach, und die Exportindustrie verzeichnet dadurch zurückgehende Orders. Hinzu kommen die Belastungen von der Preisseite auf der Beschaffungsseite und von der Währung auf der Verkaufsseite. Eine Anpassung der Gewinnmargen kann nicht bis zur Unrentabilität fortgesetzt werden, und Preisanpassungen stoßen auf einen schwächelnden, von Inflationsängsten geprägten Markt. Obwohl durch außergewöhnliche Sonderfaktoren1) beeinflusst, ist der saisonbereinigte Zugang an Arbeitslosen um vier Tausend auf 3,31 Millionen Personen ein Indiz für einen sich abschwächenden Arbeitsmarkt.

2. Die Arbeitslosenquote im Mai ging nicht-saisonbereinigt auf 7,8 % zurück (nach 8,1 % im April). Die saisonbereinigte Quote blieb mit 7,9 % unverändert. Mit den Zahlen für den Monat Mai wurde, wie in jedem Jahr, die Bezugsgröße zur Ermittlung der Arbeitslosenquote angepasst. Der Nenner wurde von 41,935 Millionen Erwerbspersonen (Erwerbstätige plus Arbeitslose) auf 41,870 Personen abgesenkt.

3. Der Beschäftigungsaufbau hat sich im April – wenn auch in abgeschwächter Form – fortgesetzt. Die Anzahl der Erwerbstätigen ist im April saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 25 Tausend auf 4,313 Millionen Personen angestiegen. Im Durchschnitt der vorangegangenen neun Monat betrug der Beschäftigungsaufbau im Schnitt 65 Tausend Personen je Monat, wobei die Monate Februar und März bereits unterhalb dieses Wertes lagen. Diese Entwicklung bestärkt unsere Erwartung eines Nachlassens des dynamischen Beschäftigungsaufbaus. Zwar zeigt sich der deutsche Arbeitsmarkt robust, doch die ersten Vorboten für eine sich verringernde Dynamik treten verstärkt zu Tage. Rückläufige Auftragseingänge aus dem In- und Ausland, Unsicherheit über die US-Konjunktur, der überbordende Preisauftrieb für Rohstoffe und Lebensmittel sowie wieder steigende Lohnstückkosten bilden einen Giftcocktail für den Arbeitsmarkt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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