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10:29 Uhr, 12.08.2013

Deutschland ist das China Europas

Frankfurt (BoerseGo.de) - Im Gegensatz zu den südeuropäischen Volkswirtschaften und Irland boomt die deutsche Wirtschaft zurzeit. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Exporte sind hoch, die Inflation ist moderat und der Konsumsektor brummt. Außerdem gibt es inzwischen einige Hinweise darauf, dass die Immobilienpreise in einigen Regionen Deutschlands nach oben klettern. Ein entscheidender Grund dafür, dass sich die deutsche Wirtschaft in dieser turbulenten Phase so erfreulich entwickelt hat, ist der Umstand, dass die externe Wettbewerbsfähigkeit dieses Landes nicht durch eine aufwertende Währung beeinträchtigt worden ist. So liegt beispielsweise der für Deutschland geltende reale Wechselkurs in Zeiten des Euro etwa 40 Prozent unter jenem Wechselkurs, zu dem seinerzeit die Deutsche Mark gegenüber dem US-Dollar gehandelt wurde, wie Anthony Doyle, Investmentspezialist im Fixed Income Team bei M&G Investments, in seinem jüngsten Blog-Beitrag zum Euro erläutert.

Deshalb könne Deutschland auch als das China Europas bezeichnet werden (zumindest was den Handelsüberschuss betreffe), denn der weltweit höchste Handelsüberschuss von etwa 193 Milliarden Euro pro Jahr (China erzielt momentan einen Überschuss von jährlich rund 150 Milliarden US-Dollar) basiere auf einem sehr deutlich unterbewerteten Wechselkurs. Ein überwältigender Teil dieses Überschusses resultiere aus dem Handel mit anderen Euro-Ländern (wie Italien, Griechenland, Spanien, Portugal und Irland), heißt es.

„Das überschüssige Kapital, das dank der besseren internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands erwirtschaftet wird, fließt letztlich aber auch wieder zurück nach Südeuropa und Irland. Schließlich gehören auch deutsche Banken und Investoren zu der internationalen Gruppe von Gläubigern, die den Regierungen und Unternehmen der Peripheriestaaten Geld geliehen haben, um damit höhere Renditen zu erzielen als mit ihren eigenen deutschen Bundesanleihen“, so Doyle.

Natürlich wären die südeuropäischen Staaten ebenso wenig wie Irland in der Lage gewesen, derart hohe Schulden anzuhäufen, wenn dieses Kapital nicht bereitgestellt worden wäre (so befanden sich im Jahr 2008 etwa 80 Prozent aller griechischen, irischen und portugiesischen Staatsanleihen im Besitz ausländischer Investoren). Darüber hinaus wäre der Anstieg der Lohn-Stück-Kosten in diesen Staaten (vor allem im öffentlichen Sektor) vielleicht moderater ausgefallen, und auch die Kluft bei der Wettbewerbsfähigkeit zwischen Deutschland und den Peripherieländern wäre nicht so tief wie es derzeit der Fall sei, heißt es weiter.

„Damit ist Deutschland der größte Nutznießer der Gemeinschaftswährung. Gleichzeitig hätte ein Zahlungsausfall aber auch verheerende Auswirkungen auf das Bankensystem sowie die Exportindustrie dieses Landes. Deutschland ist also vom Euro abhängig und wird ihn deshalb wohl kaum aufgeben“, so Doyle.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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