Kommentar
12:02 Uhr, 30.10.2008

Deutschland: Erstmals seit 1992 wieder unter drei Millionen Arbeitslose

1. Trotz des zurzeit grenzenlosen Pessimismus ist die Anzahl der registrierten Arbeitslosen im Oktober in nicht saisonbereinigter Rechnung um 84 Tausend auf 2,997 Millionen Personen zurückgegangen. Der saisonbereinigte Rückgang um 26 Tausend auf 3,15 Millionen Arbeitslose markiert den niedrigsten Stand seit Dezember 1992. Selbst der bereits gestern veröffentlichte Beschäftigungsindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X) zeigt sich für Oktober mit einem Anstieg um zwei Punkte auf 248 von der sonnigen Seite. Hier zeichnet sich jedoch eine abnehmende Dynamik ab, denn die monatlichen Anstiege sind schwächer als im Vorjahr. Die Chancen für ein dauerhaftes Unterschreiten der Dreimillionen-Grenze bei der Arbeitslosigkeit stehen aber schlecht. Der Ausblick trübt sich massiv ein, die Umfrageergebnisse bei den Einkaufsmanagerindizes, beim ifo Geschäftsklima und der DIHK-Herbstumfrage malen ein wenig erfreuliches Bild vom zukünftigen Arbeitsmarkt in Deutschland. So ist der Saldo der Beschäftigungspläne der Unternehmen in Deutschland seit Jahresbeginn von +7 auf -3 um 10 Saldenpunkte gefallen, wobei die Industrie mit -16 Punkten einen drastischen Rückgang verbuchte.

In den nächsten Monaten wird sich die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt eintrüben. Inwieweit und wie stark die Unternehmen ihre Beschäftigungspläne weiter nach unten revidieren hängt vor allem an der Dauer der sich abzeichnenden Rezession ab. Die angekündigten Einschränkungen bei der Produktionstätigkeit in der Automobilindustrie werden sich auf die Zulieferbetriebe und den Dienstleistungssektor auswirken. Hier ist vor allem mit einem Personalabbau bei der „Leiharbeit“ und bei Zeitarbeitsfirmen zu rechnen.

2. Die nicht-saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist im Oktober auf 7,2 % zurückgegangen (nach 7,4 % im September). Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist von 7,6 % auf 7,5 % gefallen, ein Wert, der letztmalig im April 1992 erreicht wurde.

3. Heute wurden auch die Erwerbstätigenzahlen für den September veröffentlicht. Neben den aktuellen Daten wurden auch die bis Januar 2008 revidierten Vormonate vorgestellt. Der Beschäftigungsaufbau hat sich auch im September fortgesetzt. Saisonbereinigt wurden 20 Tausend Erwerbstätige mehr gezählt als noch im August, auf einen Stand von 40,427 Millionen Personen. Nicht-saisonbereinigt kletterte die Anzahl der Erwerbstätigen auf ein neues Allzeithoch von 40,724 Millionen. Das sind 550 Tausend Personen mehr als im September des Vorjahres. Dennoch zeichnet sich seit geraumer Zeit ein Rückgang der Beschäftigungsdynamik ab. Die Revision der Vormonate bis Januar 2008 brachte einen durchschnittlichen Anstieg der Erwerbstätigkeit um 40 Tausend Erwerbstätige pro Monat.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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