Kommentar
11:29 Uhr, 15.11.2012

Deutschland: Bruttoinlandsprodukt – weiter auf Spitzenplatz in Europa

1. Das Bruttoinlandsprodukt nahm im dritten Quartal 2012 um 0,2 % qoq zu (Bloomberg-Median: 0,1 % qoq; DekaBank: 0,3 % qoq). Wie immer handelt es sich bei der Erstveröffentlichung um eine Schnellschätzung, bei der keine Details bekannt gegeben werden. Dies geschieht mit der zweiten Veröffentlichung am 23. November. Doch aufgrund der vorliegenden Konjunkturindikatoren kann man schon jetzt nachfolgende Entwicklungen ableiten.

2. Die derzeit wohl spannendste Größe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind die Ausrüstungsinvestitionen, denn hier zeigen sich die Bremsspuren der Schuldenkrise deutlich. Seit der Eskalation der Schuldenkrise ab Sommer 2011 befinden sich diese im Sinkflug, und daran hat sich im dritten Quartal trotz der geringen Zinsen auch nichts geändert. Zurückzuführen ist das auf die mit der Schuldenkrise einhergehende Verunsicherung der Unternehmen. Denn wer nicht abschätzen kann, ob seine heute getätigten Investitionsausgaben morgen und übermorgen die zur Finanzierung notwendigen Erträge bringen werden, wartet erst einmal ab. Der Zusammenhang zeigt sich eindrucksvoll, beim Blick auf den von Baker et al. konstruierten Index für die Unsicherheit. Entsprechend kündigten die Unternehmen in ihrer Kommunikation den Aufschub von Investitionsprojekten an und die vom DIHK ermittelten Investitionsabsichten sanken spürbar.

3. Bei den Exporten wurde die Schuldenkrise im dritten Quartal noch nicht sichtbar, denn diese legten erneut merklich zu. Doch hinter dem Schleier der Impulse von außerhalb der Eurozone waren die Bremsspuren durch die Schuldenkrise auszumachen. Nimmt man die Aufteilung der Industrieumsätze in EWU-Ausland und Rest der Welt als Maßstab, dann bremste zwar die Entwicklung in der Eurozone die Exportaktivitäten, das konnte jedoch durch die Umsätze mit dem Rest der Welt mehr als kompensiert werden.

4. Die Gegenbuchung zu den Exporten sind die Importe. Diese haben spürbar langsamer zugenommen als die Exporte, was auf eine eher schwache Binnennachfrage schließen lässt. Unterm Strich kam aber daher vom Außenbeitrag (Saldo aus Ex- und Importen) ein merklicher Wachstumsimpuls.

5. Die privaten Konsumausgaben lagen im Plus. Das dürfte aber angesichts der geschrumpften Einzelhandelsumsätze (-0,4 % qoq) allenfalls nur gering gewesen sein. Angesichts der guten Rahmendaten hätte man aber auch durchaus mehr erwarten können: Im dritten Quartal wurde weiter Beschäftigung aufgebaut, die Löhne stiegen bei einer weitgehend stabilen Inflationsrate. Das ist eigentlich ein Umfeld, in dem der Konsum spürbarer zunehmen könnte.

6. Mit dem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 0,2 % qoq belegt Deutschland weiterhin einen Spitzenplatz in Europa. Dem erfreulichen Wachstum im dritten Quartal wird aber eine Schrumpfung im vierten folgen. Die Startbedingungen sind denkbar schlecht. So haben sich inzwischen die Auftragsbücher der Unternehmen merklich geleert, weil die Auftragseingänge im dritten Quartal rückläufig waren und die Unternehmen gleichzeitig munter weiter produzierten. Erst im September traten sie abrupt auf die Bremse. Diese Vollbremsung wirkt auch noch in den Folgemonaten nach, zumal seitens der Unternehmen von weiteren Produktionsdrosselungen gesprochen wird. Mit der wieder anziehenden globalen Konjunktur wird die deutsche Volkswirtschaft aber wieder auf Wachstumskurs einschwenken.

Quelle: DekaBank

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