Kommentar
12:12 Uhr, 24.02.2011

Deutschland: Bruttoinlandsprodukt - unterm Strich ein gutes Quartal

1. Das Statistische Bundesamt bestätigte heute seine Schnellschätzung von vergangener Woche: Das Bruttoinlandsprodukt nahm im vierten Quartal "nur" um 0,4 % qoq zu. Verglichen mit den ursprünglichen Erwartungen zu Quartalsbeginn ist das zwar eine kleine Enttäuschung, doch die wirtschaftliche Dynamik ist immer noch für deutsche Verhältnisse durchschnittlich und entspricht dem Potenzialwachstum. Wenn man die außergewöhnlichen Belastungen noch mit ins Bild nimmt, bleibt unterm Strich ein gutes Quartal übrig.

2. Diese Sonderbelastungen stammen von der Witterung. So brach auch im Dezember 2010 die Produktion im Bauhauptgewerbe um sage und schreibe mehr als 24% gegenüber dem Vormonat ein. Die Bauinvestitionen des vierten Quartals wurden dadurch um 3,9 % qoq in die Tiefe gerissen und belasteten das Wachstum in diesem Zeitraum um 0,4 %-Punkte. Auch der private Konsum war eine kleine Enttäuschung, blieb er doch mit einem kleinen Plus von 0,2 % qoq hinter den frohlockenden Meldungen des Einzelhandels über das "grandiose" Weihnachtsgeschäft zurück. Anscheinend hielten Frost und Schnee den einen oder anderen Konsumenten von seinen weihnachtlichen Einkäufen ab. Und dennoch war 2010 ein hervorragendes Konsumjahr, wenn man das Jahr vor der Mega-Mehrwertsteuererhöhung am 1.1.2007 ausklammert, muss man schon bis ins Jahr 1996 zurückgehen, um ein Jahr zu finden, in dem in jedem Quartal der Konsum zulegte.

3. Die Unternehmen investierten weiter eifrig in Maschinen (2,6 % qoq). Sie taten dies, weil der Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten in den vergangenen 12 Monaten rapide angestiegen war und die Absatzperspektiven unverändert rosig sind. Einen zusätzlichen Motivationsschub stellte das Auslaufen der Möglichkeit einer beschleunigten Abschreibung der Anlagen zum Jahresende dar. Warum also nicht noch schnell zu günstigeren Bedingungen investieren? Grund zur Freude war auch der Export, der trotz der globalen Wachstumsdelle unverändert kräftig um 2,5 % qoq zulegte. Da die Importe nur um 0,9 % qoq anstiegen, trug der Außenbeitrag stattliche 0,8 %-Punkte zum Wachstum bei.

4. Die weiteren Aussichten? Heiter mit leichter Quellbewölkung! Die deutsche Volkswirtschaft befindet sich unverändert auf sehr gutem Kurs. Die binnenwirtschaftlichen Kräfte verfestigen sich: Bessere Beschäftigungszahlen und vernünftige Lohnabschlüsse geben den Haushalten die Kaufkraft, ihren Konsum zu entfalten. Die Unternehmen strotzen vor Zuversicht. Selbst wenn in den kommenden Monaten erwartungsgemäß die Umfrageergebnisse nachgeben, kann die Unternehmensstimmung als sehr gut beschrieben werden. Daher muss es auch nicht wundern, dass die Investitions- und Beschäftigungsabsichten weiter sehr hoch sind. Von der Weltwirtschaft kommen weiter gute, möglicherweise sogar stärkere Impulse, denn die globalen Frühindikatoren weisen wieder nach oben und signalisieren ein Aufholen der Industrieländer. Das ist nach wie vor noch die Hauptabsatzregion der deutschen Industrie. Hinzu kommen kurzfristig positive Stimuli von der Bauwirtschaft. Die witterungsbedingten Bauausfälle des vierten Quartals werden nachgeholt!

5. Woher kommen die Quellwolken? Sollte es nicht zu einem Rückgang der Rohstoff- und Energiepreise im Verlauf des Jahres kommen, beginnen deren negative Effekte durchzuwirken. Insbesondere der private Konsum könnte unter dem tatsächlichen und dem gefühlt noch höheren Kaufkraftentzug leiden. Noch ist es nicht soweit, doch der Blick auf die Preisentwicklung ist in den kommenden Monaten wichtiger denn je für die Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 160 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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