Kommentar
15:06 Uhr, 06.11.2008

Deutschland: Auftragseingänge - Im Angesicht der Rezession

1. Die deutschen Auftragseingänge stürzten im September ins Bodenlose. Der Rückgang um 8,0% mom (!) markiert einen gesamtdeutschen Negativrekord. Kein einziger Analyst hatte mit einem solchen Rückgang gerechnet, der Median lag bei einem Minus von 2,3% mom (DekaBank: -2,5% mom). Das Vorjahresniveau wird inzwischen um 9,0% unterschritten.

2. Optimisten mögen den heutigen Einbruch der Auftragseingänge damit relativieren, dass der Vormonat durch Großaufträge und durch einen Ferientageeffekt überzeichnet war und daher ohnehin mit einer Korrektur zu rechnen war. Das ist sicherlich richtig, greift aber zu kurz! Selbst wenn man diese Effekte einkalkuliert bleibt ein außergewöhnlich starker Rückgang übrig, der letztendlich die sich beschleunigende Abwärtsbewegung fortsetzt.

3. Die Diagnose ist klar: Die deutschen Absatzmärkte brechen weg. So sanken die Auslandsorders um 11,4% – ebenfalls ein gesamtdeutscher Minusrekord. Und das ist noch nicht das Ende der Entwicklung. Die globalen Frühindikatoren – wie das von uns ermittelte Deka-Wirtschaftsklima der 30 wichtigsten deutschen Handelspartner – deuten auf weitere starke Rückgänge hin. Der synchrone Rückgang der Wirtschaftsleistung in den wichtigsten deutschen Handelspartnerländern zwingt die Exportwirtschaft in die Knie. Im kommenden Jahr dürfte das Wachstum in acht von zehn der wichtigsten Handelspartnerländer negativ sein.

4. Aus dem Inland mehren sich inzwischen ebenfalls die negativen Vorzeichen. So sanken die Inlandsaufträge um 4,3% mom. Seit dem ersten Quartal nehmen sie beschleunigt ab, zuletzt um 3,0% qoq. Das ist in erster Linie auf rückläufige Bestellungen von Investitionsgütern zurückzuführen (-3,7% qoq), was auf eine sich verschärfende Investitionszurückhaltung schließen lässt. Aber auch alle anderen Industriebereiche – Vorleistungsgüter- und Konsumgüterproduzenten – meldeten spürbare Rückgänge im September wie auch im gesamten dritten Quartal.

5. Die Schlussfolgerung ist klar: Deutschland ist spätestens seit dem vierten Quartal 2008 in einer Rezession, und es wird keine milde werden!

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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