DEUTSCHE TELEKOM - 22-Jahres-Hoch nach Zahlenvorlage sollte noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein
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- Deutsche Telekom AGKursstand: 21,200 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
Die Telekom-Aktie ist auf der Überholspur: Gegenüber dem Stand von vor einem Jahr hat das Papier um mehr als 30 Prozent zugelegt und belegt damit Rang drei im DAX, knapp hinter Beiersdorf AG (113,80 € -1,09 %) und Münchener Rück. (Munich Re) AG (318,10 € -1,91 %). Nach dem heutigen Kursanstieg notiert die Telekom-Aktie damit auf dem höchsten Niveau seit Juli 2001. Damals belegte „Lady Marmalade“ von Christina Aguilera die Nummer 1 in den deutschen Charts.
Im Jahr 2022 ist der Umsatz der Deutsche Telekom AG (21,165 € 0,28 %)um 6,1 Prozent auf 114,4 Mrd. Euro gestiegen. Bereinigt um Währungseffekte und Zu- bzw. Verkäufe war der Erlös allerdings „organisch stabil“. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) legte um 7,7 Prozent auf 40,2 Mrd. Euro zu. Auf organischer Basis steht ein kleines Plus von 1,7 Prozent zubuche.
Während die obigen Zahlen auf den ersten Blick nicht gerade berauschend aussehen, gibt es unter der Oberfläche dennoch Grund zur Zufriedenheit, gerade was das Geschäft in Deutschland und bei T-Mobile US angeht – zumal die 40,2 Mrd. Euro weit über der ursprünglichen Prognose von 36,5 Mrd. Euro lagen.
So hat die Telekom im vierten Quartal in Deutschland netto 225.000 neue Vertragskunden im Mobilfunkbereich gewonnen. Gleichzeitig legten die Mobilfunk-Service-Umsätze in einem wettbewerbsintensiven Umfeld hierzulande im Jahresvergleich um 3,5 Prozent zu. Gerade Letzteres sorgt für Zuversicht bei Analysten und Investoren. Zudem ist das bereinigte Ebitda AL des Deutschlandgeschäfts im vierten Quartal um 2,9 Prozent auf 2,48 Mrd. Euro geklettert, was Analysten überzeugt hat.
Gleichzeitig hat T-Mobile US im vierten Quartal netto 0,9 Mio. neue Vertragskunden im Mobilfunkbereich an Land gezogen, das war der höchste Wert seit der Sprint-Übernahme. Allerdings führt die US-Tochter das Geschäft mit Leasinggeräten seit dem Sprint-Deal deutlich zurück, was spürbar auf die Erlöse der US-Tochter drückt. Da kann sich umso mehr sehen lassen, dass das bereinigte Ebitda AL im vierten Quartal um 4,3 Prozent auf 6,55 Mrd. Dollar gestiegen ist. Auf Euro-Basis stand sogar ein Plus von 17 Prozent auf 6,42 Mrd. Euro zu Buche. Die Telekom hat 2022 den Anteil an T-Mobile US auf 49 Prozent aufgestockt.
Unspektakulärer Ausblick, oder alle Hoffnung ruht auf der US-Tochter
Für das laufende Jahr hat Vorstandschef Tim Höttges beim bereinigten Ebitda AL einen Anstieg auf rund 40,8 Mrd. Euro vorhergesagt. Gegenüber dem 2022er-Pro-forma-Wert von 39,3 Mrd. Euro ist das ein Zuwachs um 4 Prozent. Die Telekom hatte 2022 das Geschäft in den Niederlanden verkauft. Zudem hat der Konzern im Juli 2022 einen Anteil von 51 Prozent an der Funkturmtochter GD Towers an DigitalBridge und Brookfield veräußert. Die Transaktion ist am 1. Februar 2023 abgeschlossen worden. Seitdem wird GD Towers nicht mehr voll konsolidiert.
Wachstumsmotor soll 2023 einmal mehr T-Mobile US sein, die US-Tochter soll 2023 das bereinigte Ebitda AL um 1,4 Mrd. Euro auf 27,0 Mrd. Euro steigern. Hingegen soll das Geschäft außerhalb der USA um nur 200 Mio. Euro auf 13,9 Mrd. Euro zulegen.
Der Konsens der Analysten prognostiziert ein Ebitda von 42,1 Mrd. Euro für den Konzern.
Beim Free Cashflow AL peilt Höttges ein Wachstum um „mindestens 40 Prozent auf mehr als 16 Mrd. Euro“ an. Sie haben es wahrscheinlich schon erraten: auch in diesem Fall soll praktisch das gesamte Wachstum von T-Mobile US kommen. Einerseits sollen die Synergien aus der Sprint-Übernahme 7,2 bis 7,5 Mrd. Dollar erreichen, was einem Plus von mindestens 20 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Zudem sollen sich die Integrationskosten auf nur noch eine Mrd. Dollar belaufen, nach 5 Mrd. Dollar für 2022.
Telekom-Aktie bietet noch Potenzial
Und damit kommen wir zur Bewertung: Nach dem heutigen Kursanstieg liegt der Börsenwert bei 105,4 Mrd. Euro. Inklusive der Nettoschulden von 142,4 Mrd. Euro beläuft sich der sogenannte Enterprise Value (EV) damit auf stattliche 247,8 Mrd. Euro. Damit ist die Telekom mit den 5,9-Fachen des von Analysten für 2023 vorhergesagten Ebitda bewertet. Meiner Meinung nach könnte es bei dem Multiple allmählich noch etwas nach oben gehen.
Damit bietet die Aktie noch Potenzial für ein Unternehmen, das das bereinigte Ebitda AL zwischen 2020 und 2024 im Schnitt um 3 bis 5 Prozent pro Jahr steigern will. Das ist ein überschaubares, langsames und solides Wachstum. Gleichzeitig liegt die erwartete Ebitda-Marge für 2023 bei 36,8 Prozent.
Von großer Bedeutung könnte allerdings die Zinsentwicklung werden, sprich ob die Zinsen in den USA und der Euro-Zone weiter kräftig steigen. Einerseits belastet das einen hochverschuldeten Konzern wie die Telekom. Schließlich beliefen sich die Nettoschulden Ende 2022 auf das 3,07-Fache des Ebitda. Andererseits könnten Investoren bei einer möglichen Rückkehr der Börsenturbulenzen verstärkt Geld in defensive Aktien umschichten, gerade in jene der Telekom, was das Papier stützen würde. Ich gehe von Letzterem aus.
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
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