Fundamentale Nachricht
14:26 Uhr, 07.09.2020

Deutsche Industrieproduktion: Ernüchterung

Mit dem Anstieg der Infektionszahlen, der Unsicherheit aufgrund der US-chinesischen Streitigkeiten im Technologie-Bereich, den anstehenden US-Wahlen und anderen geopolitischen Risiken darf es laut Martin Moryson, DWS-Chefvolkswirt Europa, nicht wunder nehmen, wenn sich die globale Investitionsstimmung eintrübt.

Nach den etwas ernüchternden Zahlen zu den Auftragseingängen am Freitag ist es wenig überraschend, dass auch die Industrieproduktion deutlich an Schwung verloren hat: So stieg die Produktion im Juli lediglich um 1,2 Prozent gegenüber dem Vormonat – im Juni waren es noch 9,3 Prozent. Damit lag die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe 10 Prozent unter dem Vorjahr.

Bedauerlicherweise hat auch der Investitionsgüterbereich deutlich an Schwung verloren. Hier wuchs die Produktion im Juli nur noch um 2,1 Prozent (nach 18,1 Prozent im Juni). Sie liegt nun etwa 16 Prozent unter ihrem Vorjahreswert. Das ist kein gutes Omen für die kommenden Monate. Die Produktion des Transportgüterbereichs legte immerhin noch einmal 5,3 Prozent gegenüber dem Vormonat zu, bleibt aber im Jahresvergleich rund minus 17 Prozent zurück. Ausweislich der Daten des Verbandes deutscher Automobilbauer, die schon für den August vorliegen, bekommt hier die Normalisierung nochmals einen deutlichen Dämpfer: Die Produktion lag im August nur rund ein Drittel unter der des Vorjahresmonats. Und dabei hatten die deutschen Autobauer auch schon ohne Corona ihre Probleme.

Die Daten bestätigen unser Bild einer „wurzelförmigen“ konjunkturellen Erholung: Nach dem dramatischen Einbruch im April und Mai, folgte eine rasante Erholung unmittelbar nach dem Lockdown. Nun liegt der dynamische Teil hinter uns und die Erholung biegt in die zweite Phase einer sehr langsamen Normalisierung ein. Mit dem Anstieg der Infektionszahlen, der globalen Unsicherheit aufgrund der US-amerikanischen-chinesischen Streitigkeiten im Technologie-Bereich, den anstehenden Wahlen in den USA und anderen geopolitischen Risiken darf es nicht wunder nehmen, wenn sich die globale Investitionsstimmung eintrübt.

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