Deutsche Großanleger setzen mehr denn je auf Sicherheit
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Frankfurt (BoerseGo.de) – Das Anlagedilemma institutioneller Investoren wird immer gravierender. Dies zeigt die aktuelle Risikomanagementstudie von Union Investment. Für 83 Prozent der deutschen Großanleger ist Sicherheit der wichtigste Aspekt bei der Anlageentscheidung. Damit liegt dieser Wert aktuell sogar zwei Prozentpunkte höher als nach Ausbruch der Finanzkrise im Jahre 2009. Gleichzeitig ging die Bedeutung der Rendite zurück. Lediglich neun Prozent sehen hierin momentan das wichtigste Anlageziel – obwohl die Rendite sicherer Anlagen seit einiger Zeit weit unter dem benötigten Mindestertrag von vier Prozent liegt.
Das Auseinanderklaffen der Risiko-Rendite-Schere spiegelt die Zwickmühle deutscher Großanleger wider. Einerseits erhöhen die im Zuge der vergangenen Finanzkrisen entstandenen Verluste ihr Sicherheitsbedürfnis. Andererseits werfen gerade als sicher und solide wahrgenommene Anlagen nicht mehr die Renditen ab, die Großinvestoren wie Versicherungen oder Stiftungen brauchen, um ihre Verpflichtungen zu bedienen. Nach Abzug der aktuellen Inflationsrate führen sie sogar sehr oft zu einem realen Vermögensverlust. Dieses Dilemma lässt sich grundsätzlich nur über die Inkaufnahme von Risiko auflösen.
Gerade dazu scheinen die Investoren allerdings nicht bereit. Das Sicherheitsbedürfnis drängt den Aspekt der Performance in den Hintergrund. Für 92 Prozent der befragten Profianleger ist die Vermeidung von Verlusten außerordentlich oder sehr wichtig. Und 55 Prozent von ihnen räumen dem Ziel, die Unterschreitung bestimmter Mindestrenditen in jedem Fall zu vermeiden, einen besonders hohen Stellenwert ein.
Vor diesem Hintergrund geraten deutsche Großanleger zunehmend in einen Anlagenotstand, der auch an ihrer aktuellen Asset Allokation abzulesen ist. Zwar bilden Anleihen nach wie vor die stärkste Anlageklasse. Allerdings ist ihr Anteil von 74 Prozent im vergangenen Jahr auf derzeit 46 Prozent gesunken. Deutlich gestiegen sind demgegenüber Investments in Geldmarktinstrumente. Deren Anteil am Gesamtvolumen der Kapitalanlage wuchs von elf auf 23 Prozent. Aktien machen lediglich noch sieben Prozent der Vermögensaufteilung aus, das sind zwei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
„Diese Aufteilung ist Ausdruck der starken Verunsicherung der Investoren“, erläutert Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment zuständig für das institutionelle Kundengeschäft. „Durch die Euro-Schuldenkrise haben selbst Staatsanleihen ihren Status als risikolose Anlageklasse verloren. Viele Investoren haben ihr Geld daher offenbar im Geldmarktbereich geparkt und warten, bis sich die Lage beruhigt hat – obwohl sie hier nach Abzug der Inflation bereits seit rund eineinhalb Jahren real Kapital verlieren. Langfristig könnte dies zu einem gesellschaftlichen Problem werden.“
Von der Verunsicherung profitieren konnte auch die Anlageklasse der Immobilien. Ihr Anteil an der Asset Allokation verdreifachte sich innerhalb eines Jahres von fünf auf 15 Prozent. Für Schindler ist dies eine nachvollziehbare Entwicklung: „Immobilien können den Wunsch der Investoren nach stetigen und planbaren Erträgen sehr gut befriedigen. Zudem versprechen Sachwerte einen wirksamen Inflationsschutz.“
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