Nachricht
08:05 Uhr, 19.01.2009

Deutsche Banken: Faule Kredite erst zu einem Viertel abgeschrieben

Hamburg (BoerseGo.de) - Den deutschen Banken drohen möglicherweise weitere Verluste in Milliardenhöhe. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" haben die Institute erst einen Bruchteil ihrer faulen Wertpapiere rund um amerikanische Hypothekendarlehen und Studentenkredite abgeschrieben. Das habe eine Umfrage von Bundesbank und Bankenaufsichtsbehörde BaFin unter 20 großen Kreditinstituten ergeben, die für das Bundesfinanzministerium erstellt wurde. Dabei seien alle Großbanken und Landesbanken befragt worden.

Der Umfrage zufolge besitzen diese Institute "toxische Wertpapiere" im Volumen von knapp unter 300 Milliarden Euro, von denen erst rund ein Viertel abgeschrieben worden sei. Der Rest stehe noch immer zu mittlerweile illusorischen Werten in den Büchern. Das Finanzministerium selbst geht laut "Spiegel" davon aus, dass der gesamte deutsche Bankensektor Risikopapiere mit einer Summe von bis zu einer Billion Euro in den Büchern führt. Regierungsexperten rechneten daher mit einem erheblichen Wertberichtigungsbedarf, der zu weiteren hohen Verlusten bei den Banken führen dürfte. Damit könnten schon bald noch mehr Institute auf staatliche Kapitalspritzen angewiesen sein.

Bankenvertreter fordern schon seit längerem die Einrichtung einer "Bad Bank", also einer Art staatlichen Mülldeponie für faule Kredite. Angesichts des hohen Abschreibungsbedarfs hält es Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) aber für unverantwortlich, dass der Staat die Papiere in einer sogenannten "Bad Bank" übernimmt. "Das würde im schlimmsten Fall dazu führen, dass sich die Bundesschuld mehr als verdoppelt", rechtfertigt ein Mitarbeiter Steinbrücks die Ablehnung gegenüber dem "Spiegel".

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten