Der schmierige Boden der Rohölmärkte als sicherer Hafen?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Der seit Jahresanfang anhaltende starke Aufbautrend bei den Rohöllagerbeständen geriet in der vergangenen Woche mit einer Seitwärtsbewegung (+0,1 Mio. Barrels) ins Stocken. Die Analysten hatten mit einem weiteren Aufbau gerechnet (Bloomberg-Median: 2,25 Mio. Barrels). Bei Benzin scheint der Höhepunkt der Lagerbestände nunmehr hinter uns zu liegen. Die Benzinvorräte schrumpften in der vergangenen Woche um 3,4 Mio. Barrels, wobei die Analysten mit einer Stagnation gerechnet hatten. Während bei Rohöl noch einige Zeit mit einem Lageraufbau zu rechnen ist, dürften die Benzinlagerbestände von jetzt an aufgrund der saisonbedingt steigenden Benzinnachfrage verringert werden. Das Ausgangsniveau für den Abbau ist jedoch im historischen Vergleich äußerst komfortabel. Dies liegt an der recht schwachen Benzinnachfrage, denn angebotsseitig erreichte die Kapazitätsauslastung der US-Raffinerien in der 11. Kalenderwoche mit 83,8 % ein so tiefes Niveau wie seit 1992 nicht mehr. Unspektakulär war schließlich die Verringerung der Heizöl- und Diesellagerbestände um 2,9 Mio. Barrels (Bloomberg-Median: -1,5 Mio. Barrels).
2. Am Montag erreichte der Preis für die Rohölsorte WTI mit 111,80 US-Dollar pro Barrel ein neues Rekordhoch. Zugleich schwächte sich der US-Dollar gegenüber dem Euro auf einen historischen Tiefstand ab. In beiden Fällen dürfte das erneute Eingreifen der US-Notenbank (Diskontsatzsenkung am Wochenende) die Ursache für die Bewegung gewesen sein. Zusammen mit der gestrigen Senkung der Fed Funds Rate hat sie die Krisenängste an den Finanzmärkten eher verschärft und somit Rohstoffinvestments als sicheren Hafen noch attraktiver erscheinen lassen. Nach wie vor sind es die Krisenangst und die Unsicherheit an den Finanzmärkten, die die Rohölmärkte bewegen, und nicht die Fundamentaldaten. Wenngleich auch bei diesen keine nennenswerte Entspannung im laufenden Jahr zu erwarten ist. Die IEA, die EIA und die OPEC haben in den vergangenen Tagen ihre Prognosen für das Nicht-OPEC-Rohölangebot nach unten korrigiert, zum Teil aber auch die Nachfrageerwartungen. Wir rechnen erst dann mit einer nennenswerten Korrektur der jetzigen Übertreibung am Rohölmarkt, wenn sich die Kreditkrise beruhigt und dem Vertrauen an den Märkten wieder Zutritt gewährt wird.
3. Bei den Rohölspekulanten überwiegen die Bullen die Bären mit einer seit fünf Wochen immer größer werdenden Mehrheit. In der vergangenen Woche weiteten die nicht-kommerziellen Händler ihre Netto-Long- Positionen an der New York Mercantile Exchange um knapp 14 Tausend Kontrakte auf nunmehr 113 Tausend aus. So ausgeprägt war die Bullenstimmung bei den Spekulanten zuletzt bei Beginn der ersten Zuspitzung der internationalen Kreditkrise Ende Juli 2007. Auch dies zeigt, dass Rohöl derzeit als Zufluchtsort für Investorengelder an den turbulenten und unsicheren Finanzmärkten der Welt angesehen wird.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.