Analyse
17:23 Uhr, 27.01.2014

Der richtige Umgang mit unterschiedlichen Marktphasen!

Als Trader brauchen Sie eine Strategie und gehen damit gleichzeitig eine Spezialisierung ein. Dies hat Konsequenzen!

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.343,46 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 9.343,46 Punkte (XETRA)

Sehr geehrte Traderinnen und Trader,

die vergangene Handelswoche ist prädestiniert dafür, wieder einmal einen Blick auf das zu werfen, was das erfolgreiche Trading ausmacht. Dabei könnte ich gleich zum Fazit springen, Ihnen die drei, vier wichtigen Punkte nennen, auf die ich in diesem Artikel hinausmöchte, Sie lernen diese dann auswendig und voila, fertig ist der erfolgreiche Trader. Ich gebe zu, der Gedanke ist verlockend, aber so funktioniert das Trading bzw. Trading erlernen leider nicht. Es ist immer noch ein himmelweiter Unterschied, ob Sie lediglich etwas wissen oder ob Sie es „erfahren“ haben. Insofern möchte ich Sie auch an meinen Gedankengängen teilhaben lassen, die zu meinen Schlussfolgerungen geführt haben. Können Sie sich mit diesen identifizieren, fällt es Ihnen sicher auch leichter, die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu akzeptieren. Das gilt übrigens nicht nur für diesen Artikel, aber zurück zum Markt.

Nachdem die Kurse im DAX bereits am Mittwoch und Donnerstag leicht nachgaben, kam der Index am vergangenen Freitag richtig ins Rutschen. Um über 3% brach der DAX ein und versetzte dem ein oder anderen Bullen einen gehörigen Schock. Nicht nur, dass der Index die Richtung wechselte, sondern auch, mit welcher Macht er dies tat, war einfach nur „Wow“. Nicht wenige Marktteilnehmer waren damit überfordert, schließlich hatten in den vergangenen Tagen ganz andere Bedingungen vorgeherrscht.

Betrachten wir dazu einmal den Stundenchart des DAX in Abb.1. Hier sind ausgedehnte Seitwärtsbewegungen zu erkennen, genau wie zwischengeschaltete kurze Impulse nach oben oder unten, wobei sich alles übergeordnet in einen intakten Aufwärtstrend einreihte. Die letzten Tage hatte der DAX in Sachen Richtung also einiges zu bieten. Von aufwärts über seitwärts bis hin zu abwärts war alles vertreten, aber die Richtung einer Bewegung allein beschreibt den Markt nur unzureichend, wie der Blick auf die ATR des Stundencharts zeigt. Einzelne Bewegungen unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Richtung, sondern auch hinsichtlich ihrer Volatilität. Mal sind die Kerzen des Stundencharts im Schnitt nur 20 Punkte groß, mal aber auch 40 und die jüngste Verkaufswelle im DAX zeigt, dass bei 40 Punkten noch lange nicht Schluss sein muss.

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Abbildung 1

Der Verlauf des DAX Stundencharts ist nur ein Beispiel, das Sie für die Vielfältigkeit der Marktbewegungen sensibilisieren soll. Mit Blick auf die Richtung als auch die Volatilität sind Marktbewegungen alles andere als konstant und Grenzen bestehen letztlich immer nur so lange, bis sie eingerissen werden. Wenn wir uns im Markt, egal ob nun beim DAX, bei anderen Indizes, bei einzelnen Aktien, Währungen oder Rohstoffen auf eines verlassen können, dann darauf, dass die Kursbewegungen unterschiedlich ablaufen können und letztlich nichts von Dauer ist. Als Trader müssen wir damit leben, dass die Kurse aufwärts, abwärts und seitwärts tendieren können. Wir müssen damit leben, dass dies in ruhigen und geordneten Bahnen ablaufen kann oder aber das jede dieser Phasen mit enormer Volatilität verbunden ist.

Diese Vielfältigkeit ist keine Theorie, sondern Realität. Wenn Sie es immer noch nicht glauben, dann dürfen Sie gerne weitere Charts aus unterschiedlichsten Anlageklassen und Zeitebenen zu Rate ziehen. Allein mit Blick auf die beiden Punkte: Richtung und Volatilität lassen sich sechs potentielle Marktzustände klassifizieren (siehe Abb. 2). Ich denke, damit erzähle ich Ihnen nichts Neues, aber wo liegt nun das Problem? Nun, das ist ganz einfach! Jede dieser Marktphasen braucht unterschiedliche Ansätze, um das Optimum aus dieser herauszuholen. In einer volatilen Range zu enge Stopps zu setzen, wird zu häufig unnötigem Ausstoppen führen, während dies in einem sehr dynamischen und stabilem Aufwärtstrends eine hervorragende Methode ist, um große Chance-Risiko-Verhältnisse zu kreieren. Lassen Sie mich die Problematik anhand eines weiteren einfachen Beispiels untermauern.

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Abbildung 2

Immer wieder wird mir im Rahmen des von mir betreuten Ausbildungspakets die Frage gestellt, was denn nun besser sei? Sollten die Trader Teilgewinne mitnehmen oder nicht? Sollten wir mit konkreten Kurszielen arbeiten oder die Position einfach mit einem Trailingstopp so lange laufen lassen, bis diese ausgestoppt wird? Greifen wir uns einmal die Frage des Trailingstopps heraus und schauen uns die Entwicklung des DAX in den letzten Tagen an. Was meinen Sie, was war hier wohl die beste Vorgehensweise?

Wenn wir uns den Stundenchart aus Abb.3 anschauen, keine einfache Frage oder? Nehmen wir als einfaches Einstiegssignal, den Ausbruch aus Seitwärtsbewegungen, dann hätten wir zwei potentielle Trades im DAX machen können. Zunächst den Ausbruch aus der ersten Range nach oben, dann den aus der zweiten nach unten. Klassisch wird bei Rangeausbrüchen davon ausgegangen, dass der Markt nach dem Ausbruch die Kraft haben sollte, zumindest noch einmal die Strecke der Rangehöhe selbst zurückzulegen. Indem wir also die Höhe der Range messen und an das Ausbruchsniveau abtragen, erhalten wir einen Preis, dessen Erreichen als relativ wahrscheinlich angesehen wird. Alles darüber hinaus wird zunehmend unwahrscheinlicher. Sollten wir im Zielbereich nun aussteigen oder die Position mit einem Trailingstopp weiter laufen lassen?

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Abbildung 3

Wer seine Position am besagten Ziel glattstellte, konnte zwei schöne Gewinntrades für sich verbuchen. Beim Trade auf der Longseite dürfte sich der Trader im Nachgang unheimlich freuen, schließlich ist er nahe dem absoluten Hochpunkt im DAX ausgestiegen. Spätestens mit dem Rückfall aus der sich anschließend bildenden Range nach unten wäre wohl auch der Trailingstopp gerissen worden und der Trade hätte wahrscheinlich mit einem schlechteren Ergebnis beendet werden müssen. Also gut gemacht, oder? Die Freude eines mit einem Ziel arbeitenden Traders kippt jedoch mit dem zweiten Trade in Richtung Frustration. Auch hier wäre er zwar mit einem schönen Gewinn aus der Shortposition ausgestiegen, jedoch hätte er zusehen müssen, wie der DAX weiter einbricht. Irgendwann fängt jeder mal an zu rechnen, was er nicht hätte noch alles verdienen können, wenn er doch nur einen Trailingstopp verwendet hätte. Wow, der Gewinn wäre ja mehr als doppelt so groß gewesen und die Position liefe immer noch. Warum also nicht wechseln und mit einem Trailingstopp arbeiten?

Schauen wir uns dazu einmal die Gemütslage von Trader zwei an, der genau dies bereits bei den von uns angeführten Trades gemacht hat. Nehmen wir an, dieser setzt, nachdem der Trade das klassische Kursziel erreicht hat, seinen nachgezogenen Stopp auf das Einstandsniveau. Er lässt genügend Abstand zum aktuellen Kurs, um dem Markt genügend Raum zu geben, sich zu entfalten, schließlich spekuliert er auf etwas ganz Großes. Nachdem der Markt im Longtrade konsolidiert und dann aus der sich bildenden Range nach unten ausbricht, wird seine Position am Einkaufspreis ausgestoppt. Dann sind Gedanken wie: Mensch, hätte ich doch bloß am Kursziel die Position aufgelöst oder zumindest einen Teilgewinn mitgenommen, schnell zur Stelle. Beim zweiten Trade auf der Shortseite hingegen, wird er über die Trader, die am klassischen Ziel ausgestiegen sind, schmunzeln und sich freuen, wie gut seine Entscheidung war, die Position laufen zu lassen.

Solche Situationen nach dem Muster: Mensch, hätte ich doch bloß… kennt wohl jeder Trader. Wie Sie in jedem guten Buch, bei jedem guten Webinar und bei jedem guten Seminar gelernt haben, brauchen Sie eine Strategie/Methodik, um erfolgreich zu sein. Diese aber wiederum führt Sie in gewisser Weise in eine Sackgasse, denn was ein Wunder, Ihre Strategie funktioniert nicht immer und überall. Es gibt Marktphasen, in denen Sie mit ihrem Vorgehen einfach keinen Blumentopf gewinnen können und jetzt kommt für jeden Trader ein entscheidender Punkt. Sie können Ihren Weg weiter wie bisher beschreiten, zwar in dem Wissen, dass es Zeiten geben wird, in denen Sie es mit Ihrer Methodik schwer haben werden, Geld zu verdienen, aber dann auch wieder die Zeiten kommen, in denen Sie mehr als die vorangegangenen Verluste wieder einspielen, so dass am Ende ein schönes Sümmchen für Sie übrig bleibt.

Oder aber, Sie können sich, wie nicht wenige andere Trader auch, dafür entscheiden, zu glauben, dass es eine Möglichkeit gibt, dieses Wechselspiel von Marktphasen perfekt vorherzusagen. Bezogen auf unsere beiden Trades im DAX sind Sie auf der Suche nach einer Methodik, mit der Sie beim Longtrade am Kursziel aussteigen, während Sie beim Shorttrade die Position laufen lassen. Sie haben quasi zur richtigen Zeit die richtige Methode am Start und können zeitnah bzw. sogar im Vorfeld einschätzen, wann sich die Marktphasen ändern werden.

Nun, den abschließenden Beweis kann ich Ihnen natürlich nicht erbringen, aber nach 15 Jahren Börse und Trading, in denen ich lange lange auf der Suche nach einer solchen Methodik war, erlaube ich mir den Hinweis, dass eine solche Suche vergebliche Liebesmühe ist. Auch wenn die klassische Charttechnik, Elliottwellen, Indikatoren, die Fundamentalanalyse oder was auch immer gerne die Floskel bemühen, dem chaotischen Treiben der Kurse ein Ende zu bereiten und Ordnung ins Chaos zu bringen, so darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass zwischen einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für … und einem sicheren Ereignis immer noch ein großer Unterschied besteht. Egal mit welcher Methodik, Trading ist und bleibt Spekulation oder trauen Sie einer wie auch immer aussehenden Methodik tatsächlich zu, das Verhalten aller (potentiellen) Marktteilnehmer vorherzusagen? Denn genau das wäre es, was jemand auf der Suche nach der perfekten Methode zu erreichen versucht. Sie und jeder andere echte und potentielle Akteur am Markt bestimmen mit ihren Kauf- und Verkaufsangeboten den (nächsten) Kurs, Wollen Sie auch nur den nächsten Kurs mit Gewissheit vorhersagen, müssten Sie das Verhalten aller (potentieller) Marktteilnehmer vorhersagen können. Ich habe da so meine Zweifel, dass dies jemals gelingen wird. Warum also Träumen hinterherjagen, die zudem gar nicht notwendig sind, wie Weg Nummer eins uns zeigt.

Fazit: Jeder Basiswert durchläuft im Laufe der Zeit „in loser Reihenfolge“ unterschiedlichste Marktphasen, die den Trader vor einige Herausforderungen stellen. Verantwortlich dafür ist die Tatsache, dass diese unterschiedlichen Phasen unterschiedliche Vorgehensweisen erforden, um das Optimum aus der vorhandenen Bewegung herauszuholen. Das es sich dabei um ein unmögliches Unterfangen handelt, wird meist erst dann realisiert, wenn das Konto weg ist und/oder viel Zeit inkl. ordentlicher Verluste verstrichen ist. Profis hingegen verwenden ihre Zeit und Energie lieber darauf, eine Methodik zu entwickeln, die über alle Marktphasen hinweg, aber eben nicht in jeder einzeln Geld verdient. Der Profi weiß, dass er sich mit seiner Methodik auf gewisse Marktphasen spezialisiert hat und sofern diese nicht zugegen sind, ein am tatsächlichen Kursverlauf suboptimales Ergebnis erzielt wird. Um dies zu kompensieren lassen sich marktphasenspezifische Taktiken entwickeln, die jedoch eher parallel gehandelt werden. Das Maximum holen Sie dann zwar immer noch nicht aus den tatsächlichen Kursverläufen heraus, aber Sie sind profitabel und was gibt es schöneres, als die eigenen mit dem Trading gesteckten Ziele zu erreichen. Der Pessimist schaut auf das, was er nicht bekommen hat, der Optimist auf das, was er hat. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen

Viel Erfolg

Ihr Rene Berteit

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Über den Experten

Rene Berteit
Rene Berteit
Dein Trading-Coach

Über 25 Jahre professioneller Trader und Tradingmentor! Tausende von real durchgeführten Trades in Aktien, Indizes und Währungen! Fast 20 Jahre Mentorin und tausende von zufriedenen Ausbildungsteilnehmern! Diplom Betriebswirt mit Fokus Börse! Das ist unser Trader(mentor) René Berteit, der Ende der 90er die Börse für sich entdeckt hat. Börse, Trading und die Trader-Ausbildung sind für Ihn keine Berufe, sondern seine Berufung und Leidenschaft.

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