Kommentar
10:38 Uhr, 19.06.2020

Der Normalzustand ist noch weit entfernt

Nachdem es wochenlang so aussah, als sei eine relativ schnelle Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität möglich, trüben sich jetzt die Aussichten ein. Dies zeigen Echtzeitdaten zur wirtschaftlichen Aktivtität in den USA und Deutschland.

Wer die Entwicklung der Realwirtschaft gewissermaßen "in Echtzeit" verfolgen will, hat nur wenige mögliche Datenquellen zur Verfügung. Doch sowohl in den USA als auch in Deutschland gibt es einige wenige frei verfügbare Echtzeitdaten zur wirtschaftlichen Entwicklung.

In den USA geben die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zeitnah Auskunft über die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Vor dem Corona-Crash, als auf dem US-Arbeitsmarkt annähernd Vollbeschäftigung herrschte, lagen die saisonbereinigten Erstanträge für Arbeitslosenhilfe lange Zeit bei etwas mehr als 200.000 in der Woche. Doch durch die Corona-Lockdowns kam es zu einer Explosion der Arbeitslosenmeldungen.

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Im Hoch schnellten die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf knapp sieben Millionen Menschen nach oben. So viele Menschen stellten innerhalb einer einzelnen Woche einen neuen Antrag auf Arbeitslosenhilfe. Nach dem Hoch Ende März fielen die wöchentlichen Erstanträge erwartungsgemäß zurück. Allerdings hat sich die Abnahme zuletzt deutlich abgeflacht. In der vergangenen Woche meldeten sich noch immer rund 1,5 Millionen Menschen neu arbeitslos. Das sind ungefähr sieben Mal so viele wie vor dem Corona-Crash. Der US-Arbeitsmarkt ist also noch weit von einer annähernden Normalität entfernt und dürfte noch für einige Zeit im Krisenmodus bleiben.

Aus Deutschland liegen keine Echtzeitdaten vom Arbeitsmarkt vor. Seit Beginn der Krise veröffentlicht das Statistische Bundesamt allerdings mit nur geringer zeitlicher Verzögerung Tagesdaten vom sogenannten Lkw-Maut-Fahrleistungsindex. Der Index erfasst die Entwicklung der Fahrleistung von großen Lkw (mit mindestens vier Achsen) auf deutschen Bundesautobahnen. Da der Gütertransport von Lkw stark mit der Industrieproduktion korrelliert ist und die Industrieproduktion wiederum ein wichtiger Indikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung darstellt, kann die Intensität der Fahrten von mautpflichtigen Lkw wichtige Hinweise auf die Entwicklung der Gesamtwirtschaft liefern.

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des 7-Tages-Durchschnitts des Lkw-Maut-Fahrleistungsindex. Der Wert 100 entspricht dem Niveau des Jahres 2015.

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Wie die Daten zeigen, brachen die Fahrten mautpflichtiger Lkw ab Mitte März stark ein und erreichten im April einen Tiefpunkt. Anschließend erfolgte eine rasante Erholung, wobei die Fahrleistung Anfang Juni fast wieder das Ausgangsniveau vor der Corona-Krise erreichte. Anschließend kam es allerdings zu einem erneuten Rückgang. Es bleibt abzuwarten, ob auf den tiefen Einbruch im März und April nun mit gewisser zeitlicher Verzögerung ein erneuter Rückgang der Wirtschaftsaktivität folgt. Zweitrundeneffekte durch die Pandemie könnten dazu führen, dass die Wirtschaft auch in den kommenden Monaten und Quartalen noch unter deutlichen Einschränkungen zu leiden hat.

Fazit: Sowohl in den USA als auch in Deutschland ist noch keine Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität feststellbar. Die Normalisierung hat sich zuletzt sogar verlangsamt bzw. wurde teilweise wieder rückgängig gemacht. Auch in den kommenden Monaten und Quartalen droht eine deutliche Belastung der Realwirtschaft durch die Corona-Einschränkungen.


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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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