Kommentar
10:34 Uhr, 29.08.2018

Der längste Bullenmarkt der Geschichte - wirklich?

Einige feiern den längsten Bullenmarkt der Geschichte. Andere sagen, dass das gar nicht stimmt. Bei Diskussion wird aber die wichtigste Frage vergessen: Was bedeutet es für Anleger?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.897,52 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.897,52 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Man kann sich offenbar trefflich darüber streiten, ob wir uns gerade im längsten Bullenmarkt der Geschichte befinden oder eben nicht. Die einen haben den aktuellen Bullenmarkt zur längsten Hausse aller Zeiten gekürt. Der Bullenmarkt von 1987 bis 2000 war eigentlich länger, aber im Oktober 1990 gab es zumindest intraday einen Pullback, der vom Hoch zum Tief mehr als 20 % betrug.

Daher weigern sich manche den Bullenmarkt die Dauer von fast 13 Jahren zuzugestehen. Ein ähnliches Phänomen gab es allerdings auch 2011. Insofern hat der aktuelle Bullenmarkt nicht 2009, sondern 2011 begonnen. So kann man sich vermutlich ewig streiten.

Dabei wird gerne vergessen, dass es bereits im 19. Jahrhundert einen Bullenmarkt gab, der 11,5 Jahre dauerte (Grafik 1). Besonders lukrativ war dieser mit einem Gesamtgewinn von 200 % allerdings nicht. Die Periode von 1987 bis 2000 bleibt ungeschlagen.

Ob der Bullenmarkt nun im zehnten oder erst im achten Jahr ist, ist eigentlich nicht so wichtig. Relevant sind zwei andere Punkte. Zum einen stellt sich die Frage, was ein so langer Bullenmarkt für den nächsten Abschwung bedeutet. Zum anderen ist interessant, ob die Dauer des Bullenmarktes etwas darüber aussagt, wie lange die Party noch andauern kann.

Seit Beginn der Datenaufzeichnung vor über 200 Jahren lag die durchschnittliche Dauer eines Bullenmarktes bei 3,7 Jahren. Die Länge der Bullenmärkte hat sich dabei über die Zeit verändert. Im 19. Jahrhundert lag die durchschnittliche Länge bei 3,5 Jahren. Sie stieg vor dem Zweiten Weltkrieg auf 3,9 Jahre und seit dem Zweiten Weltkrieg liegt sie bei gut 5 Jahren.

Dass die Bullenmärkte immer länger werden, ist kein Zufall. Betrachtet man den Wechsel von Aufschwung und Rezession (Grafik 2), erkennt man sofort, dass die Expansionsphasen immer länger werden. Wächst die Wirtschaft, wachsen auch die Gewinne der Unternehmen. Längere Bullenmärkte parallel zu längeren Wachstumsperioden machen absolut Sinn.


Dass wir uns also in einem der längsten Bullenmärkte befinden, ist weder Zufall, noch muss man deswegen gleich den nächsten Bärenmarkt befürchten. Wegen sich verändernder Wachstumszyklen sind die Durchschnitte der letzten Jahrzehnte nur mäßig aussagekräftig.

Auch die Performance während längerer Bullenmärkte hat keine Aussage. Man kann nicht sagen, dass die Korrektur nach einem Rekordbullenmarkt länger und härter ausfällt als nach einem kurzen Bullenmarkt.

Es gab Bullenmärkte, die nur ein Jahr dauerten und trotzdem über 100 % Performance brachten. Genauso gab es Bärenmärkte, die innerhalb kürzester Zeit zu Verlusten von 50 % führten. So mancher Bärenmarkt dauerte aber auch 5 Jahre und brachte lediglich Verluste von 25 %.

Anleger sollten sich also nicht verrückt machen. Die Dauer des jetzigen Bullenmarktes und dessen Performance hat wenig Relevanz für das, was als nächstes geschieht.


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3 Kommentare

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  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Der Unterschied zu damals. Das FIAT Geld ist am Ende. EZB und Japan können nicht mehr reagieren und sind in Schockstarre. Unser Schuldensystem basiert darauf, dass langfristig die Zinsen sinken. Wir sind aber bereits bei 0% angekommen. Wenn es Crashed dann richtig.

    12:15 Uhr, 29.08. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Sheldon35
    Sheldon35

    Ich denke auch...Wegen sich verändernder Wachstumszyklen...ist dieses mal alles anders!!

    11:33 Uhr, 29.08. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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