Kommentar
19:31 Uhr, 22.05.2018

Der Inflations-Hammer kommt: 3% noch dieses Jahr?

Die Chancen für 3% Inflation in diesem Jahr stehen gut, zumindest in den USA. Die Reaktion der Notenbank wird besonders interessant sein.

Konsumenten glauben wieder an Inflation. Sie rechnen in den kommenden 12 Monaten mit einer Teuerung von 2,8 % (Grafik 1). Das ist immer noch verhalten, wenn man die Historie betrachtet. Noch kurz nach der Finanzkrise lag die Erwartung bei 3,5 %.

Die Erwartungskomponente ist bedeutend. Die Notenbank analysiert nicht nur die tatsächlich erzielte Inflation, sondern auch die Erwartungen der Konsumenten und der Anleger. Lange Zeit bestand die Angst davor, dass sich die Erwartungen lösen und nach unten abdriften. Dieses Szenario ist abgewendet.

Notenbanken haben vor einem solchen Szenario Angst, denn wer keinen Preisanstieg erwartet, erwartet auch keine höheren Löhne. Es ist der Weg in die Stagnation, wie ihn Japan erlebt hat. Das soll unter allen Umständen vermieden werden.

Die Erwartungen der Konsumenten entwickeln sich entlang der tatsächlichen Inflationsrate. Was zuerst kommt (höhere Erwartung und dann Inflation oder erst höhere Inflation und dann höhere Erwartung) ist schwer zu sagen. Wichtig ist aber vor allem das Resultat: solide Inflationserwartung.

In den USA liegt die Teuerung bereits bei 2,5 %.

3 % sind nicht mehr so weit entfernt. Vieles hängt am Ölpreis. Im Juni 2017 erreichte der Ölpreis sein letztes Tief. Seither ist er um mehr als 50 % gestiegen. Das wird sich auch in den Preisen niederschlagen.

Es ist aber nicht nur der Ölpreis, der die Inflation nach oben drückt. Die US-Notenbank hat mehrere Indizes entwickelt, die den Trend vorhersagen sollen. Zwei dieser Indizes sind in Grafik 2 abgebildet. Diese Indizes (UIG – Underlying Inflation Gauge: zugrundeliegende Preisentwicklung) sind ziemlich bullisch.

Der Gesamtindex notiert bereits wieder deutlich über 3 %. Zuletzt war das 2006 der Fall. Es baut sich also weiterhin Inflationsdruck auf. Das passt auch ganz gut zur gesamtwirtschaftlichen Lage. Am Ende eines Konjunkturzyklus beschleunigt sich der Preisanstieg. Die Wirtschaft ist ausgelastet, die Beschäftigung hoch.

In dieser letzten Phase ist das Wirtschaftswachstum nicht notwendigerweise hoch. Wenn die Wirtschaft bereits an der Kapazitätsgrenze operiert, kann schon ein klein wenig mehr bei den Preisen das Fass zum Überlaufen bringen. Genau auf eine solche Situation bewegen wir uns derzeit zu.

Mit Sicherheit lässt sich nicht sagen, ob 3 % erreicht werden. Es hängt auch von der weiteren Entwicklung des Dollars ab. Dieser wertete zuletzt wieder auf, was die Importpreise und damit die Inflation auch wieder drücken wird. Es sollte sich dabei jedoch um einen vorübergehenden Effekt handeln.

Mein letztes Hemd würde ich auf die 3 % nicht verwetten. Die Chancen für 3 % in diesem Jahr stehen allerdings gut. Es kommt dann darauf an, wie die Notenbank reagiert. Bleibt sie besonnen und beschleunigt die Zinswende nicht, ist alles in Ordnung. Lässt sie sich zu einer höheren Taktung der Zinsschritte hinreißen, wird es kritisch. Ein Abschwung wird dann bald folgen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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