Kommentar
09:52 Uhr, 25.11.2020

Der "Amazon-Effekt" als Anlagestrategie

Amazon konkurriert inzwischen mit vielen Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen. Immer dann, wenn Amazon eine neue Branche erobern will, ist das eine Chance für Anleger.

Erwähnte Instrumente

  • Walgreens Boots Alliance Inc. - WKN: A12HJF - ISIN: US9314271084 - Kurs: 38,520 $ (NASDAQ)
  • CVS Health Corp. - WKN: 859034 - ISIN: US1266501006 - Kurs: 68,430 $ (NYSE)
  • Amazon - WKN: 906866 - ISIN: US0231351067 - Kurs: 3.118,060 $ (NASDAQ)

Viele Unternehmen haben Angst, Angst vor Amazon. Dafür, dass das Unternehmen vor nicht allzu langer Zeit als Buchhändler an den Start ging, gab es eine wirklich einmalige Entwicklung. Erst mischte Amazon den Einzelhandel auf. Bei Waren, die einfach gelagert werden können, war das noch einfach. Der Lebensmittelhandel musste sich eigentlich nicht fürchten. Inzwischen ist Amazon einer der größten Lebensmittellieferanten für Haushalte. Amazon kann auch in schwierigen Bereichen schnell enorme Marktanteile aufsammeln. Wer hätte z.B. gedacht, dass Amazon Web Services zum größten Cloud-Anbieter wird? Dabei hat Amazon ursprünglich ja wenig mit der Cloud und Firmen wie Microsoft und Google zu tun, die ähnliche Dienste anbieten. Immer mehr Branchen werden aufgerollt. Amazon baut ein Ökosystem. Begonnen hat es mit Waren. Inzwischen ist Amazon ein diversifiziertes Unternehmen. Man braucht nicht Disney+ oder Netflix. Amazon war früher im Streaming-Rennen als so manch etabliertes Medienunternehmen. Kurz gesagt: Amazon hat vieles richtig gemacht und andere Unternehmen haben zu Recht Angst, wenn Amazon einen Markteintritt plant. Es verwundert daher auch nicht, dass Aktienkurse von betroffenen Unternehmen stark einbrechen, wenn Amazon den Markteintritt ankündigt...

Amazon.com Inc.
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So war bereits 2017 klar, dass Amazon bei der Warenlieferung zukünftig mehr auf sich selbst setzen würde. Anstatt FedEx und UPS das Geschäft zu überlassen, kann Amazon auch selbst liefern. Anleger nahmen das erst 2018 ernst, dafür dann richtig. FedEx-Aktien verloren die Hälfte. Und heute? Heute stehen die Aktien auf neuen Allzeithochs.

Amazons Markteintritt macht nicht jede Branche kaputt. Amazon ist kein Monopolist. Weder wurden Logistikunternehmen verdrängt, noch war Amazon ernstzunehmende Konkurrenz für Netflix und neue Streaming Angebote.

Es ist richtig, ein wenig paranoid zu sein, wenn es um Amazon geht. Anleger trauen Amazon aber zu viel zu. Bisher ist kein solides Unternehmen bankrottgegangen, nur weil Amazon im Markt auftauchte. Daher ist die jüngste Panikattacke von Anlegern vermutlich mehr eine Chance für Anleger.

Amazon will zukünftig auch Medikamente vertreiben. Das sorgte bei großen Ketten wie Walgreens Boots Alliance und CVS für herbe Kursverluste. Innerhalb kurzer Zeit ging es zweistellig nach unten. Das ist insofern ein herber Schlag, weil die Aktienkurse schon seit längerem keine Freude mehr bereiten.

Walgreens Boots Alliance Inc.
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CVS Health Corp.
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Die Aktie von Walgreens steht heute tiefer als 2005. Wenn jetzt auch noch Marge von Amazon weggenommen wird, sieht es düster aus. Amazons Interesse an der Branche liegt dabei auf der Hand. Die größten Apothekenketten und Großhändler erreichten 2019 einen Umsatz von fast einer Billion Dollar (Grafik 1).

Könnte sich Amazon nur 5 % Marktanteil schnappen, wäre das für Amazon ein großer Umsatzsprung. Die Sache wird jedoch nicht ganz einfach. Bei einer Billionen Umsatz machen die Unternehmen weniger als 20 Mrd. Gewinn (Grafik 2). Die Nettomarge ist klein. Dabei sind es spezialisierte Unternehmen, die über die Jahre viel an der Effizienz gearbeitet haben.


Das größte Hindernis dürfte für Amazon aber nicht die Logistik werden, sondern die Verhandlungsmacht. Bringt ein Unternehmen für Pharmafirmen hunderte Milliarden Umsatz, ist die Verhandlungsposition bei Preisen eine ganz andere als von Amazon, das bisher keinen Umsatz vorzuweisen hat. Ob Pharmafirmen allein wegen der Möglichkeit signifikanter Umsätze bereits Rabatte geben, muss abgewartet werden.

Amazons Ziel ist vermutlich ohnehin nicht, die Branche in den Ruin zu treiben. Amazon will sein Ökosystem ausbauen. Medikamente haben bisher gefehlt. Kunden können nun noch mehr aus einer Hand bekommen. Das ist praktisch und stärkt Amazons Gesamtposition. Gewinn muss das nicht abwerfen und es muss nicht einmal ein großer Erfolg sein, um dem Zweck zu dienen.

Die Branche steht nun erst einmal unter Schock wie die Logistikbranche vor wenigen Jahren. FedEx und UPS befanden sich längere Zeit in einem Abwärtstrend. Das könnte auch bei Medikamentengroßhändlern und Apothekenketten der Fall sein. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Amazon der Branche gefährlicher wird als der Logistikbranche. Der Vertrieb von Medikamenten ist reguliert, der Aufwand ist groß. Wenn Logistikunternehmen mit Konkurrenz von Amazon weiterhin aufblühen können, kann es diese Branche erst recht. Der kurzfristige Abwärtstrend ist daher eher eine Chance.

Clemens Schmale


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  • Aus meiner Sicht
    Aus meiner Sicht

    Manchmal ist der Rückblick im Spiegel sehr hilfreich.
    Der Vergleich von Amazon, u.a. mit den Logistikunternehmen, ist sehr aufschlussreich und für mich als Aktionär von Walgreens, wichtig.

    13:35 Uhr, 26.11.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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