Kommentar
08:00 Uhr, 05.02.2021

Der Aktienmarkt ist an einem entscheidenden Punkt

Optimisten und Pessimisten haben derzeit gleichermaßen gute Argumente, weshalb der Markt weiter steigen soll bzw. zu fallen beginnen wird. Die nächsten Tage sind für die Richtung entscheidend.

Nach dem Crash im März 2020 ging es für den Aktienmarkt rasant nach oben. Für viele war das zu schnell. Es ist alles andere als intuitiv, dass Aktien nach oben eilen, wenn die Wirtschaft kollabiert. Fast ein Jahr später wissen wir: es geht. Es war dabei nicht das erste Mal, dass der Markt so schnell und stark zulegte. Der Kursverlauf seit den Märztiefs gleicht dem aus dem Jahr 2009. Der Markt legte damals innerhalb von 13 Monaten 80 % zu. Die aktuelle Erholung läuft seit gut 10 Monaten und das Plus liegt bei 70 %. Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Markt zu Beginn eines neuen Bullenmarktes rasant steigt. Es ist sogar die Regel und nicht die Ausnahme. Damit es dazu kommen kann, braucht es nur eine Grundlage. Der Ausblick muss stimmen. Im März 2009 war Anlegern klar, dass das Finanzsystem nicht kollabieren würde und staatliche Eingriffe die Wirtschaft wieder in Gang bringen würden.


Ähnlich war es im März 2020. Als Notenbanken immer größere Programme auflegten und Regierungen Billionenhilfen bereitstellten, platzte der Knoten. Der Ausblick hellte sich schlagartig auf. Irgendwann muss sich der Ausblick aber auch manifestieren. Von der Hoffnung auf Besserung allein überlebt kein Bullenmarkt ewig.

Nach der Finanzkrise gab es 2010 eine größere Verschnaufpause. Die Lage hatte sich gebessert, doch die Erholung war zäh. Der Markt war der Realität weit vorausgelaufen. Es kam zu einer Konsolidierung, die mehrere Monate in Anspruch nahm.

Ein solches Szenario ist auch jetzt wieder denkbar. Der Markt ist weit gelaufen und die Hoffnung auf hohes Wirtschaftswachstum muss sich nun erst einmal bestätigen. Die Impfkampagne läuft schleppend. Eine Rückkehr zur Normalität lässt länger auf sich warten als gedacht.

Das ist ein guter Zeitpunkt, um die Erwartungen zu überdenken. Dieser Prozess benötigt mehrere Monate. In dieser Zeit hat die Wirtschaft die Chance zur Erwartung aufzuschließen. Vieles spricht für eine solche Konsolidierung. Die Probleme für die Wirtschaft nehmen derzeit ja wieder täglich zu, statt ab.


Anleger scheinen auch noch nicht begriffen zu haben, dass neue Virusvarianten und eine schnelle Ausbreitung dieser neuen Varianten zu einer Art Pandemie in der Pandemie führt. Harte Maßnahmen könnten bis zum Sommer anhalten. Die Fallzahlen sinken in vielen Regionen, doch die neuen Varianten breiten sich weiter aus.

Sobald Restriktionen gelockert werden, dürfte es global schnell wieder zu exponentiellem Wachstum der Fallzahlen kommen. Das wird aktuell vollkommen unterschätzt und es braucht viel Glück, damit ein solches Szenario verhindert werden kann.

Auf der anderen Seite lassen sich Regierungen und Notenbanken nicht beirren. Das Geldmengenwachstum bleibt sehr hoch. Geldemengenwachstum läuft dem Aktienmarkt ungefähr ein Jahr voraus. Vergleicht man den S&P 500 mit dem Geldmengenwachstum, dann müsste der Index deutlich höher stehen. Das Geldmengenwachstum ist das derzeit beste und so ziemlich einzige Argument gegen eine Konsolidierung. Die gute Nachricht ist aber, dass Anleger selbst im Downside Szenario nur mit einer Konsolidierung rechnen müssen (unter Schwankungen seitwärts) und nicht mit einer Trendwende.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • wonder
    wonder

    So kann irren, wenn man sich am Beginn einer Pandemie zu sehr aus dem Fenster lehnt:

    Montag, 09.03.2020 - 18:28 Uhr (Kommentar C.Schmale):

    "Nach diesem Wochenauftakt kann man sich gar nicht vorstellen, dass das Chaos bald schon wieder vorbei sein soll. Aber so dürfte es kommen...

    Da alle Länder ähnlich reagieren, muss man sich die Frage stellen, wieso es in anderen Ländern (als in China) bei den gleichen Maßnahmen und dem gleichen Virus anders sein sollte. Komplette Sicherheit gibt es nicht. Wenn die Politik nicht schläft und entschlossen handelt, sollte der Spuk (der Höhepunkt der Krise) in zwei bis drei Wochen vorüber sein."

    Ja, dann hätte man es so wie in China machen müssen, aber das ist in den Ländern des Westens, wie man heute sieht, unmöglich.

    19:33 Uhr, 05.02. 2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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