Denken in Stereotypen bringt nichts
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„Nach einer Phase der Verleugnung stellen sich die Marktteilnehmer endlich den makroökonomischen und geopolitischen Risiken: schwächelnder Konsum, der mit einer steigenden Inflation konfrontiert ist, anhaltende, wenn auch etwas verringerte Versorgungsengpässe, Auswirkungen der Null-COVID-Politik in China, der mögliche weitere Druck auf die Rohstoffpreise durch den Ukraine-Krieg sowie die Konsequenzen all dieser Faktoren auf die Unternehmensgewinne. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die Zentralbanken den Spagat zwischen Inflation und Wachstum überstrapazieren. Je nach Region gilt eine Rezession unterschiedlichen Ausmaßes inzwischen als sehr wahrscheinlich.
Eine ausgeprägte Rezession, die vielleicht von Europa ausgeht und durch Erdgasembargos verursacht wird, würde weitere Abwärtsbewegungen mit sich bringen – insbesondere bei Aktien. Eine Depression oder ein Zusammenbruch der Kreditmärkte wie 2008 stellt aber nicht unser Basisszenario dar. Obwohl wir starke Rückgänge gesehen haben, kann man kaum von einer Überreaktion der Anleger ausgehen. Vielmehr spiegeln die Bewegungen aus unserer Sicht in angemessener Weise die vor uns liegenden Risiken wider, zumal der Rückgang von Bewertungsniveaus ausging, die in vielen Fällen von Beginn an nicht überzeugend aussahen.
Kapital erhalten – Unternehmen mit starken Bilanzen
Beim Vergleich von Aktien und Anleihen wird die Entwicklung der Korrelation zwischen den Anlageklassen davon abhängen, ob Wachstum oder Inflation im Vordergrund des Interesses der Anleiheinvestoren stehen. Unter dem Gesichtspunkt der relativen Bewertung, d. h. beim Vergleich der Renditen, sind Aktien im Vergleich zu Anleihen nach wie vor auf den ersten Blick günstig. Vieles hängt jedoch von den Ertragsaussichten ab. In Zukunft werden wir wahrscheinlich mehr Enttäuschungen bei den Unternehmensergebnissen erleben.
Wir bleiben vorsichtig. Dies ist kein Markt, auf dem man starke Positionen in eine bestimmte Richtung einnehmen sollte. Aktuell geht es eher darum, Kapital zu erhalten und auf bessere Gelegenheiten zu warten. Wenn möglich, wird in den Portfolios ein hoher Cash-Bestand gehalten, um auf taktische Gelegenheiten reagieren zu können.
In diesem Umfeld wird Alpha zwangsläufig durch Selektion entstehen. Wenn wir auf Unternehmensebene investieren, konzentrieren wir uns weiterhin auf Firmen mit Preissetzungsmacht und starken Bilanzen, die der Inflation und steigenden Zinsen besser standhalten können. Es ist zu früh, um wieder in Konzeptaktien, Gewinnversprechen und Cash Burn zu investieren.
Langfristig und regional vielfältig denken
Bei den Aktien bevorzugen wir weiterhin langfristige Themen, von denen wir glauben, dass sie unabhängig von den Unwägbarkeiten der makroökonomischen Aussichten von künftigen Investitionen profitieren werden. Dazu gehören Infrastruktur und der gesamte Bereich geringer CO2-Emissionen. Gleichzeitig haben die Marktvolatilität genutzt, um selektiv in einige Titel zu investieren, deren Bewertung deutlich gesunken ist, insbesondere in den etablierten Bereichen des Technologiesektors sowohl in den Industrieländern als auch in den Schwellenländern.
Aus regionaler Sicht haben wir Chancen in Japan entdeckt. Dies ist ein Markt, der oft vergessen wird. Wir sehen strukturelle Unternehmensreformen, die zu einer verbesserten operativen und bilanziellen Effizienz und damit zu Überraschungen bei den Gewinnen und zu Rekordrückkäufen führen können.“
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