Deka - Wirtschaftskommentar Europa
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1. Die wirtschaftliche Stimmung (Economic Sentiment) in Euroland hat sich leicht verschlechtert, der Index sank von 99,0 (revidiert von 89,9) auf 89,9 Indexpunkte. Damit wurden unsere Erwartungen genau getroffen, während von Bloomberg befragte Volkswirte von einem stärkeren Rückgang auf 89,6 Indexpunkte ausgegangen waren. Nur in drei Ländern - Griechenland, Irland, Österreich - war eine Verbesserung der wirtschaftlichen Stimmung zu verzeichnen, in zwei Ländern - Frankreich und Spanien - blieb sie unverändert, in allen anderen Ländern sank sie.
2. In den Teilbereichen des Economic Sentiment war die Entwicklung heterogen. Das Vertrauen der Bauwirtschaft hat sich auf dem niedrigen Vormonatsstand und unterhalb des langjährigen Durchschnitts bei -23 Punkten stabilisiert. Im Einzelhandel bewegt sich die Stimmung nur unstetig und zögerlich nach oben; im Oktober kam es zu einer leichten Verbesserung von -17 auf -16 Punkte, der langjährige Durchschnitt wird aber immer noch deutlich unterschritten.
3. Angesichts der Vorgaben aus den einzelnen Ländern war die Verbesserung des Industrievertrauens um zwei Punkte auf jetzt -10 überraschend: So nahmen beispielsweise in den beiden größten Volkswirtschaften Eurolands - Deutschland und Frankreich - die nationalen Geschäftsklimaindizes ab, in der Statistik der Europäischen Kommission hingegen zu. Während von Bloomberg befragte Volkswirte von einer Verschlechterung um einen Punkt ausgegangen waren, hatten wir eine Seitwärtsbewegung erwartet. Im Detail beurteilte die Industrie Eurolands die künftige Produktion, die Auftragsbücher und die Fertigwarenlager besser.
4. Das Konsumentenvertrauen hat sich im Oktober wieder verschlechtert und ist mit einem Stand von -12 Punkten unter seinen langjährigen Durchschnitt gefallen. Alle Aspekte des Konsumentenvertrauens wurden schlechter beurteilt: Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate bezüglich der Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftslage, der eigenen finanziellen Situation, der Arbeitslosigkeit und des Sparens wurden zurückgenommen. Einen besonders starken Einbruch erlebte das Konsumentenvertrauen
in Deutschland. Grund dafür war weniger die Einschätzung der eigenen finanziellen Situation der Haushalte als die trüberen Aussichten für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt. Vieles spricht dafür, dass dieser Einbruch auch im Zusammenhang mit den jüngsten wirtschaftspolitischen Absichtserklärungen und den fehlenden Reformvisionen der deutschen Bundesregierung steht.
5. Der weitere Ausblick ist gemischt. Kurzfristig deutet das Geschäftsklima (Business Climate), das in einer engen Beziehung zur Industrieproduktion steht, auf eine leichte Belebung der industriellen Aktivität hin. Über die kurze Frist hinaus zeichnet sich jedoch kein dynamischer Aufschwung ab, denn der umfassendere Indikator der wirtschaftlichen Stimmung (Economic Sentiment) ist weiterhin rückläufig und das Vertrauen der Dienstleister hat sich wieder verschlechtert. Darüber hinaus sprechen die nationalen Indikatoren im Oktober eine andere Sprache, und in dieser überwiegen die Molltöne.
Anmerkung:
Die wirtschaftliche Stimmung (Economic Sentiment) ist ein aus vier Vertrauensindikatoren zusammengesetzter Indikator. In ihn gehen das Industrievertrauen (40 %), das Konsumentenvertrauen (20 %), das Bauwirtschaftsvertrauen (20 %) und das Einzelhandelsvertrauen (20 %) ein.
Ein Indexstand des Geschäftsklimas (Business Climate) von Null entspricht dem langfristigen Durchschnittwachstum der Industrieproduktion von zwei Prozent. Ein Produktionsrückgang wird angedeutet, wenn der Index unter -0,5 Punkte rutscht.
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