Kommentar
12:45 Uhr, 18.12.2002

Deka sieht ifo-Daten positiv

Das (west-)deutsche ifo-Geschäftsklima sank im Dezember leicht von 87,3 auf 87,1 Indexpunkte. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg und Reuters befragten Volkswirte geringfügig übertroffen (jeweils 87,0 Indexpunkte) und unsere Erwartungen exakt bestätigt. Während sich die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage deutlich verschlechtert hat, stiegen die Geschäftserwartungen spürbar. Dies ist ein Muster, auf das wir gewartet haben. Noch ist es aber zu früh, um eine Trendwende auszurufen, dazu muss sich der Anstieg der Geschäftserwartungen in den kommenden beiden Monaten fortsetzen.

Trotz des nunmehr siebten Rückgangs des Geschäftsklimas in Folge sind die heute veröffentlichten Daten recht erfreulich, denn die Teilkomponenten vollziehen nun eine "klassische" Entwicklung: Nach dem starken Rückgang der Geschäftserwartungen in den letzten sechs Monaten hat jetzt auch die Lagebeurteilung kräftig nachgegeben: Sie sank von 79,0 auf 76,8 Indexpunkte, das ist der zweitniedrigste Stand seit Januar 1994. Gleichzeitig haben sich aber die Geschäftserwartungen der Unternehmen spürbar verbessert (von 95,8 auf 97,9 Indexpunkte). Die in der Saldendarstellung notierte ifo-Uhr hat damit den ersten Schwenk in Richtung Aufschwung vollzogen, befindet sich aber weiterhin im rezessiven Bereich.

An der Verschlechterung der Lageeinschätzung waren laut ifo-Institut vor allem der Groß- und Einzelhandel schuld. Der Konjunkturmotor "Verarbeitendes Gewerbe" war also im Dezember weniger von einer Lageeintrübung betroffen. Die Verbesserung der Erwartungen zog sich mit Ausnahme des Großhandels durch alle Bereiche.

Das Umfeld, in dem die Dezemberbefragung der 7000 Unternehmen stattfand, war durchaus gemischt. Positiv haben sich die Stabilisierung an den Aktienmärkten und der deutliche Zinsschritt der Europäischen Zentralbank ausgewirkt. Auch wenn diese jüngste Zinssenkung sich noch nicht innerhalb der nächsten sechs Monate - dem Zeitraum der Geschäftserwartungen - realwirtschaftlich bemerkbar machen wird, so ist sie dennoch ein vertrauensstiftendes Signal gewesen: Gerade in Zeiten, in denen ausufernde Haushaltsdefizite der Finanzpolitik die Hände binden, beweist die Europäische Zentralbank, dass sie ihren Handlungsspielraum ausnutzt, um einen Beitrag zur konjunkturellen Stabilisierung zu leisten. Auch der Umstand, dass in den letzten Tagen einige "gefährliche" Vorhaben wie die Vermögenssteuer zunehmend unwahrscheinlicher geworden sind, hat zur Verbesserung der Geschäftserwartungen beigetragen.

Noch ist es zu früh, um eine Trendwende auszurufen, dazu muss sich der Anstieg der Geschäftserwartungen in den kommenden beiden Monaten fortsetzen. Dass dies gelingt, ist nicht garantiert, denn auch nach der hoffentlich ausgestandenen Diskussion um die Vermögenssteuer verbleiben in der Wirtschaftspolitik noch genügend falsche Weichenstellungen. Darüber hinaus können die fehlenden Visionen in der Wirtschaftspolitik und die bisweilen chaotische Züge annehmende Diskussion um die "richtige Wirtschaftspolitik" innerhalb der Regierungsparteien für eine anhaltende Verunsicherung der Haushalte und Unternehmen sorgen. Doch gerade die Planungssicherheit ist es, die für Konsumenten und Investoren unerlässlich ist, wenn sie Entscheidungen treffen, die in die Zukunft wirken.

Alles in allem sind die heute veröffentlichten Daten recht ordentlich und fügen sich in unsere Prognose ein. Wir gehen von einem konjunkturell schlechten Winterhalbjahr aus, in dem sich das Wachstum nahe der Nullinie bewegt. Eine leichte Beschleunigung ist unserer Prognose gemäß erst im zweiten Halbjahr 2003 zu erwarten.

Quelle: Deka

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