Deka - ifo-Index steigt überraschend
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Unerwartet in der Richtung und im Ausmaß hat sich das (west-)deutsche ifo-Geschäftsklima im Februar von 87,4 auf 88,9 Indexpunkte verbessert. Von Bloomberg befragte Volkswirte waren von einem Rückgang auf 87,2 Indexpunkte ausgegangen, wir hatten sogar einen Indexstand von 87,0 Punkten erwartet.
Der Anstieg des Geschäftsklimas resultierte aus einer Verbesserung beider Komponenten. Die Geschäftserwartungen nahmen zum dritten Mal in Folge zu, dieses Mal von 98,1 auf 98,4 Indexpunkte. Stärker noch hat sich allerdings die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage von 77,1 auf 79,6 Indexpunkte verbessert. Gerade die stark verbesserte Lageeinschätzung gibt Rätsel auf. Angesichts einer im ersten Quartal gestiegenen Steuern- und Abgabenlast, gestiegener Energiekosten und hoher und steigender Arbeitslosigkeit lässt sich diese Zuversicht nur schwer erklären. Letztendlich ist aber auch der Anstieg der Geschäftserwartungen vorsichtig zu interpretieren, denn angesichts der Binnenschwäche kann es eigentlich nur das Hoffen auf einen exportgetriebenen Aufschwung sein, der hierfür verantwortlich ist. Möglicherweise setzen die befragten Unternehmen auch auf einen schnellen und erfolgreichen Krieg und auf die damit verbundene Möglichkeit einer durch einen Rückgang der Ölpreise stimulierten schneller expandierenden Wirtschaft im zweiten Halbjahr.
Nach ifo-Angaben waren bis auf die Bauwirtschaft alle anderen Bereiche - das Verarbeitende Gewerbe, der Großhandel und allen voran der Einzelhandel - von der Stimmungsaufhellung betroffen. Gerade im Einzelhandel ist dies nur schwer zu erklären, denn Steuern, Abgaben, Energiepreise und Arbeitslosigkeit lasten wie Blei auf den Haushalten. Als mögliche Erklärung bleibt das im Vormonat erreichte historische Tief (seit 1960) - "ab einem gewissen Punkt kann es nicht mehr schlechter werden".
Ist das nun die Trendwende? Man muss bei der Interpretation dieser Ergebnisse Vorsicht walten lassen, denn es tun sich einige unbeantwortete Fragen auf. Etwas Zuversicht kommt mit Blick auf die Geschäftserwartungen auf, die zum dritten Mal in Folge gestiegen sind, doch der Anstieg fällt immer noch bescheiden aus. Dies könnte eine leichte Belebung zur Jahresmitte signalisieren, doch um von einer eindeutigen Trendwende zu sprechen muss - der Faustformel des ifo-Instituts zufolge - das Klima sich drei Mal in Folge verbessern. Für die Gegenwart bleiben wir pessimistisch: Nach der von uns prognostizierten Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal 2002 kann angesichts der zusätzlichen Belastungen im ersten Quartal kaum eine Besserung eintreten. Damit ist es nur drei Quartale nach der letzten Rezession durchaus möglich, dass sich Deutschland erneut in einer Rezession befindet.
Quelle: Deka
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.