Kommentar
11:13 Uhr, 16.01.2003

Deka - Fed berichtet von gedämpften Wachstum

Mit dem "Beige Book" wurde von der US-Notenbank gestern Abend der neueste umfassende Bericht über die US-amerikanische Volkswirtschaft veröffentlicht.1 Der Ton des Beige Book der Fed blieb im Gegensatz zum Dezember unverändert. Weiterhin wird von einem gedämpften Wachstum gesprochen, aber gleichzeitig wird ein Anziehen der Konjunktur in den nächsten beiden Quartalen erwartet. Hiervon wird allerdings schon seit Beginn der Rezession im Herbst 2000 gesprochen. Wie fragil der Aufschwung noch ist, darauf hat gestern das Konjunkturforschungsinstitut NBER mit seiner Entscheidung hingewiesen, die Verkündigung des "offiziellen" Endes der Rezession zu vertagen. Damit soll die Möglichkeit ausgeräumt werden, dass im Falle eines erneuten Abschwungs bestimmt werden muss, ob dies der Beginn einer erneuten Rezession oder die Fortsetzung der alten ist. Sorgen bereiten dem NBER insbesondere die 181.000 Arbeitsplätze, die im November und Dezember verloren gingen.

Die meisten regionalen Feds weisen auf die kriegsbedingt höhere Unsicherheit für die Unternehmen hin. Die Unsicherheit muss auch die Konsumenten bei ihren Weihnachtseinkäufen geleitet haben: Trotz signifikanter Preisanreize im Weihnachtsgeschäft, blieben die Einzelhandelsumsätze im Jahresvergleich günstigstenfalls konstant. Selbst Billigketten verzeichneten nur geringe Zuwächse.

Im verarbeitenden Gewerbe scheint die Lage nicht besser zu sein: es leidet unter schwacher Nachfrage und Überschusskapazitäten. Es gilt aber hervorzuheben, dass die Entwicklung in den einzelnen Regionen und Branchen sehr uneinheitlich ist. Der schwächste Bericht kam aus dem Distrikt Dallas: hier wird von "anämischem" Wachstum gesprochen. Die stärksten Berichte kamen aus New York, Philadelphia und Cleveland. Besonders erfreulich entwickelten sich die Verteidigungsindustrie und die Biomedizin. Die meisten Distrikte berichteten aber von keinem oder nur einem leichten Anstieg der Investitionen.

Der Importpreiswettbewerb, insbesondere aus Asien, macht den einheimischen Produzenten Probleme. Der Fall des US-Dollars gegenüber dem Euro in den letzten Wochen sollte hier etwas Erleichterung schaffen. Um das Handelsbilanzdefizit signifikant zu senken, bedarf es aber einer weitaus stärkeren Abwertung des Dollars und einer dynamischeren Konjunktur bei den Handelspartnern der USA.

Auch der Dienstleistungssektor leidet unter schwacher Nachfrage, die dortige Situation blieb aber im Vergleich zum November größtenteils unverändert.

Der kommerzielle Wohnungsbau liegt weiterhin danieder, und an einigen Orten verschlechtert sich die Lage sogar. So berichtet die Fed of Dallas, dass für mindestens die nächsten zwei Jahre keine Verbesserung auf diesem Markt zu verzeichnen sein wird. Dagegen scheint sich in New York die Lage langsam wieder zu stabilisieren. Der private Wohnungsbau stellt weiterhin eine starke Stütze der US-Wirtschaft dar. Allerdings zeichnet sich auch hier eine Verlangsamung der Aktivität ab.

Die Kreditnachfrage stieg netto an, was die starke Kreditnachfrage für Konsum- und Wohnungsbauzwecke widerspiegelt. Die Kreditnachfrage der Unternehmen bleibt dagegen weiterhin verhalten. Auch hier ist die Entwicklung in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich.

Auf dem Arbeitsmarkt sieht die Lage nicht gut aus, wie auch der Arbeitsmarktbericht vom letzten Freitag vermeldete. Die Arbeitsnachfrage bleibt schwach. Der Lohndruck ist dementsprechend niedrig, da die Arbeitnehmer aus Angst vor Jobverlust sich in ihren Lohnforderungen zurückhalten. Die Krankenversicherungsabgaben belasten die Arbeitgeber, die vermehrt signalisieren, dass sie diese auf die Arbeitnehmer abwälzen wollen.

Aufwärtsdruck für die Preise für Güter- und Dienstleistungen ist kaum zu erwarten. Hierfür sorgt die hohe Wettbewerbsintensität auf den Gütermärkten.

Vor diesem Hintergrund, und angesichts von Statements diverser Fed-Vertreter, ist zu erwarten, dass die Fed die Zinsen am 29. Januar konstant lassen wird. Dies erwarten auch die Terminmärkte. Mit Zinserhöhungen rechnen wir erst Ende 2003, weil der Aufschwung zu langsam und zu holprig verläuft, und mit zu vielen Risiken behaftet ist, als dass eine frühere Zinserhöhung angebracht wäre. Zinssenkungen sind möglich im Falle adverser Schocks.

Quelle: Deka

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