Deka-EZB-Kompass weiter sehr hoch
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1. EZB-Kompass: Der Score des EZB-Kompass ist im April von 62,8 auf 60,7 Punkte gesunken. Er bleibt damit aber über der Marke von 50 Punkten, unter der erst Zinssenkungen erwartet werden können. Die Datenlage hat sich damit nicht wesentlich verändert. Die Konjunkturindikatoren schwächen sich ab, bleiben aber uneinheitlich. So stagnierten die Einkaufsmanagerindizes im April, während das Economic Sentiment – und viele seiner wichtigen Detailkomponenten – ziemlich eingebrochen ist. Die Dynamik der Industrieproduktion nimmt ab, die Outputlücke ist bereits negativ. Erstaunlich ist das nach wie vor kräftige Wachstum der Kreditvolumina. Die Jahresrate der Kredite an den Unternehmenssektor hat zuletzt sogar noch einmal auf 15,0 % zugelegt. Ausschlaggebend für die Haltung der EZB sind derzeit aber die Inflationsperspektiven. Diese haben sich leider in den letzten vier Wochen eher verschlechtert. So sind die Consensus- Inflationserwartungen sowie die Preiserwartungen der Konsumenten nochmals angestiegen.
2. Insgesamt gehen wir weiter von einem Rückgang des EZB-Kompasses in den nächsten Monaten aus. Ab dem Jahreswechsel böte er damit Potenzial für sinkende Leitzinsen. Entscheidend dafür ist aber, dass die Inflationserwartungen von ihren aktuell hohen Niveaus wieder sinken und die Tarifabschlüsse in Euroland nicht denen in Deutschland folgen.
3. Vielfach wird argumentiert, dass die EZB in einer Zwickmühle sei. Wir sehen das anders und erachten die gegenwärtige Situation der EZB als recht komfortabel. Sie kann glaubhaft ihr Mandat verteidigen, ohne die Zinsen verändern zu müssen. Angesichts der hohen Inflationsgefahren kann sie die Wünsche niedrigerer Leitzinsen leicht abwehren. Mit Blick auf die hohen Geldmarktsätze, den starken Euro und die hohe konjunkturelle Unsicherheit kann sie aber auch gut erklären, warum sie die Zinsen nicht erhöht. Mit der Entscheidung für konstante Leitzinsen minimiert sie die Gefahr eines Politikfehlers, der ihr nachgesagt werden könnte, wenn sie sich für eine Zinsrichtung entscheiden würde. Nun mag man einwenden, dass es Aufgabe einer Zentralbank sei, das angemessene Leitzinsniveau zu wählen und nicht nur Fehler zu vermeiden. Richtig – nur ist es wohl fast unmöglich, das angemessene Niveau auf 25 Basispunkte genau zu treffen, wenn man nicht im Rahmen eines modellgestützten „inflation targeting“ operiert. Deswegen wird den Richtungsentscheidungen von Zentralbanken so eine hohe Bedeutung beigemessen. Dabei keine Fehler zu begehen ist wichtig, da der Erfolg der Geldpolitik von ihrer Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit abhängt und diese würde leiden, wenn eine Richtungsentscheidung allzu wieder umgekehrt werden müsste. Dies spricht in der jetzigen unsicheren Situation für ein weiteres Verharren auf einem Leitzinsniveau von 4,0 %.
4. EZB-Kommunikation: Auf der Sitzung am Donnerstag wird die EZB ihre Leitzinsen konstant halten und auf den nicht vorhandenen Zinssenkungsspielraum sowie die unsicherere Konjunkturlage verweisen. Im Frage- und Antwortteil der Pressekonferenz wird Präsident Trichet voraussichtlich auf die Ergebnisse des Bank Lendig Surveys eingehen. Alles andere als eine Verschärfung der Kreditkonditionen wäre sehr erstaunlich. Dazu würde keine sehr „hawkishe“ Tonlage der gesamten Pressekonferenz passen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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