Deka erwartet Erhöhung der US-Leitzinsen auf 2,75 %
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1. Diesen Dienstag wird sich der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank zu seiner turnusmäßigen Sitzung zusammenfinden und aller Wahrscheinlichkeit nach die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf ein Niveau von dann 2,75 % erhöhen. Wir erwarten für Ende 2005 ein Niveau von 4,0 %. Weiteren Zinserhöhungsbedarf zeigt auch unser Prognoseinstrument DekaBank-Fed-Indikator an.
Das voraussichtliche Statement
2. Nach der Veröffentlichung der FOMC-Prognosen Mitte Februar sind keine wesentlichen Änderungen im Statement zum Zinsentscheid zu erwarten. Im letzten Statement vom Februar stand: „The Federal Open Market Committee decided today to raise its target for the federal funds rate by 25 basis points to 2-1/2 percent. The Committee believes that, even after this action, the stance of monetary policy remains accommodative and, coupled with robust underlying growth in productivity, is providing ongoing support to economic activity.” Dieser Teil des Statements sollte mit Ausnahme des Zinssatzes („2–3/4 percent“) unverändert beibehalten werden.
3. “Output appears to be growing at a moderate pace despite the rise in energy prices, and labor market conditions continue to improve gradually. Inflation and longer-term inflation expectations remain well contained.“ Der Gehalt dieses Teils des Statements sollte im wesentlichen beibehalten werden. Änderungen in der Wortwahl sind hier aber in bezug auf die Aufschwungsdynamik („moderate pace“), eine positivere Entwicklung auf den Arbeitsmärkten möglich (“labor market conditions continue to improve gradually“). Die Zahl der neugeschaffenen Stellen entwickelte sich nämlich im Februar wesentlich besser als von den Märkten erwartet.
4. “The Committee perceives the upside and downside risks to the attainment of both sustainable growth and price stability for the next few quarters to be roughly equal.“ Die Risikoeinschätzung sollte beibehalten werden. Angesichts der sich aufbauenden Inflationsrisiken sollte aber eine größere Diskussion im FOMC darüber sein, wann die Inflationsrisiken stärker gewichtet werden als die Risiken für die Konjunktur.
5. “With underlying inflation expected to be relatively low, the Committee believes that policy accommodation can be removed at a pace that is likely to be measured. Nonetheless, the Committee will respond to changes in economic prospects as needed to fulfill its obligation to maintain price stability..“ Dieser Teil sollte beibehalten werden. Angesichts der Inflationsrisiken könnte das Wort „measured“ aber möglicherweise beim zweitätigen „Strategiemeeting“ der Fed im Juni aus dem Statement genommen werden. Dies implizierte aber nicht unbedingt im Anschluss eine Aufgabe der bisherigen Praxis, den Zinserhöhungszyklus in Form von 25 Basispunkteschritten zu gestalten, gäbe aber der Fed auch den Spielraum, kräftigere Zinserhöhungen vorzunehmen.
Der Hintergrund der Zinsentscheidung
6. Die aktuellen Indikatoren bestätigen fast durchweg unsere Einschätzung einer anhaltend hohen konjunkturellen Dynamik, die das Potenzialwachstum sogar leicht übersteigt. Der Beschäftigungszuwachs im Februar lag mit 262.000 Personen in einer Region, die auf eine anhaltende positive Einkommensentwicklung hoffen lässt, und die Stimmung der Verbraucher ist weiterhin gut. Die Sparquote befand sich im Januar mit 1,0 % wieder auf einem etwas höheren Niveau, unter anderem auch dank Revisionen der Historie. Einen kleinen Dämpfer lieferte allerdings der Einkaufsmanagerindex ISM für das verarbeitende Gewerbe, der erneut zurück ging und im Februar bei 55,3 Punkten landete. Damit ist er weiterhin deutlich im Expansionsbereich, doch es ist etwas mehr Vorsicht angesagt als zuvor, was die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe anbelangt. Damit ist trotz der allzeit im Hintergrund lauernden Risiken hinsichtlich des Zwillingsdefizits und der Verschuldungssituation der privaten Haushalte das aktuelle Bild einer dynamischen Expansion intakt.
7. Das Inflationsbild der Fed kann mit „Preisniveaustabilität mit Aufwärtsrisiken“ umschrieben werden. Dass Inflationsrisiken bestehen, darauf deutet insbesondere der spürbare Anstieg der Erzeugerpreise, Importgüterpreise, der Ölpreise und Restaurantpreise hin. Die für die Fed relevante Kernrate des Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben PCE lag mit 1,6 % yoy im Januar aber weiter erstaunlich niedrig. Der auf das Jahr hoch gerechnete Sechsmonatsdurchschnitt liegt ebenfalls nur bei 1,8 % und damit innerhalb der sogenannten „comfort zone“ für die PCE-Inflation von 1-2 %, bei der sich das FOMC wohl fühlt. Aufgrund der Inflationsrisiken und der Aufwärtsrisiken für das BIPWachstum gehen wir nun nicht mehr davon aus, dass das FOMC eine Pause im Zinserhöhungszyklus im August einlegen wird. Eine Pause sollte nur im Dezember erfolgen – einem Monat, in dem die Fed traditionell eher von Zinsänderungen absieht.
8. Wie weit werden die Leitzinsen steigen? Zumindest die nächsten beiden Zinsmeetings nach dem 22. März fliegt das FOMC praktisch noch auf Autopilot. Zinserhöhungen sind dort so gut wie sicher. Ab August, und damit einem Niveau von 3,25 % – dem unteren Ende des Prognosebereichs für den geldpolitisch neutralen Leitzins –, hängt es aber immer mehr von der gesamtwirtschaftlichen Großwetterlage ab, ob überhaupt oder wie stark die Fed die Zinsen erhöht. Der Schlüsselsatz im Statement ist: „With underlying inflation expected to be relatively low, the Committee believes that policy accommodation can be removed at a pace that is likely to be measured.“ Wie Governor Bernanke vor kurzem andeutete, ist die Geldpolitik nicht mehr expansiv („accomodative“), wenn die die Steigung der Zinsstrukturkurve im historischen Vergleich wieder annähernd „normal“ ist. So zeigt der Spread zwischen den Renditen zehnjähriger Treasuries und der Fed Funds Target Rate, dass auch hier noch – wenn auch geringer – Anpassungsbedarf bei den Leitzinsen ist, sollten die langfristigen Zinsen nicht steigen. Zieht man dagegen die Potenzialwachstumsschätzungen der OECD als Näherungsgröße für den gleichgewichtigen realen Leitzins heran, so ergibt sich eine große Kluft zwischen dem momentanen realen Leitzinsniveau und dem gleichgewichtigen Realzins. Letzteres kann aufgrund der Unsicherheit der Investoren zwar durchaus niedriger sein als in der Vergangenheit. Darauf deuten die immer noch relativ niedrigen nominalen Renditen am langen Ende bei gleichzeitig relativ stabilen Inflationserwartungen hin. Welches Maß der monetären Akkomodation man aber auch heranzieht – weitere Leitzinserhöhungen sind zu erwarten.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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