Deka - Ausblick Konjunktur/Kapitalmärkte
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Der Kurssturz bei den IT-Werten belastet nach Ansicht der Volkswirte der DekaBank auch in den kommenden zwei Jahren die großen Volkswirtschaften. "Zwar befinden sich die USA in einer zyklischen Erholungsphase, der Aufschwung schreitet mit einer für 2003 zu erwartenden Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,8 Prozent jedoch nur gedämpft voran, Euroland liegt mit einem Plus von 1,5 Prozent noch darunter", so der Chefvolkswirt Prof. Dr. Michael Hüther bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Belastend wirken sich auch im kommenden Jahr die neuen geopolitischen Risiken und die substanzielle Terrorbedrohung aus. Die Volkswirtschaften zahlen hierauf eine "Terrorsteuer", in Gestalt höherer Sicherheitsaufwendungen, eines tendenziell geringeren Potenzialwachstums und höheren Risikoprämien an den Kapitalmärkten. Dabei hat die Risikotragfähigkeit der Volkswirtschaften stark abgenommen. Die Weltwirtschaft kann sich in den kommenden Quartalen keine weiteren Belastungsproben mehr leisten, heißt es in der neuesten Konjunkturprognose 2003/2004 der DekaBank-Volkswirte. Die zyklische Erholung der US-Wirtschaft wird von den real- und finanzwirtschaftlichen Auswirkungen des schubartigen Zusammenfallens der größten Aktienmarktblase aller Zeiten überlagert. Dort waren die Überinvestitionen am größten, wie die vergleichsweise starken Kursrückgänge zeigten.
"Bereinigt werden können diese Fehlinvestitionen nur durch einen länger anhaltenden Anpassungsprozess", so Hüther. Auch im Jahr 2004 dürfte das geschätzte BIP-Wachstum (2,6 Prozent) unter dem Potenzialwachstum von etwa 3 Prozent liegen. Dennoch haben die USA ein gutes Stück des Weges aus der Krise bereits hinter sich gebracht. Impulse dafür kamen sowohl von der Geld- als auch von der Fiskalpolitik. Der von den DekaBank-Volkswirten neu entwickelte Rezessionsindikator, der den Konjunkturzustand der US-Volkswirtschaft anhand zeitnaher Daten wesentlich früher anzeigt als die offizielle BIP-Statistik, lässt in den aktuellen Auswertungen vom Herbst 2002 keine Signale für eine neuerliche Rezession erkennen. Der Wirtschaftsaufschwung in Euroland kommt dagegen nur sehr zögerlich voran. Die für 2002 erhoffte dynamische Erholung blieb aus. Auch in den kommenden beiden Jahren ist daher nur mit mäßigen Wachstumsraten beim BIP zu rechnen (1,5 Prozent in 2003 und 2,3 Prozent in 2004). Der Außenbeitrag, der 2002 noch den Löwenanteil zum Wachstum lieferte, wird die Konjunktur 2003 nicht mehr in dem Ausmaß anschieben, da die Importe mit den Exporten fast gleichziehen werden. "Doch vor allem leidet Euroland an hausgemachten Problemen, wie verkrustete Arbeitsmarktstrukturen, hohe Haushaltsdefizite und steigende Sozialabgaben, die einer binnenwirtschaftlichen Eigendynamik entgegenstehen", so der Chefvolkswirt. Größter Bremsklotz für die Euroland-Konjunktur aber ist Deutschland: Mit einem Anstieg des BIP von 0,3 Prozent in 2002 und 0,7 Prozent in 2003 liegt das Wirtschaftswachstum unter dem Durchschnitt der wachstumsschwachen neunziger Jahre. Erst 2004 kann diese Serie mit einem Plus von 1,9 Prozent durchbrochen werden. Deutschland bleibt damit aber noch immer weit unter seinen Möglichkeiten.
An den Kapitalmärkten hält die Niedrigzinsphase an. Auf mittlere Sicht dürften die Rentenmärkte von dem schwachen Wirtschaftsumfeld und den beträchtlichen Risiken profitieren. Die Gefahr für eine Deflation sieht Hüther derzeit nicht: "Die Fed wird alles daran setzen, ernsthafte Deflationserwartungen nicht aufkommen zu lassen, und die Lohnabschlüsse in Euroland sind zu hoch, als dass das Preisniveau sinken sollte." Dennoch werden die Renditen von den im Markt bestehenden Deflationsängsten nach oben gedeckelt. Zudem profitieren Renten von den voraussichtlich noch lange niedrigen Realzinsen. Für Bundesanleihen erwarten die Volkswirte in den nächsten Monaten nominale Renditen, die das Niveau von 4,5 Prozent nicht nachhaltig übersteigen dürften. Die geldpolitischen Entscheidungen der beiden wichtigsten Zentralbanken, der US-amerikanischen Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB), sind aufgrund der besonderen Konjunkturlage nach Ansicht Hüthers angemessen. Die Fed hat auf den schlechteren Konjunkturausblick bereits mit einer weiteren Zinssenkung reagiert. In Euroland ist im Dezember und Januar mit Zinssenkungen von jeweils 25 Basispunkten zu rechnen. Nach dem Szenario einer moderaten Konjunkturerholung der DekaBank-Volkswirte dürften dann aber keine weiteren Zinssenkungen der großen Notenbanken folgen. Erste Zinserhöhungen erwartet der Chefvolkswirt der Deka- Bank erst wieder Ende 2003.
Quelle: Deka
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