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13:32 Uhr, 17.01.2014

Deflationsrisiko als Wachstumsbremse 2014?

Dass die ohnehin niedrige Inflation weiter falle, sei ein besorgniserregendes globales Phänomen und auch ein Warnschuss sowohl für die Unternehmens- und Bruttogewinne, als auch für das weltweite Wirtschaftswachstum, meint Bond-Spezialist und Co-CIO der Legg Mason-Tochter Western Asset Management, Kenneth Leech

London (BoerseGo.de) - Die meisten globalen Anleihen-Investoren vermissen sie schmerzlich: eine gesunde Inflation. Das weiß auch Bond-Spezialist und Co-CIO der hundertprozentigen Legg Mason-Tochter Western Asset Management, Kenneth Leech: „Dass die ohnehin niedrige Inflation weiter fällt, ist ein besorgniserregendes globales Phänomen und auch ein Warnschuss sowohl für die Unternehmens- und Bruttogewinne, als auch für das weltweite Wirtschaftswachstum.“ Er glaubt sogar, dass die Inflation in 2014 weiter fallen könnte – wenn auch deutlich langsamer.

Die Kerninflation werde in 2013 einen neuen Tiefstand seit dem Krisenjahr 2009 erreichen und auch die tatsächliche Inflation werde zwar volatiler, nicht aber wirklich höher sein. „Die Kombination aus schwachen Rohstoffpreisen und einem eher lauen Anstieg der Gehälter deutet außerdem darauf hin, dass sich die niedrige Inflation zu einem länger anhaltenden Trend entwickelt“, fürchtet Leech. Er betont, dass die Inflation deutlich unter den Zielen bleibe, die sich die Zentralbanken der Industrienationen gesetzt haben.

Was für Leech nun zählt, ist die Frage, wie die Zentralbanken auf dieses Phänomen reagieren werden. „Die Zentralbanken weltweit müssen etwas tun und im kommenden Jahr mit einer außergewöhnlich entgegenkommenden Politik aufwarten“, glaubt der Experte. Eine erste Rallye der Anleihenmärkte wurde ja bereits durch die Ankündigung der amerikanischen Notenbank (Fed) ausgelöst, sie wolle ihre quantitative Lockerungspolitik beenden. Es habe sich seitdem aber gezeigt, dass Hunde die bellen, nicht unbedingt beißen. Denn als Antwort auf die heftige Marktreaktion sei die Fed gleich wieder zurückgerudert und habe ihre Zusage zu niedrigen Raten auch nach Ausweitung der Bilanzen noch einmal bekräftigt.

„Die Frage ist nun, wie und wann die Fed auf die niedrige Inflation reagieren wird. Wir glauben nach vor, dass Fed-Chef Ben Bernanke aufrichtig über die potenziellen Konsequenzen besorgt ist, die mit einer Deflation einhergehen, und deshalb versuchen wird, dieses Risiko zu reduzieren“, sagt Leech. Auch wenn die quantitativen Lockerungsmaßnahmen enden, werde die Geldpolitik der Fed entgegenkommend bleiben. Die Ziele der Fed für 2014 hält Leech hingegen für unrealistisch, da sie auch in den vergangenen fünf Jahren ihre Prognosen im Durchschnitt um 1,5 Prozent verfehlt hätten. Aktuell gehe die Fed von einem Wachstum von knapp unter drei Prozent bei einem Anstieg der Inflation auf zwei Prozent aus.

Insgesamt sollten sich Bond-Investoren die Zentralbankpolitik weltweit im kommenden Jahr sehr genau anschauen, meint Leech. Für ihn ist es der entscheidende Faktor für den Ausblick auf die Anleihenmärkte in 2014. Denn während das Wachstum eher moderat ausfiel und die Inflation niedrig blieb, habe das ungeheure Ausmaß der entgegenkommenden Zentralbankmaßnahmen für deutlich mehr Optimismus am Markt gesorgt. In der Wahrnehmung sei das Wirtschaftswachstum also auf einem sicheren Kurs in Richtung Normalisierung. In Kombination mit sinkenden Ausfallraten in nahezu allen Anleihe-Segmenten seien die Renditen deshalb gestiegen.

„In dem Umfeld, in dem wir uns zur Zeit befinden, profitieren vor allem Unternehmensanleihen oder Mortgage Backed Securities – also das Spread-lastige Segment des Anleihenmarktes“, sagt Leech. Als Value Investor beobachte er die steigenden Preise deshalb sehr genau und habe seine Positionen bereits entsprechend vorbereitet. Dennoch bleibt er zur Zeit in diesem Bereich des Marktes übergewichtet. „Wir halten eine Spread-Verengung hin zu langfristigen Mitteln für sehr wahrscheinlich“, sagt Leech.

Außerdem glaubt das Team von Western Asset Management an eine Erholung der Weltwirtschaft und der USA. Beide werden sich weiter verbessern, wenn auch in einem eher moderaten Tempo, das aber auch intensiv beobachtet werden will. „In 2014 werden wir zwei Dinge sehr genau im Auge behalten: Die Entwicklung des Wirtschaftswachstums und die Antwort der Entscheidungsträger darauf“, resümiert Leech.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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