Fundamentale Nachricht
14:00 Uhr, 26.02.2016

Deflation voraus - Konsum jetzt einschränken!?

Wegen des Ölpreisverfalls sind die Verbraucherpreise auf dem Rückmarsch. Anders als von der EZB behauptet, wird deswegen aber niemand seinen Konsum einschränken.

Deutschland ist im Februar erneut in die Deflation gerutscht. Wie erste Schätzungen vom Statistischen Bundesamt zeigen, ist der für europäische Zwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Im Durchschnitt werden Waren also günstiger, was erfreulich für die Verbraucher ist.

Sie werden jetzt wahrscheinlich einen Großteil ihrer Anschaffungen zurückstellen, weil sie darauf hoffen, dass Sie in naher Zukunft noch günstiger zugreifen können. Statt 399 Euro kostet die Waschmaschine in einem Jahr möglicherweise nur noch 398,20 Euro - was für ein Schnäppchen!

Diese Schlussfolgerung ist natürlich völliger Blödsinn. Niemand schiebt Investitionen auf, weil sie irgendwann vielleicht ein paar Cent günstiger sind. Bestes Beispiel ist die Elektronikbranche. Zudem ist der aktuelle Rückgang der Verbraucherpreise vor allem auf den Ölpreisverfall zurückzuführen. Sie werden ihren nächsten Tankstopp wohl kaum aufschieben können.

Bei der EZB ist diese Erkenntnis aber offenbar noch nicht durchgedrungen. Die Notenbanker um Mario Draghi werden bei ihrer nächsten Sitzung im März vermutlich erneut betonen, dass Deflation um jeden Preis vermieden werden muss. Die Notenbanker argumentieren, dass rückläufige Preise den Konsum hemmen, was sich negativ auf die Wirtschaft auswirken würde.

Nicht nur in Deutschland sind die Verbraucherpreise im Februar gesunken. Auch in Spanien (-0,8 %) und Frankreich (-0,2 %) waren die Preise zuletzt rückläufig. Die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB am 10. März ihre Geldpolitik weiter bzw. noch stärker lockern wird, ist damit deutlich gestiegen. BNP Paribas geht davon aus, dass die EZB den Einlagensatz um 20 Basispunkte senken wird. Bislang waren die Analysten der französischen Großbank nur von 10 Basispunkten ausgegangen.

14 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Deflation ist vorbei, das bald aufkommende und dann dominierende Thema wird Inflation lauten!!

    15:26 Uhr, 26.02.2016
  • Otua
    Otua

    Die Annahme Deflation=Käuferstreik welche die EZB ständig als Dogma verkündet ist schlicht falsch!

    Nicht die Deflation hat in der Vergangenheit zu einem gehemmten Konsumverhalten geführt, sondern die Ursachen der Deflation.

    Richtig ist also: Depression=Käuferstreik !

    Den Schluß den ich persönlich daraus für mich ziehe ist:

    Entweder ist die EZB zu dumm um solche einfache Tatsachen zu begreifen, oder lügt der Öffentlichkeit die Hucke voll.

    14:23 Uhr, 26.02.2016
    1 Antwort anzeigen
  • tourguide
    tourguide

    Die einigen Gründe, warum wir Inflation benötigen sind:

    1. Um Lohnerhöhungen und damit den Wohlstandswachstum zu reduzieren

    2. Damit Unternehmen noch Wachstum ausweisen können

    3.Damit der Staat mehr Geld bekommt um seine Zinsen zu bedienen!

    14:22 Uhr, 26.02.2016
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten