Kommentar
15:41 Uhr, 07.11.2006

DE: Produktion - Schwacher September

1. Die Produktion im deutschen Produzierenden Gewerbe sank im September um 0,3 % mom. Von Bloomberg befragte Analysten hatten im Mittel (Median) wie auch wir mit einem Rückgang um 0,1 % mom gerechnet. Das Vorjahresniveau wird kalender- und saisonbereinigt nunmehr um 6,3 % übertroffen. Es kam zu beträchtlichen Revisionen der Vormonate durch das Statistische Bundesamt infolge einer Vorabanpassung an die jährliche Totalerhebung im Bauhauptgewerbe. So wurde die Produktion im zweiten Quartal um 0,9 Prozentpunkte (!!!) nach oben revidiert, die Produktion im Juli stellt sich nun um 0,1 Prozentpunkte, die im August sogar um 0,5 Prozentpunkte schlechter dar. Überspitzt formuliert wurden die Produktionsdaten revidiert, weil man eine vermutete zukünftige Revision schon berücksichtigen wollte, von der man aber noch nicht genug weiß, um sie gänzlich durchzuführen.

2. Die Produktionsschwäche im September zog sich durch nahezu alle Bereiche. So nahm die Energieerzeugung um 1,4 % mom ab, die Bauproduktion um 0,1 % mom und die Industrieproduktion um 0,3 % mom. Unter den industriellen Hauptgruppen stachen nur die Produzenten von Investitionsgütern positiv hervor, die ihren Ausstoß um 0,9 % mom ausdehnen konnten. Dieser Anstieg kam alle nicht vom Maschinenbau, dessen Produktion um 3,7 % mom sank, sondern von einem satten Plus der Automobilproduktion um 6,4 %. Die Produzenten von Vorleistungs- und Konsumgütern mussten dagegen ein deutliches Minus von jeweils 1,0 % mom hinnehmen.

3. Noch gibt es keinen Grund, schwarz zu sehen. Auf das Minus der Produktion im September werden wieder stärkere Zahlen folgen, denn die Auftragsbücher sind noch gut gefüllt. Doch mehren sich die Anzeichen, dass die Unternehmen den Auftragsberg erfolgreich abarbeiten, sodass das Polster dünner wird. So hat sich die Beurteilung des Auftragsbestandes durch die Einkaufsmanager klar von ihrem Hoch im Mai nach unten entfernt.

4. Trotz des schwachen Septembers war das dritte Quartal aus Sicht des Produzierenden Gewerbes ein mit einem Produktionsplus von 2,0 % qoq hervorragendes. Zusammen mit dem hoch revidierten zweiten Quartal (2,5 % qoq) markieren diese beiden Quartale ein der stärksten Produktionsphasen.

5. Mit den heutigen Daten und Revisionen zeigt sich nochmals klarer, dass das zweite Quartal einen vorläufigen Höhepunkt in diesem Konjunkturzyklus markiert. Vieles spricht dafür, dass es bei der Veröffentlichung der Schnellschätzung des Bruttoinlandsprodukts für das dritte Quartal in der kommenden Woche ebenfalls zu einer deutlichen Aufwärtsrevision des zweiten Quartals kommt, das bislang mit einem Wachstum um 0,9 % qoq ausgewiesen wird. Denn neben der starken Aufwärtsrevision der Produktion im Produzierenden Gewerbe kam es auch zu bedeutenden Aufwärtskorrekturen der Erwerbstätigenzahlen. So erfreulich dies für die deutsche Volkswirtschaft ist, so unbefriedigend ist dies für die Zunft der Prognostiker. Für das dritte Quartal erwarten wir eine Moderation des Wachstums auf starke 0,6 % qoq.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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