Fundamentale Nachricht
18:00 Uhr, 24.04.2015

Daytrader in Jogginghose löste Flash-Crash aus

Ein privater Daytrader aus London löste den bisher stärksten Intraday-Einbruch beim Dow Jones Index aus. Innerhalb von vier Jahren soll Navinder Singh Sarao rund 40 Millionen Dollar verdient haben.

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Nichts deutet eigentlich darauf hin, dass ausgerechnet Navinder Singh Sarao für den Flash-Crash im Dow Jones Index am 6. Mai 2010 verantwortlich sein soll. Damals war der US-Index innerhalb von Minuten um mehr als 1.000 Punkte (rund 9 %) eingebrochen.

Der private Daytrader war im Wesentlichen eine „Ein-Mann-Band“, wie er in einer E-Mail schrieb. Sarao wurde als Sohn asiatischer Einwanderer in London geboren und lebt auch heute noch im Haus der Eltern in einem traditionellen Arbeiterviertel der britischen Hauptstadt. Nach einem Studium an der Brunel University machte sich der heute 36-Jährige als Daytrader selbständig.

Im Zeitraum von 2010 bis 2014 soll Sarao mit dem Handel von Aktienfutures auf US-Indizes rund 40 Millionen Dollar verdient haben, behaupten US-Behörden. Am Tag des Flash-Crashs soll sich Saraos Gewinn auf fast 900 000 Dollar belaufen haben. Aber mehr noch: Sarao soll den Flash Crash mit ausgelöst haben.

So verdiente der Daytrader Millionenbeträge

Sarao nutzte offenbar eine illegale Trading-Methode, die als „Layering & Spoofing“ bezeichnet wird, um seine Gewinne zu erzielen. Dabei werden riesige Kauf- oder Verkaufsaufträge erteilt, die niemals ausgeführt werden sollen. Die Aufträge tauchen allerdings im Orderbuch der Börse auf, wo sie auch andere Marktteilnehmer sehen können. Navinder Singh Sarao nutzte einen Algorithmus, um automatische Verkaufsaufträge zu erzeugen, die andere Marktteilnehmer dazu brachten, in Erwartung sinkender Kurse selbst auf den Verkaufsbutton zu drücken.

Durch ständige automatische Modifikation der Auftragsdetails verhinderte Sarao, dass die riesigen Verkaufsaufträge überhaupt ausgeführt wurden. Da er mit kleineren Positionen aber schon vorher auf sinkende Kurse gesetzt hatte, profitierte er von den angesichts des riesigen Verkaufsauftrags fallenden Kursen. Später löschte Sarao die riesigen Verkaufsaufträge, die überhaupt nicht ausgeführt wurden, ging eine Long-Position ein und verdiente auch an der Erholung des Index mit.

Sarao tradete vor allem E-Mini-Futures auf den S&P 500, wie er in einer E-Mail an eine britische Regulierungsbehörde schrieb. Dort behauptete er auch, dass er alle Kauf- und Verkaufsaufträge manuell erteilt habe – eine Behauptung, die nach Erkenntnissen der US-Ermittlungsbehörden aber offenbar nicht stimmt.

"Märkte melken" war Saraos Ziel

Auch wenn Navinder Singh Sarao offenbar immer auf eigene Rechnung handelte, tat er dies nicht immer von zu Hause aus. Vielmehr mietete er sich einen Arbeitsplatz bei Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, Daytradern die professionelle Infrastruktur wie Rechner und eine schnelle Internetverbindung für den Handel zur Verfügung zu stellen. Ein ehemaliger Sitznachbar von Sarao erinnert sich daran, dass dieser häufig einen Jogginganzug getragen habe – obwohl er offenbar etliche Millionen Dollar schwer war. Am Tag des Flash Crashs tradete Sarao allerdings von seinem Zimmer im Haus seiner Eltern.

Sarao richtete zwei Firmen in Steueroasen ein und erreichte so, dass er in Großbritannien keine oder kaum Steuern zahlen musste. Eines der Unternehmen hieß Nav Sarao Milking Markets Ltd. "Milking Markets" bedeutet dabei so viel wie "Märkte melken".

Die US-Behörden haben nun die Auslieferung von Sarao beantragt. Sarao wurde in London festgenommen, könnte nach Zahlung einer Kaution in Höhe von 5 Millionen Pfund (rund 6,96 Millionen Euro) aber wieder auf freien Fuß kommen. Er will sich nun vor Gericht gegen den Auslieferungsantrag zur Wehr setzen.

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31 Kommentare

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  • Bigdogg
    Bigdogg

    Wer es glaubt wird selig.....das ist doch völliger Quatsch. Such wieder einmal eine arme Sau, die sie als Opfer präsentieren können.

    09:18 Uhr, 27.04. 2015
  • ningxia
    ningxia

    http://www.bloombergview.com/articles/2015-01-23/high-frequency-trading-spoofers-and-front-running

    23:29 Uhr, 26.04. 2015
  • Vito Corleone
    Vito Corleone

    BIG LOL ;-) so wird's wohl gewesen sein - nein, so muss es gewesen sein ;-)
    Schließlich konnte auch eine Nessie Millionen Jahre in einem Loch überleben.
    Dafür gibt's sogar Augenzeugen - die spinnen, die Briten.

    19:13 Uhr, 24.04. 2015
  • Oliver Baron
    Oliver Baron Experte für Anlagestrategien

    Hier gibt es die Klageschrift gegen Sarao:

    http://www.cftc.gov/ucm/groups/public/@lrenforcementactions/documents/legalpleading/enfsaraocomplaint041715.pdf

    19:13 Uhr, 24.04. 2015
  • Bradley
    Bradley

    Jeder weiß, dass alle Großbanken so den Markt manipulieren, schreiten da irgendwelche "Aufsichtsbehörden" oder Regierungen ein, nein, nun wird ein "heller Kopf" der dieses Spiel scheinbar wirklich durchschaut hat an den Pranger gestellt und jeder denkt, war nur ein "Ausnahmefall", dass dieses Spiel aber die Regel ist, scheint niemanden auf "offizieller" Seite zu interessieren, dem Lobbyismus sei Dank, was für eine kranke Börsenwelt.

    19:09 Uhr, 24.04. 2015
  • Oliver Baron
    Oliver Baron Experte für Anlagestrategien

    Wobei die Information, dass er die Kaution bezahlt hat, möglicherweise doch eine Ente war...

    19:08 Uhr, 24.04. 2015
  • Oliver Baron
    Oliver Baron Experte für Anlagestrategien

    Sarao soll seinen Reichtum sogar vor seinen Eltern geheimgehalten haben. Aber Nick Leeson (der die Barings Bank in den Bankrott spekulierte) glaubt die Geschichte auch nicht:

    http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/crime/11557755/Flash-crash-trader-Navinder-Singh-Sarao-sat-on-27m-fortune-while-his-mother-worked-two-jobs.html

    18:51 Uhr, 24.04. 2015

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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