Analyse
06:00 Uhr, 08.10.2008

DAX - Wie weit geht der CRASH ?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

DAX WKN: 846900 ISIN: DE0008469008

Börse: Xetra / Kursstand: 5.326 Punkte

Der Kursverlauf seit Februar dieses Jahres zeigt im DAX eine relativ angeordnete SKS Wendeformation. Die schwarze nach rechts unten abfallende Trendlinie stellt den maßgeblichen Sell Trigger dar. Wir waren nicht davon ausgegangen, dass sie diese Linie brechen würden, unter anderem da die Folgen so dermaßen prekär sein würden. Positiv war auch die Tatsache, dass Nachrichten wie der Zusammenbruch von Lehman Brothers oder die Auflösung von Washington Mutual, vom Markt nicht mehr durch weitere Abgaben quittiert wurde. Der DAX konnte die 5.800er Marke halten. Der Bruch der Linie kam dann dadurch zustande, dass das US Repräsentantenhaus dem 700 Mrd. Rettungsplan keine Zustimmung gab. Unterhalb besagter Linie lagen Stoplossabsicherungen mittel- und langfristig ausgerichteter Marktteilnehmer. Die wurden und werden nach wie vor ausgelöst und führen zu dem Abverkauf, den wir seit Wochen sehen.

Bei 5.350 Punkten liegt eine sehr starke Unterstützungslinie. Man könnte auch schreiben, maximal starke Unterstützungslinie. In der Tat laufen hier unterschiedlichste Chartstrukturen alle auf einem Niveau zusammen. Aber der Punkt ist der, dass crashartige Kursabgaben Unterstützungen jeglichen Grades in ihrer Wirkung ausstechen. Das projezierte charttechnische Mindest-Korrekturziel aus der eingangs beschriebenen relativen SKS Formation liegt in dem Bereich von 4.800-5.000 Punkten.

Wenn man sich die Chartbilder von Einzelaktien aus dem DOW Jones oder DAX anschaut, muß man feststellen, dass wir uns im Rahmen des laufenden Abverkaufs durchaus sogar noch mit dem Erreichen noch tieferer Kursniveaus anfreuden müssen.

Der europäische Bankenindex steht mit dem heutigen Tag kurz davor, ein neues Verkaufssignal auszulösen.

Wir warten auf Anzeichen eines echten Sell Offs, eines Selling Climax.

Anbei ein Lesson, das die Mechanismen eines Ausverkaufs (Crashs) erklärt. Wie erkenne ich einen Sell Off und dessen mögliches Ende.

Selling Climax - Der finale Ausverkauf als Marktbereinigung

Aktien wechseln von schwachen Händen in starke Hände, so läßt sich das Phänomen beschreiben. Ein dramatisch expandiertes Volumen, welches einem Preisverfall folgt, signalisiert in der Regel ein Selling Climax. Abbildung 8 zeigt einen Markt, in dem die Preise eine Zeit lang sinken und dann umkehren, wenn das Volumen signifikant expandiert. Dies ist ein Selling Climax.

Abbildung 8: Climax. Ein gutes Signal für einen Boden entsteht, wenn der Preis unter relativ hohem Volumen fällt. Das Volumen peakt dabei.

Es repräsentiert ein Auslöschen des Angebot-Überhangs. Solche Preisverfälle werden typischerweise von schlechten Nachrichten getriggert. Dabei werden schwache und uninformierte Marktteilnehmer provoziert, zu jedem erhältlichen Preis zu verkaufen. Wenn dann der Preis einmal ausreichend niedergeschmettert wurde, treten Käufer in den Markt, die besser informiert sind und fähig sind, nach vorne zu schauen. Sie sammeln das restliche Angebot auf und die Preise drehen wieder nach oben.

Selling Climaxes repräsentieren entweder einen Boden oder es folgt eine Rallye mit einer nachfolgenden Bewegung zu einem neuen Tief. In beiden Fällen aber hält der Boden, der mit dem Selling Climax markiert wird, einen längeren Zeitraum. Wie lange dieser „längere Zeitraum“ ist, hängt von der Zeitspanne des Charts ab. Natürlich wird in diesem Zusammenhang das Selling Climax in einem Intraday Chart niemals auch nur annähernd so stark sein wie das Selling Climax in einem Monatschart.

Weil die Verkäufe eine große Menge an Volumen anziehen, ist es nur natürlich, dass die nachfolgende Rallye von einem sinkendem Volumen begleitet wird. Dies ist eines der wenigen Beispiele, in denen steigende Preise bei sinkendem Volumen eine bullische Situation beschreiben.

Abbildung 9 zeigt, dass eine Rallye, welche nach einem Selling Climax folgt, oft von einem Test des Selling-Climax-Tiefs gefolgt wird.

Abbildung 9: Rebound. Eine der wenigen Situationen, in denen ein Preisaufschwung von niedrigem Volumen begleitet werden „darf“, entsteht wenn das ultimative Low gebildet wird.

Ein Anhaltspunkt, dass dieser Test erfolgreich ist, kann mit der Regel beschrieben werden, dass das Volumen bei diesem Test sehr gering ist. Dieser Zustand indiziert einen klar erkennbaren Mangel an Interesse an dem entsprechenden Titel verglichen mit der extrem emotional geprägten Phase während des vorausgegangenen Tiefs. Dieser Mangel an Interesse beim Test des Bodens typisiert eine sehr feine Balance zwischen Käufern und Verkäufern. Konsequenterweise repräsentiert dieser Zustand, wenn eine Rallye einsetzt, die frühe Phase einer großen Bewegung.

Rekordvolumen an Lows

Abbildung 10 zeigt eine Rallye, die nach einer großen Abwärtsbewegung stattfindet. Das Volumen klettert auf ein Rekordlevel. Diese Situation ist wiederum ein Anhaltspunkt dafür, dass eine vollständige Umkehr der Marktstimmung unterwegs ist. Diese Konstellationen treten nicht sehr oft auf, aber wenn sie auftreten, sollten wir sehr aufmerksam werden und die Situation nicht von der Hand weisen.

Abbildung 10: Rekordvolumen, das an einem wichtigen Tief auftritt, ist gewöhnlicherweise der Vorreiter einer starken Rallye.

Selling Climaxes besitzen eine reinigende Kraft. Sie signalisieren notwendigerweise nicht das finale Tief einer Bewegung; auf ein Selling-Climax folgt aber fast immer eine stärkere Rallye.

Autor: Frank Thönnißen

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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