Kommentar
09:32 Uhr, 12.05.2020

DAX weiter impulslos seitwärts – Inflation und Bitcoin im Fokus

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Neue Impulse sind an der Börse weiterhin Fehlanzeige. Stattdessen kehren die altbekannten Sorgen vor wieder steigenden Infektionszahlen in die Köpfe der Anleger zurück. Die nächsten zwei Wochen dürften entscheidend sein, nachdem viele Länder ihre strengen Maßnahmen nun gelockert haben. Grund genug für einen Großteil der Investoren, zunächst eine eher abwartende Haltung einnehmen.

Ihr Blick gilt in dieser Zeit auch den Konjunkturdaten. So ist die Inflationsrate in China heute Nacht weitaus niedriger gemeldet worden als erwartet und das bringt die Geldpolitik wieder ins Spiel. Die Daten nähren neue Spekulationen auf Zinssenkungen durch die chinesische Notenbank. Während viele jetzt mit Inflation rechnen, deuten die Daten aus China genau auf das Gegenteil hin: dass die Kaufkraft des Geldes wächst und die Preise fallen, statt zu steigen. Um 14:30 Uhr werden in den USA Daten zu den Verbraucherpreisen veröffentlicht. Längst ist auch in den USA eine Debatte darüber entbrannt, ob die amerikanische Notenbank den Leitzins in den negativen Bereich bewegen soll, auch wenn zwei Notenbankvertreter dies gestern als Option noch vehement ablehnten.

Um Inflation geht es auch beim heute stattfindenden Bitcoin-Halving. Die Inflationsrate im Bitcoin beträgt ab heute nur noch 1,8 Prozent und ist damit vergleichbar mit dem, was für die Inflationsrate heute in den USA erwartet wird. Aber sie liegt 83 Prozent tiefer als die Inflation in der chinesischen Währung Renminbi. Ungefähr alle vier Jahre wird sich die Inflationsrate des Bitcoin halbieren, bis sie im Jahr 2140 dann ultimativ Null erreichen wird.

Nach dem ersten Halving stieg der Bitcoin-Preis innerhalb eines Jahres von 11 auf 1.100 US-Dollar, beim zweiten Mal sprang der Preis von 600 auf 20.000 US-Dollar nach oben. Allerdings ist es fraglich, ob das Halving jedes Mal der Hauptfaktor war, der den Preis nach oben bewegte. Der Anstieg im Jahr 2012 könnte auch durch die Eurokrise und der Rettung von Zypern ausgelöst worden sein, während die letzte Rally einer größeren öffentlichen Aufmerksamkeit zu verdanken war. Jeder wollte zu dieser Zeit Bitcoin haben.

Es ist also nicht garantiert, dass der Preis jetzt wieder steigen wird. Vor allem aber könnte das Argument einer geringeren Inflationsrate jetzt weniger attraktiv sein, wenn es als Folge der lockeren Geldpolitik gar nicht zu einer höheren, sondern niedrigeren Inflation in der Weltwirtschaft kommt.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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